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Dein Blut auf meinen Lippen

Dein Blut auf meinen Lippen

Titel: Dein Blut auf meinen Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gabe
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seiner Rosalinde umschaute, stellte er erleichtert fest, dass die Verkleidung gut genug war, um keinen der Capulets Verdacht schöpfen zu lassen. Die Vampire schwebten unbeschwert umher, unterhielten sich angeregt miteinander und hatten ganz offensichtlich keine Ahnung, dass Montagues unter ihnen waren.
    "Damit vertreiben sich diese Bastarde also die Zeit, wenn sie nicht gerade unschuldige Menschen massakrieren", murmelte Benvolio, ohne die Vampire aus den Augen zu lassen.
    "Aber es sind nicht nur Vampire anwesend", wandte Romeo ein. "Wenn das friedliche Miteinander auf diesem Ball die wahren Zustände widerspiegelt, gibt es in Transsilvanien vielleicht wirklich bald Frieden." Staunend beobachtete er, wie zwei Männer zu seiner Linken – einer war ein Vampir, der andere ein Mensch - zusammen über etwas lachten. Das hätte er nie für möglich gehalten.
    "Wir sprechen uns wieder, wenn ein Capulet jemanden umgebracht hat, der dir nahestand", sagte Benvolio.
    "Lass Romeo zufrieden", wies Mercutio ihn zurecht. "Er kann ja nichts dafür, dass er zu jung ist, um mit uns an der Front zu kämpfen und zu sehen, was wir gesehen haben."
    "Ich bin froh, dass ich an euren Kämpfen nicht beteiligt war", gestand Romeo und sah Benvolio finster an. "Sonst wäre ich jetzt auch so ein blutrünstiger Wilder wie du."
    "Ich - ein blutrünstiger Wilder?" Benvolio packte Romeo am Handgelenk und zerrte daran, bis es rot anlief. "Das nimmst du sofort zurück!".
    "Und wenn nicht?" Romeo hatte Benvolios Grobheiten satt, und gerade jetzt, wo er seine Unterstützung brauchte, fand er sie besonders unpassend.
    Mercutio trat mit zwei großen Kelchen zwischen die beiden und grinste, als sei er bereits betrunken. "Lasst es gut sein, Freunde", sagte er beschwichtigend. "Seid friedlich und amüsiert euch. Wir sind hier doch unter lauter netten Leuten!" Dann gab er jedem einen Kelch und flüsterte ihnen ins Ohr: "Die uns das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie rausfinden, wer wir sind."
    Romeo wusste, dass Mercutio recht hatte, und erinnerte sich daran, warum sie dieses Risiko überhaupt eingingen: die wunderbare Rosalinde. Wenn er weiter mit Benvolio stritt, würde er seine eigenen Pläne torpedieren.
    Also hob er seinen Kelch und grinste Benvolio an. "Mercutio hat recht. Wir sollten uns anständig benehmen."
    Benvolio war immer noch Wütend, riss sich aber zusammen und prostete Romeo zu. "Das ist der Unterschied zwischen uns, Cousin: Du hältst große Stücke auf Anstand, während ich mich als einen Kämpfer betrachte und stolz bin, ein Soldat zu sein."
    "Darauf will ich trinken." Romeo verbeugte sich vor Benvolio, um dessen Mut und Kampfgeist seine Reverenz zu erweisen. Er wusste die Qualitäten des Cousins durchaus zu schätzen, und dennoch verabscheute er die Gewalt zwischen seiner Familie und den Capulets.
    "Darauf trinke ich auch", sagte Benvolio, obwohl er noch nicht ganz besänftigt war.
    Jeder der beiden nahm einen großen Schluck aus seinem Kelch, setzte ihn aber sofort ab und ließ ihn fallen. Unverzüglich spuckten sie wieder aus, was sie zu sich genommen hatten. Beide waren zu erschrocken, um zu zielen, und so spuckten sie unbeabsichtigt in Mercutios Gesicht und auf sein feines Seidengewand.
    "Herrgott, Mercutio, wo hast du denn dieses Höllengebräu her?", fragte Benvolio und hustete.
    Mercutio wischte sich mit dem Handrücken die Wange sauber. "Vom Tablett eines Saaldieners. Was ist denn plötzlich mit euch los? Mögt ihr keinen Wein mehr?"
    Romeo keuchte so sehr, dass seine Augen tränten. "Das ist kein Wein, Mercutio! Das ist... Blut!"
    Mercutio wurde so blass wie der Vampir, der in der Nähe stand. "Oh ... Ich hätte wohl erst probieren sollen ..."
    "Und ich sollte dir den Hals umdrehen", drohte Benvolio und schüttelte Mercutio am Kragen.
    Romeo wollte die beiden trennen, als eine große, grimmige Gestalt auf sie zuschwebte. Romeo kannte diesen Vampir von früher. Er war dafür bekannt, dass er die Zecher in den Wirtshäusern des Städtchens in Angst und Schrecken versetzte. Sein Name war Tybalt, und als Romeo ihm in die brennend roten Augen blickte, sah es einen Moment lang so aus, als läge ein Kampf in der Luft.
    "Guten Abend, die Herren", sagte Tybalt mit zuckersüßer Stimme. "Gibt es an Ihren Getränken etwas auszusetzen?"
    Romeo warf Benvolio einen warnenden Blick zu. Dessen Hand lag über der Tasche, in der er seinen Holzpflock versteckt hatte. Romeo zwang sich, ruhig zu bleiben und sich jovial zu geben, aber

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