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Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied

Titel: Dein Gesicht morgen 03 - Gift und Schatten und Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Marias
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Es ist, als hätte er lediglich die Anweisung gegeben: ›Leih diesem Herrn Geld bis zu dem und dem Höchstbetrag, er soll es dir mit den und den Zinsen und innerhalb der und der Frist zurückzahlen. Oder er zahlt es dir nicht zurück, das ist mir egal; du bringst es mir.‹ Offiziell rührt er es nicht an, weder bei der Ausgabe noch bei der Rückerstattung. Mit den Transaktionen muß er sich nicht befassen, sie obliegen vom ersten bis zum letzten Schritt dem Strohmann, und der Bankier übt keine Kontrolle darüber aus; darum geht es ja, sich das vom Hals zu schaffen; deshalb verzichtet er darauf, einzugreifen, er würde es auch nicht wollen. Er wird nicht wissen wollen, ob das, was er zum festgesetzten Zeitpunkt erhält, vom Schuldner kommt oder nicht; er nimmt es von dem entgegen, der es von ihm entgegengenommen hat, so wie es sein muß. Das ist alles. Für den Rest ist er nicht zuständig. Das Problem hat mein Vater also nicht mit Vickers, sondern mit diesem Mann, und der gehört nicht zu denen, die auf ein Polizeirevier gehen, um unnötige Anzeigen zu erstatten. Wir leben nicht mehr in den Zeiten von Dickens, als die Leute wegen irgendwelcher lächerlicher Schulden ins Gefängnis wanderten. Was hätte er schon davon, einen fünfundsiebzigjährigen Mann hinter Gitter zu bringen? Vorausgesetzt, das wäre möglich.«
    »Könnten sie bei deinem Vater nichts pfänden?«
    »Vergiß die langsamen Wege des Gesetzes, Jaime, dieser Mann würde sie nicht gehen, um einen offenen Betrag einzutreiben, und ich nehme an, daß deshalb Vickers und andere die Sachen an ihn delegieren, damit niemand Zeit zu verlieren braucht und alles klappt wie vorgesehen.«
    »Kann dein Vater denn nichts verkaufen? Das Haus, das, was ihm bleibt.« Ich sah am Blick der jungen Frau, einem ungeduldigen Aufblitzen trotz ihrer unterlegenen oder nachteiligen Situation (sie hatte begonnen zu bitten), daß diese Lösung nicht gangbar war, entweder weil er schon verkauft hatte oder weil sie nicht wollte, daß ihr Vater sein gewohntes Dach über dem Kopf verlor, es ist das einzige, das die Alten und Kranken tröstet und beruhigt, wenn sie innehalten müssen, egal wie wanderlustig sie gewesen sind. Ich insistierte nicht, ich wich sofort aus. »Na ja, wenn du darauf hinauswillst, daß du fürchtest, sie könnten ihn verprügeln oder sogar abstechen, dann kann ich auch nicht sehen, was sie damit erreichen würden, der Bankier und sein Strohmann. Damit, daß der Leichnam eines hochbetagten Mannes im Fluß treibt.« ›Zu viele alte Filme‹, dachte ich sogleich. ›Immer stelle ich mir die Themse vor, wie sie ihre aufgedunsenen, aschgrauen, schaukelnden Leichen wieder hergibt.‹
    »Den ersten würde ja der zweite bezahlen, vergiß ihn, er ist aus dem Spiel; er hat das Ganze nur ausgelöst, und obwohl das Geld von ihm kommt, kommt es nicht mehr von ihm.« ›Demzufolge‹, dachte ich, ›löst nicht derjenige die Dinge aus, der um etwas bittet, sondern derjenige, der der Bitte nachgibt, wenn sie ihn erreicht; daraus sollte ich etwas lernen.‹ »Was den Strohmann betrifft, er würde in diesem Fall einen Verlust erleiden, aber in anderen wird er Gewinne erzielt haben und weiter erzielen. Was er sich nicht erlauben kann, ist ein Präzedenzfall, daß jemand die Vereinbarung nicht einhält und ihm nichts passiert. Ich meine, nichts Schlimmes. Verstehst du das?« Und hier klang der Ton wieder an, vielleicht war es eher eine beginnende Ungeduld als das, was ich zuvor gesagt habe. »Nicht, daß sie meinem Vater unbedingt physische Gewalt antun würden, obwohl man auch das keinesfalls ausschließen kann. Aber sie würden ihm in jedem Fall ernsthaften Schaden zufügen, das ist sicher. Vielleicht in meiner Person, wenn sie kein besseres Mittel finden, um ihn abzuschrecken oder, von ihrem Standpunkt aus gesehen, um die Regeln anzuwenden, eine nicht erfolgte Zahlung zu bestrafen und Gerechtigkeit herzustellen. Sie könnten einem tollkühnen Seefahrer, der sich das Wegegeld geschenkt hat, seine Breitseite nicht ersparen. Aber was mir passieren könnte, macht mir nicht die größten Sorgen, es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß sie mich als Zielscheibe wählen, sie wissen, daß ich Leute kenne, daß ich nach einigen Seiten hin gepanzert bin, daß ich mich zu verteidigen weiß; natürlich nicht gegen eine Tracht Prügel oder einen Messerstich, aber darauf würden sie es nicht absehen, sondern versuchen, mich in Mißkredit zu bringen, dafür zu sorgen, daß ich in keinem

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