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Dein goettliches Herz entflammt

Dein goettliches Herz entflammt

Titel: Dein goettliches Herz entflammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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Schwertgriff erschlaffte. Im Licht der Straßenlaterne glänzte das Blut auf der Klinge.
    Ein lautes Lachen kam aus meinem Mund. »Soll das ein Witz sein?« In der ruhigen Nacht klang meine Stimme dünn und leise. Ich legte den Kopf in den Nacken und schrie in den nebelverhangenen Nachthimmel. »Soll das ein Witz sein?!«
    War das hier irgend so ein beschissenes Psychospiel? War ich in Rocquemore die Treppe hinuntergefallen und mit der Stirn auf den Asphalt geknallt? Die Tränen in meinen Augen ließen die Umrisse des Schwertes zwischen meinen Beinen verschwimmen.
    Blut. Und ein Schwert.
    Ich hatte keinen blassen Schimmer, was gerade geschehen war, aber eines wusste ich: Es war wirklich passiert. Den Beweis dafür hielt ich in der Hand. Meine Mutter hatte recht gehabt, so seltsam das auch klingen mochte.

Drei
    Das tiefe Dröhnen eines Motors und laut plärrende Musik drangen zu mir durch. Grelles Licht blendete mich. Reifen quietschten. Der Geruch von verbranntem Gummi auf Asphalt… Als ich das alles registrierte, war es schon zu spät.
    Ich schlug einen Arm vors Gesicht und wollte mich wegrollen. Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich mitten auf der Straße saß und ein Lieferwagen auf mich zuraste. Ich hatte nicht aufgepasst, war abgelenkt von dem, was ich gerade getan und gesehen hatte. Das Blut schoss so schnell durch meine Adern, dass sich meine Glieder versteiften und mir schwindlig wurde.
    Der Lieferwagen geriet ins Schleudern, kam dann aber heftig schaukelnd vor mir zum Stehen. Seine linke vordere Stoßstange war so nah, dass ich sie mit meinem ausgestreckten Arm berühren konnte. Auspuffgase, deren Gestank mir den Magen umdrehte, stiegen mir in die Nase. Aus der offenen Fahrerseite beugte sich eine kleine Gestalt heraus. Ich nahm den Arm herunter, während der laut dröhnende Motor durch mich hindurch vibrierte wie Strom, der in die Erde fließt.
    »Alles okay mit dir?«, fragte ein Mädchen in Latzhosen und mit einer Schiebermütze aus Tweed auf dem Kopf.
    Ich versuchte zu antworten, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Nein«, krächzte ich schließlich, während ich mich auf die Knie rollte und meine Hände flach auf den Asphalt drückte, um meinen geschundenen Körper in die Senkrechte zu bekommen. Als der Boden unter meinen Füßen zu schwanken aufhörte, wischte ich mir die Hände an meiner Jeans ab.
    »Schön. Könntest du dann aus dem Weg gehen? Ich muss die Post abliefern.«
    Ich musterte das zierliche Mädchen, das unter ihrer fleckigen Latzhose ein Flanellhemd und ein weißes Feinrippunterhemd trug. Die braunen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten. Sie hatte kluge grüne Augen, ein paar Sommersprossen auf der Nase und einen großen Schmutzfleck im Gesicht. An der Seite des Lieferwagens schimmerte ein altes UPS-Logo unter einer dünnen Schicht schwarzen Sprühlacks hervor. »Du bist aus New 2. Du bist eine von diesen Postläuferinnen.«
    »Und?«
    Ich schluckte, weil ich wusste, dass ich unter Schock stand und vermutlich nicht in der besten Verfassung für eine spontane Entscheidung war. Aber ich wusste auch, dass ich mir später in den Hintern beißen würde, wenn ich diese Gelegenheit jetzt nicht nutzte. Ein Tag. Ich brauchte nur einen Tag. »Ich suche jemanden, der mich in die Stadt mitnimmt.«
    Das Mädchen kniff das linke Auge zusammen und musterte mich nun ihrerseits von Kopf bis Fuß. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, es zu verbergen. »Gehörst du zu diesen Geisterjägern?«
    »Geisterjäger?«
    »Du weißt schon… Touristen, die das Übersinnliche suchen.«
    »Wie alt bist du?«
    »Fast dreizehn.«
    Ich zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. »Die lassen sich von einer Zwölfjährigen die Post bringen?«
    Das Mädchen verdrehte die Augen und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Lenkrad ab. »Du bist noch nie in New 2 gewesen, stimmt’s?« Ich zuckte mit den Schultern. »Dort geht es etwas anders zu als außerhalb des Walls.« Ihr Blick wurde berechnend. »Ich nehme dich mit, aber umsonst ist das nicht.«
    »Wie viel?«
    »Zwanzig Dollar.«
    »In Ordnung. Gib mir eine Sekunde.« Ich hob die Pistole und das Schwert auf und rannte zum Wagen, um den Schuhkarton meiner Mutter zu holen. Dann steckte ich das Schwert in meinen Rucksack – ich musste es schräg legen, damit es einigermaßen hineinpasste, trotzdem ragte es noch ein Stück heraus –, schob die Pistole in meinen Hosenbund und schloss das Auto ab.
    »Ich muss nur noch meine Säcke beim Postamt abgeben, dann

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