Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)
winzigen Bronzeplättchen, aus denen sein Kopf und sein Hals bestanden.
Nach dem Unterricht war ich schnell über den Jackson Square in das Café du Monde gelaufen und hatte mir ein paar Beignets gekauft. Dann hatte ich mich mit Michel in der Presby getroffen, wo er mich in die Bibliothek hineingelassen hatte. Es war schon spät, aber ich wollte den neuen Stapel durcharbeiten, bevor ich wieder in den GD ging.
Ich fand einen Hinweis auf eine Hexe aus dem alten Ägypten. Sie hatte einen Fluch entwirrt, mit dem die Göttin Sekhmet einen Mann belegt hatte. Jede Nacht verwandelte er sich in einen Löwen und fraß seine ganze Familie auf. Jeden Morgen wachte er als Mann wieder auf, mit seiner Familie am Leben, nur um den Albtraum in der nächsten Nacht wieder zu erleben.
Armer Kerl, dachte ich, gefangen in einer ägyptischen Psycho-Version von Und täglich grüßt das Murmeltier. Ich zog die Schriftrolle unter dem Übersetzer hervor und legte sie beiseite.
Das war jetzt das zweite Mal, dass ich einen Hinweis auf eine Hexe fand, die einen von einem Gott ausgesprochenen Fluch entwirren konnte. Es war also möglich. Jetzt brauchte ich nur noch eine Hexe zu finden, die das Gleiche für mich tun konnte. Nichts einfacher als das.
Das Letzte, was noch auf dem Tisch lag, war eine runde Steinplatte mit Hunderten spiralförmig angeordneten Symbolen. Ich schob die Scheibe unter die Glasplatte und wurde stocksteif, als die Worte »Athene«, »Tempel« und »Tor« erschienen.
Das Ding war so eine Art Handbuch für Athenes Hohepriesterin. Es erklärte, wie man aus dieser Welt in den Tempel der Göttin im Olymp kam, wo die Priesterinnen in ihr Amt eingeführt wurden, Opfer darbrachten und Anweisungen von Athene erhielten.
Athenes Blut, das in einem kleinen Krug aus Alabaster aufbewahrt wurde, wurde von einer Hohepriesterin zur nächsten weitergegeben und dazu benutzt, vier Symbole zu zeichnen, die die Umrisse eines Tors ergaben, wenn man sie miteinander verband.
Ich las die Scheibe mindestens zehn Mal, bis ich sie auswendig konnte, dann sank ich auf meinem Stuhl zusammen und stieß einen tiefen Seufzer aus. Ich starrte ins Leere und war völlig fassungslos, als mir klar wurde, was ich da gefunden hatte: einen Weg in Athenes Reich.
Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
Ich brauchte drei Dinge, um das Tor so zu öffnen, wie es früher die Hohepriesterinnen getan hatten: Athenes Blut, die Symbole für das Tor, die ich auswendig gelernt hatte, und Jungfräulichkeit, da jede Priesterin Athenes Jungfrau gewesen war. Zwei der drei Dinge konnte ich also abhaken; jetzt musste ich nur noch überlegen, wie ich an Athenes Blut kam.
Als ich die Bibliothek verließ, war es draußen schon dunkel. Sobald sich die Doppeltür hinter mir schloss, setzte ich mich im Flur auf den Fußboden und zeichnete die Symbole in meinen Notizblock, genau so, wie ich sie auf der Steinplatte gesehen hatte.
Dann eilte ich die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, doch das Geräusch von Stahl, der auf Stahl traf, ließ mich meine Richtung ändern. Neugierig folgte ich dem Lärm einen Gang hinunter bis in den Innenhof hinter dem Hauptgebäude, wo Schwertkampf auf der Rasenfläche geübt wurde.
Ich blieb neben einer gusseisernen Bank stehen und sah zu, wie zehn Jugendliche – in meinem Alter und ein bisschen älter – trainierten. Es war nur ein Mädchen darunter, dunkelhaarig, mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht.
Bran warf einen Blick über die Schulter und entdeckte mich. Ich hob die Hand und ging zu ihm. »Möchtest du mitmachen? Das wäre eine gute Ergänzung zu unserem Training«, meinte er.
»Was für ein Kurs ist das?«
»Schwertkampf für Fortgeschrittene. Zum größten Teil Collegestudenten. Zum größten Teil Ramseys.«
Während ich den Schwertkämpfern zusah, fragte ich mich, wie es wohl war, so eine große Familie zu haben. »Sind Kinder von Ihnen dabei?«, erkundigte ich mich.
»Nur entfernte Verwandte, außer dem Mädchen da. Kieran. Meine Tochter«, sagte er stolz. »Die Jüngste in diesem Kurs.«
»Das überrascht mich nicht.« Ich wollte nicht allzu beeindruckt klingen. Brans Ego war schon groß genug. »Wie alt ist sie?«
»Dreizehn. Sie könnte dir in weniger als sechzig Sekunden den Kopf vom Körper trennen. Das hätte sie übrigens schon mit zehn geschafft.«
Ich lachte. »Ich werd’s mir merken. Sie haben nicht zufällig noch ein paar Sprösslinge an der Presby, denen ich besser aus dem Weg gehen sollte?«
Bran
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