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Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Dein göttliches Herz versteinert (German Edition)

Titel: Dein göttliches Herz versteinert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Keaton
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haben.
    An meinem Hals spürte ich einen pochenden Schmerz. Ich drehte den Kopf ein bisschen, gerade so viel, um zu sehen, dass Sebastian nicht mehr da war. Das plötzliche Geräusch von Schritten wurde millionenfach verstärkt und ich zuckte zusammen, als ich das metallische Klirren eines Schlüssels im Schloss hörte. Ich stand weder auf noch bewegte ich mich. Ich konnte nicht. Eine Hand griff nach meinem Arm. Ich zeigte den Mittelfinger und lachte, ein trockenes, kratzendes Geräusch. Eine zweite Hand packte mich.
    Ich wurde hochgerissen und aus der Zelle geschleift. Mein Kopf kippte nach vorn, strähnige Haare fielen mir ins Gesicht, dann musste ich mich übergeben.
    Großer Gott.
    Mir wurde schwarz vor Augen. Ich seufzte dankbar, bevor ich ohnmächtig wurde.
    Ich wachte auf und roch frische Luft und Gras. Ah, der Garten. Die Wächter ließen mich los, ich fiel nach vorn, sank in das weiche Gras und drehte den Kopf zur Seite, damit ich auf dem nach Frühling duftenden Kissen ausruhen konnte. Schön.
    Ich lag reglos da, flach ausgestreckt und versunken in Glückseligkeit. Im Vergleich zu der stickigen, unbequemen Zelle war das hier der Himmel. Meine Hand strich über das Gras, als eine Kirschblüte auf meiner schmutzigen Haut landete. Ich nahm sie zwischen Zeige- und Mittelfinger und hob sie langsam an meine Nase, atmete tief ein und wollte gerade meine Augen schließen, als Gelächter und das Klimpern einer Gitarre mich daran hinderten.
    Ich ließ meinen Kopf, wo er war, und sah mir alles im Liegen an. Ich musterte die blühenden Bäume, das Gras, die Mauer, den Vogel, der mit angelegten Flügeln dort hockte und mich mit schief gehaltenem Kopf betrachtete.
    Henri. Die Hoffnung, die in mir aufstieg, tat richtig weh. Ich wollte mir die Augen reiben, um den Vogel besser sehen zu können, doch erneut lenkten mich Stimmen aus dem weißen Marmorpavillon ab.
    Dort waren mehrere Personen, sie lagen entspannt auf den Sitzsofas. Athenes Lachen schallte durch den Garten. Dann folgte eine tiefere Stimme. Ich runzelte die Stirn und konzentrierte mich so lange auf das zur Seite gekippte Bild vor meinen Augen, bis ich es ganz deutlich sehen konnte.
    Auf einer der Chaiselongues lag Athene, auf den Ellbogen gestützt, den Kopf in die Hand geschmiegt, die Beine unter sich angezogen.
    Am anderen Ende des Sofas saß Sebastian und spielte Gitarre. Er sagte etwas über die Schulter zu der Göttin, Sie lachte wieder. Seine schwarzen Haare fielen ihm in die Stirn. Er trug ein sauberes weißes Hemd mit offenem Kragen und eine dunkle Hose. Seine Füße waren nackt.
    Die Blutsaugerin Zaria, die ihn wiederholt an den Rand des Todes gebracht hatte, lag auf dem anderen Sofa. Auf dem Boden vor ihr saß die Dienerin, deren Handgelenk Zaria aufgeschlitzt hatte. Zarias Hände spielten mit den Haaren des Mädchens.
    Ich versuchte, die Szene vor mir zu verstehen, doch das war in etwa so, als würde ich mir einreden wollen, dass der Weihnachtsmann keine Erfindung war; es ergab einfach keinen Sinn. Das war ein Traum, eine Lüge, eine Realität, die nicht sein konnte …
    Mir war egal, was ich sah. Es war einfach nicht wahr.
    Mein Herz klopfte wie wild. Was tat Sebastian dort? Warum war er bei ihnen?
    Ich drückte meinen steifen, schwachen Körper vom Boden ab, bis ich saß. Plötzlich schwankte ich hin und her und musste mich mit den Händen im Gras abstützen, um nicht umzukippen. So blieb ich, bis ich mein Gleichgewicht wiederfand und das Schwindelgefühl vorbei war. Dann kroch ich Zentimeter für Zentimeter zu dem Brunnen, der im Garten stand.
    Das plätschernde Wasser klang so schön und bizarr und lächerlich. Der Marmor war kalt, wunderbar kalt. Ich zog mich an dem Brunnen hoch, stützte mich mit dem Oberkörper auf dem Rand ab und tauchte meine Hände in das klare Wasser. Die Haut an meinen Lippen war aufgesprungen, das kühle Nass fühlte sich so gut darauf an, dass ich seufzte.
    Ich trank gierig; der erste Schluck kaltes Wasser löste einen heftigen Krampf in meinem leeren Magen aus, doch ich trank weiter.
    Nachdem ich meinen Durst gestillt hatte, spritzte ich das Wasser auf mein ausgetrocknetes, schmutziges Gesicht. Dann tupfte ich ein wenig davon auf die Bisswunde an meinem Hals. Die pulsierende Hitze ließ nach. Gott, es fühlte sich so gut an.
    Weil ich etwas zu Kräften gekommen war, zog ich mich noch weiter an dem breiten Rand des Brunnens nach oben und setzte mich darauf. Es war nicht einfach, meinen Kopf oben zu halten, er fühlte

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