Dein Herzensprinz Prinzessin
dass ich ans Sara Lawrence College gehe, weil sie in ihrer Jugend (als man sich die Nylonstrümpfe noch mit brauner Farbe an die Beine gemalt hat) immer davon geträumt
hat, dort zu studieren. Das ging dann aber nicht, weil sie Grandpère geheiratet hat. Wir haben alle versucht, sie zu ignorieren, was uns damals bei der Familientherapie erfolgreich gelungen ist, diesmal aber leider unmöglich war, weil Rocky sie und sogar ihre Stimme (WARUM?) liebt und sofort zum Telefon gerannt kam, als er sie hörte. Immer wieder brüllte er: »Grongmähr, Grongmähr, wann komms’u wida su uns un’ gibs Wocky ein Kuss?«
Unvorstellbar, aber wahr. Rocky will tatsächlich von diesem Drachen geküsst werden. Dabei ist sie noch nicht mal richtig mit ihm verwandt (der Glückliche).
Das war schon mal der erste Tiefschlag - also, dass ich tatsächlich innerhalb von acht Tagen entscheiden soll, wo ich studiere, meine ich.
Tausend Dank, echt! Als würde ich nicht schon genug unter Druck stehen.
Dad behauptet, es sei ihm egal, wo ich studierte, solange ich mit meiner Wahl glücklich sei. Aber das stimmt nicht. In Wirklichkeit erwartet er natürlich, dass ich mich für eine der altbekannten Elite-Universitäten entscheide - andernfalls kann ich gleich Harakiri begehen.
»Wie wäre es, wenn du nach Yale gingst?«, hat er gesagt. »Will JP nicht auch nach Yale? Ihr könntet zusammen dort studieren.«
JP möchte wegen der theaterwissenschaftlichen Fakultät nach Yale, die als eine der besten in ganz Amerika gilt, aber ich kann dort auf gar keinen Fall hin. Dann müsste ich nach Connecticut ziehen und das ist viel zu weit von Manhattan entfernt. Was ist, wenn Rocky oder Fat Louie irgendwas passiert - wenn in unserem Haus plötzlich ein Feuer ausbricht oder das Gebäude zusammenstürzt - und ich ganz schnell vor Ort sein muss?
Außerdem hat JP sich sofort an der Université de Genovia beworben, als ich ihm erzählt hab, dass ich dort studieren
werde. Und das, obwohl man in Genovia nicht Theaterwissenschaften studieren kann und ich ihm erklärt hab, dass er seine Karrierepläne getrost vergessen kann, wenn er dort hingeht. Aber er hat gesagt, das sei egal. Hauptsache, er sei mit mir zusammen.
Wahrscheinlich hat er damit sogar recht. Dass es egal ist, meine ich. Sein Vater ist total einflussreich und wird auch ohne Studium dafür sorgen, dass JPs Stücke auf die Bühne kommen.
Aber davon wollte ich jetzt eigentlich gar nicht reden. Das ist alles nicht so schlimm, deswegen flippe ich nicht aus. Nein, das liegt an dem, was danach kam.
Dabei fing es so gut an. Grandmère erinnerte mich noch mal streng daran, dass ich ihr schnellstmöglich eine aktualisierte Gästeliste zukommen lassen soll, und sagte dann zu Mr G: »Legen Sie eigentlich großen Wert darauf, dass Ihre Nichte und Ihr Neffe kommen? Wenn ich die beiden von der Liste streiche, könnte ich stattdessen die Beckhams einladen. Denken Sie bitte darüber nach«, und beendete dann das Gespräch.
Als sie aus der Leitung war, wollte ich schon erleichtert aufatmen. Doch dann sagte Dad zu meiner Mutter: »So. Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo du ihn ihr zeigen solltest.« Darauf sagte Mom: »Ich bitte dich, Phillipe, wir müssen doch kein solches Drama daraus machen. Ich gebe ihn ihr später, wenn wir aufgehört haben zu telefonieren.« Aber darauf sagte Dad: »Ich bin nun mal ihr Vater und würde gern für sie da sein, um sie seelisch zu unterstützen - auch wenn ich das im Moment nur übers Telefon tun kann.« Darauf wieder Mom: »Ich finde, dass du übertreibst, aber gut, wenn du unbedingt darauf bestehst.« Damit stand sie auf und ging in ihr Zimmer.
Ich muss sagen, dass ich ziemlich nervös wurde. »Äh, kann ich vielleicht auch mal erfahren, worum es hier eigentlich geht?«
»Nichts Schlimmes«, beruhigte Mr G mich. »Dein Vater hat nur einen Artikel auf der Webseite von CNN gefunden, den er uns heute gemailt hat.«
»Und ich möchte, dass du ihn liest, Mia«, kam Dads Stimme über Lautsprecher, »bevor du in der Schule von jemandem darauf angesprochen wirst.«
Mir wurde sofort ganz schlecht, weil ich dachte, es wäre irgendein widerlicher neuer Plan, den René ausgeheckt hat, um noch mehr Touristen nach Genovia zu locken. Vielleicht wollte er ein Hard Rock Café eröffnen und zur Eröffnungsparty diesen superekligen Schnulzensänger Clay Aiken einladen, um seinen Hit »Bridge over troubled Water« zu singen.
Aber das war es nicht. Als Mom zurückkam, hielt sie
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