Dein ist das Leid (German Edition)
ebenfalls der Geheimhaltung unterliegt, wenn da eine Veränderung eintritt oder bereits eingetreten ist. Ich rate nur, aus dem Bauch heraus. Irgendwelche Fakten habe ich nicht.“
Casey nickte. „Als du vorhin hier reingekommen bist, passte es dir gar nicht, dass ich mir gerade Mercers Pressekonferenz angesehen habe. Das heißt doch, dass er ebenfalls darin verwickelt ist.“
„Dazu kann ich keinen Kommentar abgeben.“
„Und Lyle Fenton?“
Hutch ließ eine Hand durch die Luft sausen. „Das war’s, Casey. Keine Fragen mehr. Ich habe schon mehr gesagt, als ich durfte. Wenn ich jetzt noch etwas sage, verletze ich nicht nur bürokratische, sondern auch ethische Regeln und breche außerdem meine persönlichen Grundsätze.“
Casey hörte ihm genau zu und ließ ihn nicht aus den Augen. Er war dazu ausgebildet, sich nie etwas anmerken zu lassen, und er war sehr gut. Aber in diesem Fall wollte er ihr etwas mitteilen, ohne es auszusprechen.
Was immer für Ermittlungen das FBI durchführte, der Abgeordnete Mercer und Lyle Fenton spielten wesentliche Rollen dabei.
„Casey“, fügte Hutch grimmig hinzu, „wahrscheinlich habe ich dir alles andere als einen Gefallen getan, indem ich das beim FBI überhaupt zur Sprache gebracht habe. Die wissen jetzt, dass ihr alles tut, um Paul Everett zu finden, und sie werden alles tun, um euch daran zu hindern.“
„Haben sie das ganz offen gesagt?“
„Natürlich nicht, sonst dürfte ich es dir gegenüber auch gar nicht erwähnen. Aber wir sind beide schlau genug, um uns das denken zu können. Dass sie sich ein Amateurvideo deiner Klientin auf YouTube ansehen konnten, ist eine Sache, das mussten sie nicht unbedingt ernst nehmen. Etwas ganz anderes ist es, wenn plötzlich einer von ihren eigenen Leuten ein paar Insider anruft und Fragen stellt. Die meisten Agenten, die ich kenne, wissen von unserer Beziehung. Die ganze Angelegenheit ist ziemlich beschissen.“
„Das Risiko mussten wir eingehen“, erwiderte Casey. „Du brauchst gar nicht zu sagen, ich soll die Sache fallen lassen, denn das werde ich nicht. Von mir aus soll das FBI sich zu den anderen Typen gesellen, die uns observieren. Eure Agenten werden zumindest nicht versuchen, uns umzubringen.“
„Sehr witzig.“ Hutch verzog das Gesicht. „Ich versuche nicht, dich davon zu überzeugen, das wäre sowieso nur Zeitverschwendung. Aber ich kann in dieser Sache nichts mehr unternehmen – außer mir Sorgen um dich zu machen.“
„Dann kann ich auch nicht mehr erwarten.“ Casey war genauso direkt wie er. „Aus demselben Grund bekommst du nicht die kleinste Information mehr von mir. Vermutlich habe ich meiner Klientin schon genug Schaden zugefügt, indem ich dich mit an Bord holte. Ab jetzt bist du draußen.“
„Schön.“ Hutch zog immer noch ein finsteres Gesicht. „Aber verschwinden werde ich auch nicht.“
„Musst du nicht morgen oder übermorgen zurück in Quantico sein?“
„Willst du mich loswerden?“
Casey wollte ein Lächeln aufsetzen, schaffte es aber nicht ganz. „Nein. Dazu bist du zu gut im Bett.“
„Das ist nicht witzig, Casey. Ich habe keine Ahnung, wer hier die Fäden zieht. Aber du könntest direkt in ein Minenfeld marschieren.“
„Dann können wir nur hoffen, dass ich nicht danebentrete. Denn ich werde Paul Everett finden.“
23. KAPITEL
John Morano installierte gerade ein neues Computersystem in dem kleinen Wohnwagen, als Lyle Fenton hereinspaziert kam.
„Prima, Sie verschwenden keine Zeit“, verkündete er. „Das mag ich bei Leuten, mit denen ich Geschäfte mache.“ Fenton warf einen Blick aus einem der Seitenfenster auf die nahe gelegene Bucht. „Gute Idee, am selben Fleck zu bleiben. Ich weiß aus Erfahrung, wie wichtig es ist, bei Bauarbeiten in der Nähe zu sein, sonst setzen da Nachlässigkeit und Faulheit ein.“
„Ich bin nicht am selben Fleck geblieben“, sagte Morano. „Wir sind hier auf der anderen Seite der Anlegestelle. Drüben stinkt es zu sehr nach Benzin und verbranntem Holz. Außerdem ist der Tatort immer noch abgesperrt.“
„So genau hatte ich das auch nicht gemeint.“ Fenton sprach mit einem harten Unterton – und Morano passte es schon nicht, seine Arbeit unterbrechen zu müssen.
„Tut mir leid, dass ich schlechte Laune habe“, entschuldigte er sich. „Das war nicht gerade die beste Nacht meines Lebens.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Also, was führt Sie her?“ Morano lächelte schwach. „Bringen Sie ein Einweihungsgeschenk
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