Dein ist das Leid (German Edition)
schloss die Tür hinter sich und ging zu ihrem Platz am Kopfende des Tischs. „Wir brauchen erst ein wenig Zeit, dann rufen wir dich.“
„Sehr gut, Casey. Ich schalte auf Stand-by.“ Yoda verstummte.
Casey setzte sich und spürte alle Blicke auf sich. Selbst Hero, der sich zu ihren Füßen ausstreckte, blickte voller Erwartung zu ihr herauf.
„Ihr wisst ja alle, dass ich Hutch gebeten habe, uns bei der Suche nach Paul Everett zu helfen“, begann Casey und schob die Finger unterm Kinn ineinander. „Er hat den größten Teil des Tages damit verbracht, Leute anzurufen und Mails rauszuschicken. Er hat nichts erreicht.“
„Also hat das FBI nichts über Everett“, dachte Marc laut nach. „Das überrascht mich. Ich wollte Hutch mal Guten Tag sagen, aber er hat sich in einem Büro eingeschlossen. Da er so lange brauchte, ging ich davon aus, dass er wichtige Sachen in Erfahrung bringt. Da hab ich wohl falschgelegen.“
„Nein, hast du nicht.“ Casey blieb ernst. „Er hat allerhand zu hören gekriegt.“
Claire wirkte verwirrt. „Aber du hast doch gerade gesagt, dass er nichts erreichen konnte.“
„Sie haben ihm einen Maulkorb verpasst.“ Marc ließ Casey nicht aus den Augen. „Paul Everett ist in irgendwas verwickelt, aber das FBI will nicht, dass wir darin herumschnüffeln. Wenn sie ihm überhaupt was erzählt haben, darf er es nicht an uns weitergeben.“
„Darauf läuft es im Wesentlichen hinaus.“ Casey nickte. „Ich schätze, viel haben sie ihm sowieso nicht erzählt. Was er trotzdem herausgefunden hat, muss er für sich behalten. Dass ich ihn überhaupt hinzugezogen habe, war ein schlimmer Fehler. Dadurch, dass ich ihm Einzelheiten über den Fall erzählte, habe ich uns und Amanda geschadet. Er weiß jetzt, wie weit wir mit unseren Ermittlungen gekommen und was unsere Trumpfkarten sind, die wir noch ausspielen können. Falls er es für notwendig hält, kann er das alles an seine Chefs weitergeben. Ihr wisst ja, wie prinzipientreu er in diesen Dingen ist. Also, da hab ich einen kapitalen Bock geschossen. Es tut mir leid.“
Ryan und Claire tauschten einen Blick – zum ersten Mal überhaupt, seit er ihr Apartment verlassen hatte, sahen sie sich an. Aber jetzt wussten sie, von wem die negative Energie ausging, die Claire spürte, aber nicht festmachen konnte.
Claire nickte Ryan bestätigend zu, bevor sie wieder zu Casey blickte. Er verstand sofort, was sie sagen wollte. Er brauchte nicht weiter den anderen hinterherzuschnüffeln. Alle im Team zogen wieder an einem Strang.
„Das war doch nicht dein Fehler, Casey“, sagte Patrick. „Wir wussten alle, dass du Hutch um Hilfe bittest, auch Amanda. Das war eben ein Risiko, das wir eingegangen sind. Marc und ich, wir waren beide auch mal beim FBI – wir wissen, wie der Laden läuft. Wenn der Fall unter Geheimhaltung steht, sind Hutch die Hände gebunden.“
„Das muss nicht unbedingt so sein“, schränkte Marc ein. „Was genau hat Hutch gesagt – oder nicht gesagt?“
Casey musste beinahe lächeln. Wie immer lag Marc genau auf ihrer Wellenlänge. „Ich konnte aus seinen Antworten herauslesen, dass Paul Everett in einer groß angelegten – und unter Verschluss stehenden – Ermittlung der Bundesbehörden eine Schlüsselrolle spielt. Über Fenton und Mercer wollte er auch nicht reden, also scheinen die für das FBIin diesem Fall ebenfalls von Interesse zu sein. In welcher Hinsicht und wie tief sie darin verwickelt sind, weiß ich nicht. Ich weiß allerdings, dass Paul Everett definitiv noch am Leben ist. Was immer Hutchs Kontaktleute ihm erzählt haben mögen, ich habe gemerkt, dass er davon überzeugt ist. Und wenn er das ist, dann stimmt es auch.“
„Ließ er durchblicken, dass entweder Fenton oder Mercer oder beide etwas über Everetts Verschwinden wissen?“, fragte Ryan.
„Nein.“ Casey schüttelte den Kopf. „Das soll nicht heißen, dass sie ihre Finger dabei nicht im Spiel hatten, aber ich glaube nicht, dass sie wissen, wo er jetzt steckt. Wenn das FBI so etwas annehmen würde, wären sie längst vernommen worden.“
„Die sind ganz unterschiedlich“, ließ Claire sich vernehmen.
„Wer?“
„Fenton und Mercer. Ihre Beteiligung ist von unterschiedlichem Grad. Fenton besitzt eine sehr finstere Aura, die von Mercer ist heller, eher grau, und außerdem verschwommener, als würde er zwischen der hellen und der dunklen Seite stehen.“
„Das klingt ja, als wäre er ein verdammter Jedi“, murmelte Ryan.
Claire musterte
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