Dein ist das Leid (German Edition)
Kumpel fuhr ihn raus zu einem Hubschrauberlandeplatz, als das Wetter sich vorübergehend aufhellte. Der für die Einhaltung des Flugplans verantwortliche Sergeant erwartete ihn schon und setzte ihn in den ersten startenden Helikopter. Jemand würde sehr verärgert sein.
Paul war das völlig egal.
Eine halbe Stunde später war Paul wieder in Bagdad.
Ein anderer alter Kumpel fuhr ihn zurück zur Botschaft. Dort verschwendete Paul keine Sekunde, setzte sich an dessen Computer und rief YouTube auf. Er tippte seinen eigenen Namen in das Suchfeld und klickte das Video an.
Dreimal hintereinander sah er es sich an, bevor ihm wirklich klar wurde, was das zu bedeuten hatte. Erst war er schockiert, dann wie betäubt, schließlich außer sich vor Wut.
Er packte sein BlackBerry und versuchte, eine Verbindung zu bekommen. Wegen der Stürme in der Gegend war das unmöglich. Trotzdem, niemand würde ihn mehr aufhalten.
Er setzte sich noch einmal an den Computer, um eine interne Mail zu schreiben. Bei dem Wetter würde es eine Weile dauern, bis die Mail gesendet werden konnte, aber irgendwann würde sie den Empfänger erreichen.
Sein Chef würde sich winden. Nicht wegen seiner Ausdrucksweise oder seiner Drohungen. Sondern weil er die Mail als CC gleichzeitig an den Vorsitzenden des Prüfungsausschusses geschickt hatte.
Der Text war eindeutig und kam sofort zum Punkt.
Ich habe es satt, herumgeschubst zu werden. Ich weiß jetzt alles. Ich habe das Video gesehen und fliege zurück in die USA. Sobald ich gelandet bin, fahre ich sofort ins Krankenhaus zu Amanda, um meinen Sohn zu retten. Sollte ihm irgendetwas zustoßen, mache ich Sie persönlich und jeden anderen beschissenen Bürokraten dafür verantwortlich. KOMMEN SIE MIR NICHT IN DIE QUERE!
Paul wusste, dass die Zeit gegen ihn lief. Er musste so schnell wie möglich zu seinem Sohn, und man würde alles tun, um ihn daran zu hindern. Sein Kumpel brachte ihn zum Flughafen und verschaffte ihmeinen Platz in der Militärmaschine nach Kuwait. Er war auf dem Weg nach Hause.
Zu Justin.
Die eilig einberufene Sitzung fand in einem kleinen, unscheinbaren Konferenzraum statt.
Die Liste der Teilnehmer – wie auch das Thema – standen unter Geheimhaltung: der Leiter der ganzen Abteilung, der zuständige Teamleiter und der stellvertretende US-Bundesanwalt.
„Er hat die Operationsbasis verlassen“, berichtete der Teamleiter. „Aber auf dem Botschaftsgelände hat ihn niemand gesehen.“
Der stellvertretende Bundesanwalt musterte ihn finster. „Also haben Sie keine Ahnung, wo er steckt.“
„Das ganze Gelände wird abgesucht. Wir werden ihn schon finden.“
Eins der Telefone läutete. Der Teamleiter hob ab. „Ja?“
Er hörte eine Weile schweigend zu, dann legte er wieder auf.
„Er hat die Botschaft bereits verlassen. Er sitzt in einem Flieger nach Kuwait.“
„Mist.“ Der stellvertretende Generalstaatsanwalt schlug mit der Faust auf den Tisch. „Wir dürfen das nicht zulassen. Wir müssen ihn aufhalten.“
Ein anderes Telefon klingelte. Wieder hob der Teamleiter ab. „Ja?“ Diesmal war die Mitteilung kürzer. „Vielen Dank.“ Er legte auf und hämmerte auf die Tastatur seines Laptops ein. „Er hat uns eine Mail geschickt.“
Die beiden anderen hörten schweigend zu, als er den Text vorlas.
„Er kommt nicht zurück nach Washington“, meinte der stellvertretende Bundesanwalt. „Er landet auf dem JFK.“
„Dann werden wir ihn uns da schnappen“, sagte der Abteilungsleiter. „In der Zwischenzeit müssen wir die Ermittlungen abschließen. Wir haben höchstens noch einen Tag.“
„Wenn überhaupt“, erwiderte der stellvertretende Bundesanwalt. „Was passiert, wenn er versucht, telefonisch mit Amanda Gleason Kontakt aufzunehmen? Ihnen ist doch klar, dass er das tun wird, sobald er wieder Handyempfang hat.“
„Darum kümmern wir uns schon.“
Das BlackBerry des Abteilungsleiters klingelte. Er warf einen Blickauf das Display und erbleichte. „Das ist sie .“ Er wedelte hektisch mit der Hand, damit die beiden anderen den Raum verließen.
Wenige Minuten später erhielt der diensthabende Kommunikationstechniker dringende neue Anweisungen. Er ließ alles andere stehen und liegen. Mit ein paar Mausklicks setzte er das Mobiltelefon der Zielperson außer Betrieb. Es war nun bloß noch ein teurer Briefbeschwerer.
27. KAPITEL
Patricia Carey machte die ganze Nacht kein Auge zu.
Um fünf Uhr morgens lief sie rastlos in ihrem Büro auf und ab. Diese neue
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