Dein ist das Leid (German Edition)
für ein Druckmittel?“ Mercer wurde langsam ärgerlich.
„Alles, was Sie über Fenton wissen, könnte uns helfen, Paul Everett zu finden. Wie schon gesagt, wir wollen niemandem etwas anhängen. Wir sind nur auf Informationen aus.“
„Das soll also eine Erpressung sein.“ Mercer blickte ihnen nacheinanderin die Augen. „Und womit? Mit der Tatsache, dass Lyle Fenton und ich für die Zukunft meines Wahlkreises einige übereinstimmende Ziele haben und dass ich meinen Einfluss im Kongress dafür nutze, diese Ziele voranzutreiben? Das dürfte auf so ziemlich jeden Politiker zutreffen, den ich kenne.“
„Außer dass es in Ihrem Fall einen besonderen Grund dafür gibt, dass Sie Fentons Ziele vorantreiben. Er ist Ihr Vater.“
Mercer zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag abgekriegt. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Er war sprachlos.
„Und das macht die Sache zu einem Skandal ganz eigener Art“, fuhr Marc fort. „Also, bevor Sie antworten, überlegen Sie sehr gut, was Ihnen am wichtigsten ist.“
„Wer weiß sonst noch davon?“, fragte Mercer geradeheraus.
„Wir haben es nicht herumerzählt. Und das haben wir auch nicht vor – außer natürlich, Sie zwingen uns dazu. Erzählen Sie uns einfach alles, was Sie über Fenton wissen, die Leute, mit denen er umgeht, illegale Aktivitäten, in die er verwickelt ist – alles, was uns zu Paul Everett führen könnte.“
Mercer atmete erschöpft aus. „Ich achte gezielt darauf, mich von Lyles sonstigen Aktivitäten fernzuhalten. Ganz ehrlich, ich will solche Sachen von ihm gar nicht wissen, die Sie jetzt von mir hören wollen, und deshalb stelle ich keine Fragen. Daher kann ich Ihnen auch nichts sagen. Wollen Sie aufgrund dessen der Welt verkünden, wer in Wirklichkeit mein Vater ist?“
„Nein“, sagte Claire schnell. „So etwas hätten Sie nicht verdient.“
Marc und Ryan sahen sie verblüfft an.
„Er sagt die Wahrheit“, teilte sie ihnen mit. „Er ist schwach, und das nutzt Fenton zu seinem Vorteil aus. Er hat eine ganz gute Vorstellung, wozu sein leiblicher Vater fähig ist, deshalb will er nichts damit zu tun haben. Wie ich sagte, er ist ein schwacher Mann, aber kein schlechter Mann. Vor allem hat er nicht die geringste Ahnung, was Paul Everett zugestoßen ist oder wo er sein könnte. Es bringt uns gar nichts, seine Karriere zu ruinieren. Er kann uns nicht weiterhelfen.“ Sie erhob sich. „Gehen wir.“
Marc zögerte, doch dann nickte er knapp. „Sie haben wirklich Glück, dass ich solches Vertrauen in die Fähigkeiten meiner Kollegin habe, Herr Abgeordneter“, sagte er. „Ich würde Sie nicht so schnell in Ruhe lassen, wenn sie nicht absolut sicher wäre.“
„Sie hat recht.“ Mercer war sichtlich dankbar und erleichtert. „Ich stelle mich bei vielen Sachen blind, aber nicht bei Gewalt oder gar Mord. Ich bin selbst Vater. Ich liebe meine Kinder. Ich würde mich der Suche nach dem Vater von Amanda Gleasons Kind niemals in den Weg stellen. Schon gar nicht unter diesen Umständen.“ Er hielt inne. „Glauben Sie wirklich, dass Lyle etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat?“
„Es sieht jedenfalls mehr und mehr danach aus“, erwiderte Marc.
„Dann halte ich mal die Ohren offen. Wenn Lyle irgendetwas sagt oder tut, von dem ich meine, dass Sie es wissen sollten, rufe ich Sie an.“
Marc und Ryan warfen Claire einen Blick zu. Claire nickte.
„Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten“, sagte Marc und erhob sich. „Danke, dass Sie uns empfangen haben, Herr Abgeordneter. Gute Nacht.“
Casey setzte sich im Bett auf, um Marcs Anruf entgegenzunehmen, und hörte genau zu. „Dann können wir Mercer als Verdächtigen streichen. Zurück zu Fenton. Du glaubst, Paul könnte so etwas herausgefunden haben?“, fragte sie möglichst undeutlich und leise, um Hutch nicht aufzuwecken – falls er nicht sowieso wach war. „Und deshalb musste man ihn loswerden?“
„Oder er ist rechtzeitig untergetaucht“, erwiderte Marc. „Es ist möglich, dass er verschwand, weil er um sein Leben fürchtete.“
„Und jetzt versteckt er sich so gut, dass nicht einmal das FBI ihn finden kann?“
„Das ist schon vorgekommen, wie du weißt. Selbst Leute, die auf der Most-Wanted-Liste des FBI stehen, sind davongekommen und bis heute nicht geschnappt worden. Everett könnte überall sein. Schließlich hat Amanda ihn kein halbes Jahr lang gekannt. Er kann alte Freunde oder entfernte Verwandte haben, sogar eine Frau, von deren Existenz sie überhaupt
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