Dein ist das Leid (German Edition)
kann. Das muss nicht auf Tod hindeuten. Es könnte auch Heimlichtuerei bedeuten oder bloß ein unglücklicher Zufall sein. Ich habe keine Kontrolle über das, was ich spüre. Was leider nicht immer zu unserem Vorteil ist.“
„Ich verstehe.“ Amanda ließ die Schultern hängen. „Kann ich etwas tun, damit Sie in Verbindung treten können?“
„Im Augenblick nicht.“ Claire ließ das Herz los. In ihren Augen stieg Sorge auf. „Sie müssen zurück ins Krankenhaus“, sagte sie.
Amanda hatte die pure Panik im Gesicht stehen. „Warum? Ist Justin …?“
„Ihm geht es unverändert. Es ist nichts Dramatisches passiert“, versicherte Claire ihr schnell. „Ich habe nur das Gefühl, dass Sie jetzt wieder bei ihm sein sollten. Er ist unruhiger, seit das Fieber gestiegen ist. Wenn Sie ihn im Arm haben, beruhigt er sich wieder. Und vor allem beruhigen Sie sich auch. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo Ihre Angst in die Höhe schnellt. Das ist jetzt die stärkste Aura, die ich spüre. Das wird bald alle anderen Energien abblocken.“
Claire erhob sich und steckte die Sachen wieder in die Tüte. „Lassen Sie mich diese Gegenstände bitte mit zurück in die Stadt nehmen. Ich möchte mich damit beschäftigen, wenn ich allein bin.“
„Ich dachte, das würde besser funktionieren, wenn Sie in einer Umgebung sind, wo Paul sich aufgehalten hat.“
„Normalerweise stimmt das auch. Aber manchmal ist es eben auch anders. Manchmal kann ich mich ganz auf das Objekt konzentrieren, das ich in der Hand halte, wenn ich ohne störende andere Energien in der Ruhe und Abgeschiedenheit meiner vertrauten Umgebung bin.“ Da komme ich vielleicht dahinter, was diese binäre Energie zu bedeuten hat, fügte sie stumm hinzu.
„Okay.“ Amanda fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Sie stand erkennbar kurz vor einem Zusammenbruch. Claires Einschätzung war korrekt. „Tut mir leid“, murmelte sie. „Es gibt noch so viele Orte, die ich Ihnen nicht zeigen konnte. Wo Paul und ich zusammen hingegangen sind.“
„Wir können noch mal wiederkommen“, erwiderte Claire. „Aber für heute ist es jetzt genug.“
„Amanda, ich bleibe noch einen Tag hier.“ Marc sprach mit dieser tiefen, beruhigenden Stimme. „Ich muss ein bisschen altmodische Detektivarbeit erledigen. Geben Sie mir eine Liste von diesen Orten. Ich werde dort mal sein Foto herumzeigen. Die Cops haben das bereits getan, aber vielleicht habe ich mehr Glück.“
Amanda hatte wieder Panik im Gesicht. „Was für Detektivarbeit? Gibt es etwas, das Sie mir nicht sagen?“
„Nein. Ich will mich nur mit seinen Pokerfreunden und seinen Nachbarn unterhalten.“ Marc ließ absichtlich aus, was Casey ihm erst noch mitteilen musste. „Es ist komisch, was passieren kann, wenn Zeit vergangen ist. Manchmal vergessen die Leute. Aber manchmal erinnern sie sich auch plötzlich an Sachen. Sie wären überrascht, wie oft man eher später als früher klarer sieht.“
Sie nickte langsam. „Na schön.“
„Wäre es für Sie ein Problem, wenn ich heute hier übernachte?“, fragte Marc. „Irgendwo muss ich ja bleiben, und das Team braucht auch eine Basis für spätere Trips hinaus zu den Hamptons.“
„Natürlich. Bleiben Sie hier, wann immer es notwendig ist. Ich gebe Ihnen meinen Zweitschlüssel. Ich werde ja nicht hier sein, bis Justin wieder bei mir ist – gesund und zufrieden.“ Sie blickte zum hundertsten Mal auf die Uhr. „Es wird spät. Und Claire hat recht. Ich bin viel zu nervös, um mich noch konzentrieren zu können. Ich muss Dr. Braeburn anrufen, und ich will zurück zu Justin.“ Sie überlegte. „Wenn Sie noch einmal hierhermüssen, können Sie das vielleicht ohne mich tun. Das dauert alles viel zu lange. Ich kann mein Baby nicht allein lassen.“ Tränen glitzerten auf ihren Wimpern. „Falls … bis wir einen Spender finden, weiß ich nicht, wie viel Zeit mir mit ihm bleibt. Ich will keinen Augenblick verschwenden.“
„Selbstverständlich.“ Casey sah Claire an. „Könntest du schon mal mit Amanda zum Wagen gehen?“, fragte sie. „Da kann sie es sich schon mal bequem machen, und du gehst kurz mit Hero Gassi, bevor wir zurück in die Stadt fahren.“
Amanda zeigte den Anflug eines Lächelns. „Mit anderen Worten, sie soll als Babysitter auf mich aufpassen. Ich komme schon zurecht.“
„Das weiß ich. Aber jemand muss ja den Van für Sie aufschließen. Und Hero muss mal raus. Das kann Claire erledigen, während Sie denArzt anrufen. Marc und ich
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