Dein ist das Leid (German Edition)
schließen dann hier ab. Ich möchte nur schnell meinen Zeitplan mit ihm abstimmen.“
Die Rückfahrt verlief stumm, aber angespannt. Amanda bestand darauf, allein hinten zu sitzen, wo sie blicklos aus dem Fenster starrte, versunken in ihre eigenen Gedanken. Casey saß am Steuer, blickte immer wieder in den Rückspiegel und warf Seitenblicke zu Claire, der ihre Besorgnis immer noch anzusehen war.
Die Stille in dem Van war ohrenbetäubend.
Möglichst beiläufig drehte Claire sich im Sitz um, linste an Amanda vorbei und – vorgeblich – in die Ladefläche des Vans. „Hero ist völlig erschöpft“, bemerkte sie. „Der muss sich erst mal wieder erholen.“
Sie sah wieder nach vorn, spürte, wie Casey sie anstarrte, und wusste, dass sie wusste, dass Claire nicht nur nach dem Hund gesehen hatte. Sie wollte überprüfen, ob sie verfolgt wurden.
Casey selbst hatte während der langen Fahrt auf dem Long Island Expressway den Rückspiegel im Auge behalten. Aber ihr war nichts Verdächtiges aufgefallen. Claire offenbar auch nicht, sonst würde sie Casey darauf hinweisen.
Was aber nicht hieß, dass Claire beruhigt war. Zwar hatte sie keinen Verfolger bemerkt, doch sie hatte immer noch diesen Knoten im Magen. Auf der Autobahn herrschte wie immer viel Verkehr. Und irgendjemand war da draußen. Sie konnte nicht sagen, ob ganz in der Nähe oder in größerer Entfernung. Auch konnte sie nicht feststellen, ob das Team oder Amanda beobachtet wurde oder aus welchem Grund.
Der Van erreichte Manhattan, und Casey setzte Amanda am Krankenhaus ab.
„Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist“, sagte sie, als Amanda ausstieg. „Halten Sie uns auf dem Laufenden.“
„Das werde ich. Wir reden später weiter.“ Amanda machte die Tür zu. Ihre Gedanken waren längst wieder in der Abteilung für Knochenmarktransplantation bei Justin.
Casey fädelte sich wieder in den Verkehr ein. „Folgt uns immer noch jemand?“, fragte sie auf der East 67th Street Richtung Park Avenue auf dem Weg Richtung Tribeca und dem Sandsteingebäude des Forensic Instincts -Teams.
„Keine Ahnung.“ Claire streckte beide Handflächen aus, eine Gesteder Unsicherheit. „Vielleicht. Ich spüre ihre Präsenz nicht mehr so stark wie auf dem Expressway. Aber sie sind irgendwo da draußen. Ich weiß bloß nicht, wo. Oder warum. Oder wer . Es sind keine Bildblitze. Nur Empfindungen. Was das alles noch gespenstischer macht.“
Einen Block hinter Casey und Claire rollte eine schwarze Limousine langsam am Sloane Kettering vorbei. Der Fahrer hielt an und beobachtete, wie Amanda in dem Krankenhaus verschwand. Vom Beifahrersitz beobachtete ein zweiter Mann mit einem Fernglas den Van des Forensic Instincts -Teams, bis er verschwunden war.
„Sie sind weg“, verkündete er.
Der Fahrer nickte. Dann wählte er eine Nummer auf seinem Handy, um Bericht zu erstatten.
8. KAPITEL
Trotz des heftigen Wetters rannte Marc fünf Meilen durch Westhampton Beach, noch bevor es hell wurde – die Main Street hinunter bis zur Dune Road und an den wunderschönen Stränden der Moneyboque Bay entlang. Er fragte sich, ob seine Runde irgendwo den Weg kreuzte, den Paul Everett jeden Morgen bei seinen eigenen Läufen genommen hatte – nach den Nächten, die er bei Amanda verbrachte. Hatte ihn jemand dabei gesehen? Mit ihm geredet? Oder hatte er dafür gesorgt, nur abgelegene Strecken zu benutzen, damit ihn niemand bei seinen Gesprächen mit dem zweiten Handy belauschen konnte?
Es gab keine Möglichkeit, das herauszufinden. Außer Marc hätte so viel Zeit gehabt, jeden einzelnen Einwohner von Westhampton Beach ausfindig zu machen und zu befragen. Die er natürlich nicht hatte.
Aus purer Bequemlichkeit hatte er die Nacht in Amandas leerem Apartment an der Main Street verbracht, statt in ein Motel oder so zu gehen. Das hatte er zumindest Amanda versichert. In Wahrheit wollte er sich auch mal ungestört in der Wohnung ihrer Klientin umsehen. Dabei hatte er nicht vor, Amandas Privatsphäre zu verletzen. Er wollte sich nur mal jene Bereiche ihres Apartments vornehmen, zu denen er in ihrer Gegenwart nicht gekommen war. Er wollte gar nicht in Schubladen oder Schränke schauen – jedenfalls nicht, solange er nicht irgendetwas entdeckte, was ihn dazu veranlasste.
Sonderlich weit kam er damit sowieso nicht. Er hatte kaum Zeit gehabt, unter die Dusche zu gehen, das T-Shirt und die Jeans anzuziehen, die er für Notfälle immer zum Wechseln dabeihatte, und zwei Flaschen Wasser zu trinken, während
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