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Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Kane
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„Amanda hat mir alles über Ihre Firma erzählt und über Ihre Bemühungen, ihr in dieser fürchterlichen Situation zu helfen. Ich bin Ihnen überaus dankbar.“
    Okay, der Typ machte ihnen was vor. Das war Casey nach wenigenSekunden klar. Er war inzwischen seit ein paar Stunden zu Hause, aber er hatte bis jetzt nicht mal seinen Schlips gelöst, ganz zu schweigen davon, in etwas Bequemeres zu schlüpfen. Er war angezogen wie ein Konzernherr, und er gab den besorgten Onkel. Aber die Fassade war so durchschaubar, wie seine Manieren gezwungen wirkten. Er war der Inbegriff eines reich gewordenen Straßenköters, aber er führte sich auf, als wäre er mit Gouvernanten aufgewachsen und von Privatlehrern auf Eliteuniversitäten vorbereitet worden. Dabei war das eigene Unbehagen an der Aufführung mit Händen zu greifen, von dem übertrieben formellen Händeschütteln über die zusammengekniffenen Lippen bis zu der Tatsache, dass er ihnen nicht gerade in die Augen sehen konnte. Und dieses letzte Detail seiner Körpersprache, nun ja, das roch geradezu nach mehr als bloß einem bisschen Getue.
    Lyle Fenton spielte eine Rolle – und das nicht gerade gut.
    „Das ist unser Job, Mr Fenton.“ Casey ergriff mit Absicht seine Hand mit beiden Händen und blickte ihm unverwandt in die Augen. „Wir wurden engagiert, um Amanda zu helfen. Wir wissen es außerordentlich zu schätzen, dass Sie uns so kurzfristig empfangen können.“
    Ganz wie Casey hoffte, blickte Fenton rasch und überrascht zu ihr. Was sie nicht im Geringsten schockierte. Fenton war daran gewöhnt, sich in einer Männerwelt zu bewegen. Einer starken, selbstsicheren Frau zu begegnen, die auch noch die Chefin zu sein schien, war für ihn eine Seltenheit, vielleicht sogar das erste Mal. Das konnte sie zu ihrem Vorteil nutzen. Mit einem bisschen Glück könnte sie Fenton ein wenig aus dem Gleichgewicht bringen.
    „Nehmen Sie bitte Platz.“ Fenton deutete auf zwei gepolsterte Ledersessel gegenüber seinem Schreibtisch. Der Schreibtisch war beeindruckend – riesig, Mahagoni, teuer –, und an der Wand dahinter hingen lauter Fotos, die nichts anderes als Macht ausdrücken sollten. Fenton im Hauptquartier seines Konzerns, umgeben von beflissenen Untergebenen. Fenton beim feierlichen Durchtrennen eines Einweihungsbands vor einem Schild, auf dem „Willkommen in Bayonne, New Jersey“ stand. Auf einem anderen Foto warf er eine an einem Seil befestigte Champagnerflasche, um eins seiner Schiffe zu taufen, im Hintergrund ragten Kräne über Fentons großer und teurer Flotte auf.
    Mitten unter all den anderen Bildern hing ein Foto mit einem Rahmen aus Marmor, auf dem eine schlanke, beeindruckende Jacht abgebildet war, die mit dem Namen Big Money protzte.
    Das alles – der Tisch und die Wand dahinter – sollte seinen Gästen sagen, dass Fenton es geschafft hatte.
    „Kann ich Ihnen etwas bringen lassen?“, fragte er, bevor er sich in den weichen ledernen Chefsessel setzte. „Vielleicht ein Glas Wein? Oder hätten Sie lieber einen Softdrink?“
    „Nein danke“, antwortete Marc für beide in diesem besonderen Tonfall. Knapp und hart. Auch er befand sich auf einer Bühne und zeigte Fenton, womit er es zu tun bekommen würde. Nämlich mit unbezwinglicher physischer und mentaler Kraft. Weder der erfolgreiche Geschäftsmann noch der abgebrühte Straßenkämpfer konnten ihn einschüchtern. „Hübscher Kahn.“ Marc zeigte auf das Schiff in der Mitte.
    Fenton lächelte stolz. „Mein erster. Läuft nach all diesen Jahren immer noch wie eine Eins. Sind Sie ein Seemann, Mr Devereaux?“
    „Darauf können Sie wetten. Ich war bei der Navy.“
    „Navy SEALs“, fügte Casey hinzu.
    „Ah ja, ich verstehe.“ Wieder schien Fenton leicht aus der Fassung zu geraten – als müsste er über seiner Liga spielen. Bei dieser Unterredung hatte er sich vielleicht während der ersten dreißig Sekunden in seiner Rolle wohlgefühlt. Dann war es verflogen.
    Casey musste beinahe lachen.
    „Wir würden gern sofort anfangen.“ Marc kam zum Thema, während Fenton noch im Nachteil war. „Wie Sie ja wissen, läuft die Uhr gegen uns.“
    „Natürlich, das weiß ich.“ Der besorgte Ausdruck in seinem Gesicht schien allerdings echt. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete steif die Hände. „Wie kann ich Ihnen helfen? Ich habe Amanda bereits einen Blankoscheck angeboten – was immer sie braucht, um meinetwegen weltweit nach einem Spender zu suchen. Sie ist allerdings darauf fixiert,

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