Dein ist das Leid (German Edition)
Oder machen Sie einfach lieber ein Geschäft mit Morano als mit Everett?“
„Ich hatte überhaupt nichts gegen Paul Everett, Mr Devereaux. Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Meinen Sie, ich hätte meine Nichte ermutigt, eine Beziehung mit ihm einzugehen, wenn es anders gewesen wäre?“
„Selbstverständlich nicht.“ Casey spürte Fentons wachsende Erregung und wollte ihn etwas besänftigen. „Wir versuchen lediglich, Hinweise darauf zu bekommen, wie Paul Everetts Verstand gearbeitet hat. Sie sind wie er ein cleverer Geschäftsmann, und Sie können sich auf Ihr Bauchgefühl verlassen. Wir legen größten Wert auf alles, was Sie uns erzählen können. Vielleicht gibt es ja etwas, worüber Sie bisher gar nicht nachgedacht haben, weil Sie annehmen mussten, Paul sei tot und es würde sowieso keine Rolle mehr spielen.“
Es klappte tatsächlich. Fenton beruhigte sich. „Das verstehe ich. Aber um Ihre Frage zu beantworten, nein, mein Sinneswandel hatte nichts mit Paul zu tun. Ich hatte inzwischen lediglich ausreichend Zeit, um sowohl mit meinesgleichen als auch mit sonstigen Anwohnern zu sprechen. Im Großen und Ganzen herrscht Konsens, dass zukünftige Arbeitsplätze und Einnahmen die Unbequemlichkeiten zusätzlicherVerkehrsströme aufwiegen. Daher hoffe ich, die richtige Entscheidung für meine Gemeinde getroffen zu haben.“
„Ich vermute, Ihr Gremium stimmt mit Ihnen überein?“
Fenton nickte. „Ich denke, Morano bekommt die notwendigen Genehmigungen, um mit den Bauarbeiten zu beginnen.“
„Das klingt großartig.“ Casey achtete darauf, ganz unverbindlich zu klingen. „Übrigens, ich meine mich zu erinnern, dass Sie ein großer Unterstützer des Kongressabgeordneten Mercer sind.“
Wie Casey hoffte, kam das für Fenton völlig unerwartet. Man musste kein Psychologe sein, um seine Reaktion mitzukriegen. Verblüffung. Unbehagen. Seine Augen wurden groß, und seine Halsschlagader pochte.
„Das stimmt tatsächlich.“ Der Straßenkämpfer in Fenton kam zum Vorschein. „Wieso? Was hat der Abgeordnete damit zu tun?“
„Ich bin nur neugierig, welche Position er in dieser Sache einnimmt. Bisher schien er sich etwas doppelbödig auszudrücken.“
„Doppelbödig? Ich würde sagen, er hat das Pro und Kontra abgewogen, genau wie ich. Er möchte natürlich auch tun, was für seinen Wahlkreis das Beste ist.“
„Sie haben mit ihm darüber diskutiert?“
„Das habe ich. Er scheint derselben Ansicht zu sein wie ich. Das hat zu meiner Entscheidung beigetragen.“
„Hat der Abgeordnete auch Paul Everett gekannt?“
„Höchstens flüchtig. Ich habe sie mal bei einer politischen Veranstaltung einander vorgestellt – übrigens dieselbe Veranstaltung, wo Amanda und Paul sich zum ersten Mal begegnet sind.“
Casey tat, als sei sie verwirrt. „Wenn sie sich vorher nicht kannten, wieso war Everett dann überhaupt da?“
„Paul war auch ein Anhänger des Abgeordneten. Er glaubte, das wäre der richtige Mann für Washington. Er hat für seinen letzten Wahlkampf gespendet. Also hat er eine Einladung bekommen.“ Fenton reichte es allmählich. „Was reden wir denn jetzt über den Abgeordneten? Sie können doch unmöglich annehmen, der hätte etwas mit Pauls Verschwinden zu tun?“
„Natürlich nicht“, versicherte Casey ihm. „Wir dachten nur, wenn sie sich kannten, könnten wir vielleicht mit dem Abgeordneten sprechen. Aber Sie sagen, die beiden kannten sich kaum.“
„Ich bezweifle, dass sie mehr als ein Dutzend Worte gewechselthaben. Glauben Sie mir, der Abgeordnete kann Ihnen gar nichts erzählen.“
„Das glaube ich Ihnen. Offensichtlich sind Sie und der Abgeordnete Mercer enge persönliche Freunde. Das ist doch wunderbar.“
Fenton passte gar nicht, in welche Richtung das Gespräch lief. „Wie es sich ergab, sind unsere Familien seit vielen Jahren miteinander bekannt. Aber was führt Sie zu der Annahme, wir seien persönlich eng miteinander befreundet?“
„Wir haben auf dem Weg hierher die Nachrichten gehört“, erklärte Marc. „Es wurde berichtet, dass der Abgeordnete Mercer aus Washington eingeflogen ist, um sich testen zu lassen, ob er als Spender für Justin infrage kommt.“
„Ach ja, jetzt verstehe ich.“ Fenton beruhigte sich wieder. „Ja, das stimmt. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass wir Freunde sind – obwohl auch das der Wahrheit entspricht. Cliff ist einfach so. Es liegt ihm in der Natur, sich um Menschen zu kümmern, egal, ob es um viele geht oder nur um
Weitere Kostenlose Bücher