Dein ist das Leid (German Edition)
eingegangen war“, sagte sie. „Hat Sie das nicht veranlasst, ihm zu helfen?“
„Nein.“ Fentons Antwort kam schnell und entschlossen. „Ich vermische meine geschäftlichen nicht mit meinen persönlichen Angelegenheiten. Sonst hätte ich mein geschäftliches Imperium gar nicht aufbauen können.“
„Hat Everett Sie je dazu gedrängt?“, fragte Marc.
Fenton zuckte mit den Schultern. „Er war ebenfalls Geschäftsmann. Und er sah die Gelegenheit vor sich, den großen Reibach zu machen. Kam er immer wieder mit der Bitte, doch bei ihm einzusteigen? Aber sicher. Hat er mich deswegen je belästigt oder drangsaliert? Nein. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen kann.“
„Wir würden gern Ihre Einschätzung hören, ob Sie Paul Everett für ebenso rechtschaffen hielten, wie Amanda es tat“, präzisierte Casey. „Hat er Sie je bedroht? Haben Sie irgendeinen Grund für die Annahme, er könnte vielleicht nicht immer ausschließlich legale Methoden angewendet haben, um an sein Ziel zu gelangen – Erpressung, Bestechung, sich mit den falschen Leuten abgeben?“
„Genau“, sagte Marc. „Die Art Leute, die Dinge erledigen, Hindernisseaus dem Weg räumen können – natürlich für einen Preis.“
Fenton hob die Brauen. „Reden wir hier über organisiertes Verbrechen?“
„Ich weiß nicht. Tun wir das?“
Marcs Tonfall schien Fenton leicht aus der Fassung zu bringen. Oder war es seine subtile Andeutung, Fenton könnte über solche Dinge Bescheid wissen?
„Falls Everett etwas mit der Mafia zu tun hatte, dann wusste ich jedenfalls nichts davon“, sagte er schnell, ohne die Stimme zu erheben. Aber seine Augen wanderten ständig umher, niemals sah er einen von ihnen direkt an. „Aber ich nehme an, ganz unmöglich ist das wohl nicht. Schließlich wird niemand umgebracht – oder gewaltsam entführt –, ohne dass es dafür einen Grund gibt. Aber wie ich sagte, wir waren nicht befreundet. Ich habe nicht die geringste Ahnung, mit wem er sich umgab oder was seine Geldquellen waren.“
„Aber was würden Sie sagen – Sie persönlich –, was er für ein Mensch war?“ Casey entschloss sich, das Gespräch in eine weniger konfrontative Richtung zu lenken.
Fenton schürzte die Lippen, als müsse er über die Antwort nachdenken. „Insgesamt war er ein angenehmer Bursche. Persönlich kamen wir gut miteinander aus. Aber ich merkte schnell, dass es nicht viel brauchte, um ihn in Wut zu versetzen. Mehrere Male wurde ich Zeuge, wie er am Telefon Geschäftspartner zusammenstauchte. Andererseits ist das im Immobiliengeschäft nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Paul war Perfektionist. Seine Bauträger waren das nicht immer, ebenfalls nicht ungewöhnlich. So etwas führt zu Auseinandersetzungen.“
„Sie würden also sagen, er hatte ein gewisses Temperament?“
„Ich denke schon, ja.“
Wie passend, dachte Casey. Interessant, dass Amanda bei ihrer Beschreibung von Paul nie etwas davon erwähnt hat.
Casey verfolgte den Punkt weiter, weil sie neugierig war, ob Fenton sie damit in eine bestimmte Richtung locken wollte. „Würden Sie sagen, Paul könnte sich mit seinem Temperament Feinde gemacht haben?“
Noch ein Schulterzucken. „Vermutlich. Aber die meisten erfolgreichen Geschäftsleute haben Temperament und Feinde. Das heißt noch lange nicht, dass sie zu Gewalt greifen oder sich in illegale Machenschaften verwickeln lassen.“
Aber wir sollen denken, dass es bei Paul so war. Und du willst so weit wie möglich auf Abstand von ihm gehen. Du bist schließlich nur der gute Samariter.
Es wurde Zeit, ihn mal zu überrumpeln.
„Und wie ist das mit John Morano?“, fragte Casey.
Fenton starrte sie verblüfft an. „Was soll mit ihm sein?“
„Kommen Sie mit ihm genauso gut zurecht? Er hat schließlich das ganze Projekt übernommen, nachdem Everett von der Bildfläche verschwunden war. Werden Sie bei ihm einsteigen?“
Fenton hatte eindeutig das Gefühl, auf einem heißen Stuhl zu sitzen. „Bis jetzt war ich mir nicht sicher. Ich hatte immer noch dieselben Vorbehalte wie bei Paul. Aber gerade heute haben Morano und ich ein mündliches Übereinkommen geschlossen. Diese Ausbaggerfirma, die mir gehört, wird den Auftrag annehmen, den Kanal auszubaggern, damit die größeren Schiffe die Marina des zukünftigen Hotels erreichen können.“
„Wirklich?“ Marc hob eine Braue. „Woher dieser Sinneswandel? Wissen Sie jetzt, wie der Stadtrat abstimmen will und wie die Einwohner sich dazu verhalten werden?
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