Dein ist das Leid (German Edition)
politischen Vorteile, die das Mercer vielleicht einbringen könnte. Das ist eine ganz persönliche Angelegenheit. Und Fenton verlangt außerdem noch, dass Mercer auch seine Kinder testen lässt. Nach dem, was du gerade gesagt hast, Patrick, ist ihm Mercers Frau erst hinterher eingefallen, sozusagen um den Anschein wahren zu können.“
„Das ist richtig.“ Patrick war voller Eifer. „Ich habe alles mit dem iPad aufgenommen, ihr könnt es euch also selbst ansehen. Außerdem habe ich verfolgt, was seither passiert ist. Gerade mal eine Stunde nach dem Essen hat Mercers Presseabteilung eine Presseerklärung herausgegeben, die fast wörtlich der Geschichte folgt, die Fenton sich beim Essen hat einfallen lassen. Eine heroische Tat des Abgeordneten und seiner ganzen Familie, um einen todkranken Säugling zu retten, dessen Mutter in Mercers Wahlkreis wohnt. Morgen früh wird die Lokalpresse dieses Krankenhaus in den Hamptons belagern. Jede Menge Schnappschüsse des heldenhaften, mitfühlenden Abgeordneten, tolle Artikel voller Lobeshymnen.“
„Ohne jeden Zweifel. Aber wir wissen ja alle, dass Mercer das nicht aus reiner Menschenliebe tut.“ Casey machte eine Pause. „Ryan …“
„Schon dabei“, ließ Ryan sich vernehmen. „Mein Gesichtserkennungsprogramm und ich sind bei der Arbeit. Wir vergleichen die Gesichtszüge, Knochenstruktur und so weiter, von Fenton und Mercer. Wenn es irgendwelche körperlichen Eigenschaften gibt, die eine genetische Verwandtschaft nahelegen, werden wir sie finden. Ich habe mir außerdem so viele Fotos wie möglich von den Zwillingen besorgt. Was sie so bei Facebook gepostet haben, ist ganz gut, aber leider nicht gut genug für mich. Ich suche noch nach besseren. Um auch nur die kleinste Ähnlichkeit zwischen Fenton und den Mercers feststellen zu können, muss ich so präzise wie möglich arbeiten. Aber keine Sorge. Ich hacke mich überall rein, wo ich reinmuss. In einerStunde habt ihr die Ergebnisse.“
„Das habe ich nie bezweifelt.“ Casey kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. „Somit ändern sich auch unsere Prioritäten, wenn Marc und ich nachher mit Fenton reden.“
„Macht die Liste jedenfalls noch länger“, kommentierte Marc.
Seine Stimme brachte Claire dazu, ein anderes Thema anzusprechen. „Marc, bei deiner Begegnung mit John Morano ist dir etwas aufgefallen. Was war das?“
„Ich habe ihr erzählt, was du gesagt hast, Marc“, steuerte Ryan mit diesem „Erwischt-Tonfall“ bei, den er nur bei Claire an den Tag legte. „Diesmal ist sie nicht ‚Claire-voyant‘. Sie hat sich auch angesehen, was meine Recherchen über den Hintergrund von Everett und Morano bis jetzt ergeben haben. Ihre Frage basiert auf Tatsachen, nicht auf übersinnlicher Inspiration.“
Claire seufzte gottergeben. „Ich habe nur was gefragt, Ryan, nicht was verkündet.“
„Wollte nur sichergehen, dass das klar ist.“
„Ist es“, versicherte Marc ihm mit einem schiefen Grinsen. „Was Morano angeht, der Kerl war viel zu gut vorbereitet. Und viel zu unbesorgt darüber, ob der Mord an seinem Vorgänger Paul Everett irgendwelche Auswirkung auf den Bau seines Fünfsternehotels haben könnte. Irgendwas stimmt da nicht. Ich weiß bloß nicht, was.“
„Meine Hintergrundrecherche von Everett und Morano läuft noch, ich schaffe so viele Einzelheiten ans Tageslicht wie möglich.“ Ryan überflog, was seine Arbeit bisher ergeben hatte. „Ich habe alle Firmen überprüft, bei denen oder für die sie je gearbeitet haben, alle Vereinigungen, in denen sie Mitglied waren, sämtliche Zertifikate, die sie je erwarben. Ich habe ihre finanziellen Verhältnisse genau analysiert, jedes einzelne Konto. Als Nächstes nehme ich mir die Familien vor, bis hin zu den letzten entfernten Verwandten, die sich möglicherweise kennen könnten. Danach sehe ich mir den Ausbildungswerdegang und die Schullaufbahn an, einschließlich aller begleitenden Aktivitäten, von Ferienlagern im Sommer bis hin zu den Sportteams. Wenn es sein muss, gehe ich zurück bis zum verdammten Kindergarten. Aber bis jetzt sind sie sich nirgends über den Weg gelaufen oder werden im selben Zusammenhang erwähnt.“
„Nicht bis zu dem Hotelprojekt und der Kontroverse darum“, warf Marc ein.
„Genau. Sobald das ins Spiel kam, stand in den Zeitungen jede Menge über die bevorstehende Invasion der ‚Citidiots‘ aus Manhattan und die unterschiedlichen Ansichten der Einheimischen. Aber selbst wenn Morano und Everett in diesem
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