Dein ist das Leid (German Edition)
und jede andere Art von Gefahr gewöhnt ist. Aber du bist das nicht. Dich nimmt so etwas mit. Das ist nur natürlich, Ryan – selbst bei einem eingebildeten Egoisten wie dir.“
Ryan fing wieder an zu lachen. „Ist das deine Art, zum Ausdruck zu bringen, dass ich dir doch etwas bedeute, Claire-voyant?“
„Ja, du unausstehliches Scheusal, das ist es.“
Ryan hörte auf zu lachen, und sie schwiegen einige Sekunden.
„Vielen Dank“, sagte er schließlich ohne scherzhaften Unterton. „Ich finde es toll, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber mir geht’s gut, ehrlich. Vielleicht fühle ich mich ein bisschen komisch, aber nach einer heißen Dusche und ein paar Stunden Schlaf ist das wieder vorbei.“
„Dann will ich nicht länger stören. Wir sehen uns morgen.“
„Claire?“
„Ja?“
Diesmal schwieg er länger. „Wir sehen uns morgen.“
Er unterbrach die Verbindung, furchte die Brauen und starrte sein BlackBerry nachdenklich an.
„Ach, um Himmels willen, wann hörst du auf, so ein Arschloch zu sein, und unternimmst endlich was?“ Marcs Frage schnitt wie ein Messer durch die Stille.
„Was?“ Ryan riss den Kopf hoch. Fast hätte er vergessen, dass Marc auch noch da war, so versunken war er in seine Gedanken.
„Du hast mich schon verstanden. Aber wenn du willst, dass ich es ausspreche, von mir aus. Du bist hinter Claire her. Und zwar schon, seit du ihr zum ersten Mal begegnet bist. Also hör auf, dich wie ein Idiot aufzuführen, und schnapp sie dir. Wenn es klappt, prima. Wenn nicht, könnt ihr ja wieder anfangen, euch gegenseitig auf die Nerven zu gehen.“
Ryan guckte ihn finster an. „Du musst mir nicht beibringen, wie man sich Frauen angelt.“
„Offenbar doch.“ Marc zog seine Winterjacke und den Pulli aus und griff nach der Sporttasche mit seinen Sachen zum Wechseln. „Ich gehe jetzt unter die Dusche und verbrauche das ganze heiße Wasser. Dann kriegst du die kalte Dusche, die du dringend brauchst.“
19. KAPITEL
Als Ryan aus der Dusche kam, telefonierte Marc mit Casey und teilte ihr mit, was passiert war. Ryan zog frische Sachen an und ging ins Wohnzimmer.
Marc sah auf. „Ryan kommt gerade. Ich geb ihn dir.“ Er reichte ihm das Handy. „Casey“, sagte er.
„Dachte ich mir.“ Ryan hob das Gerät ans Ohr. „Hey, Boss. Marc hat dich aufgeweckt, um dir von unserer langweiligen Nacht zu erzählen?“
„In allen Einzelheiten“, erwiderte sie. „Anscheinend hast du dich plötzlich in einen Actionhelden verwandelt.“
„Man tut halt, was man kann.“
Casey lachte. „Toll, dass du noch ganz der Alte bist. Arrogant und eingebildet wie eh und je. Danke, dass du mich zum Lachen gebracht hast. Das hatte ich gerade nötig.“
„Wirklich?“ Ryan hockte sich auf eine Sessellehne. „Wenn du mich heute Nacht brauchst, um unterhalten zu werden, dann taugt Hutch nicht viel.“
„Hutch ist nicht dazu da, mich zum Lachen zu bringen“, erwiderte Casey trocken. „Mehr ist zu diesem Thema nicht zu sagen. Ich wollte auch mit dir reden, weil Amanda vorhin einen Drohanruf gekriegt hat. Keine Nummer, Stimmenverzerrer. Wir sollen aufhören, Paul Everett zu suchen. Er wusste genau, wo sie gerade war, was sie machte, und sogar, was sie anhatte. Er muss also im Krankenhaus gewesen sein.“
„Ich soll mich in die Aufzeichnungen ihres Netzbetreibers hacken?“
„Genau. Versuch es.“
„Schon so gut wie erledigt.“ Ryan klappte seinen Laptop auf. „Ist Amanda durch den Wind deswegen?“
„Und wie“, erwiderte Casey. „Sie wollte, dass ich sofort Marc zu ihrem Schutz hinschicke. Ich habe stattdessen Patrick angerufen.“
„Der ist dazu auch besser geeignet und war in der Nähe“, stimmte Ryan zu.
„Allerdings kann er Amanda nicht so gut beruhigen. Aber diesmal konnte ich sie trotzdem überzeugen. Patrick ist sofort losgefahren. Er bleibt die ganze Nacht vor dem Eingang zur Intensivstation. Er und zwei von seinen Kumpels aus der Sicherheitsbranche lösen sich alle acht Stunden ab, sodass Amanda rund um die Uhr beschützt wird, bis diese Sache ausgestanden ist.“
„Schlauer Zug.“
„Ich gehe gleich morgen früh rüber, um nach ihr zu sehen.“
„Du meinst, in drei Stunden?“ Ryan blickte auf die Uhr; es war halb vier.
Casey seufzte. „Ja, in drei Stunden. Dann werde ich sie fragen, ob ich Hutch mit ins Boot holen kann. Der wird dann mal überprüfen, ob das FBI irgendwas über Paul Everett hat.“
„Das ist auch gut. Sie hat bestimmt nichts dagegen. Schließlich
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