Dein ist das Leid (German Edition)
„Die Öffentlichkeit muss überhaupt nichts davon erfahren, wenn dir das lieber ist. Dasselbe gilt für Tom. Der wird sich sicher auch bald melden, und dann sage ich ihm das Gleiche wie dir. Du tust etwas Großartiges, total selbstlos. Amanda wird unglaublich dankbar sein. Ob die Öffentlichkeit davon erfahren soll oder nicht, das ist ganz allein deine Entscheidung.“
„Okay.“ Damit war Lisa beruhigt. „Ich erledige das heute Nachmittag. Hinterher ruf ich dich noch mal an.“
„Danke, Schatz. Du bist ein tolles Mädchen.“
„Als ob ich das nicht wüsste“, scherzte sie. „Bis später.“
Cliff unterbrach die Verbindung. Sobald er von seinem Lauf zurück und unter der Dusche gewesen war, würde Tom anrufen. Und dann musste er die ganze Scharade noch einmal aufführen. Die Tatsache, dass er eigentlich gar nicht log, sondern Amanda Gleasons todkrankem Kind wirklich helfen wollte, machte die Sache auch nicht besser. Was er tat, war trotzdem von purem Selbstschutz diktiert. Dabei hatte er sich geschworen, niemals einer von diesen schleimigen Politikern zu werden. Aber nichts anderes war aus ihm geworden.
Die ganze Angelegenheit stank zum Himmel.
Warren Mercer mochte ja ein kaltherziger Hurensohn sein.
Aber Lyle Fenton war ein mieses Schwein.
Patrick kam sofort zu Casey, als er sie im Wartesaal erblickte.
„Wie geht’s ihr?“, fragte sie.
„Nicht besonders gut. Sie ist ziemlich mitgenommen“, erwiderte Patrick. „Ich glaube, dieser Anruf war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Justin scheint es auch nicht besser zu gehen, er hängt immer noch an dem Beatmungsgerät. Und als dann dieser Anruf kam … Na ja, du kannst es dir ja vorstellen.“
„Aber sie weiß, dass du hier bist?“
„Sicher. In den letzten paar Stunden ist sie dreimal rausgekommen, um sich davon zu überzeugen. Sie hat Angst, dass jemand an mir vorbeikommenund ihrem Kind etwas antun könnte. Wir haben miteinander geredet, und ich glaube, sie akzeptiert mich inzwischen. Natürlich bin ich nicht Marc, aber vielleicht so eine Art Vaterfigur für sie, was sie zu beruhigen scheint. Deshalb lasse ich mich für die nächste Schicht lieber nicht ablösen. Sie fängt gerade an, sich an mich zu gewöhnen. Da will ich ihr nicht gleich wieder Veränderungen zumuten.“
Casey klopfte ihm auf den Arm. „Du bist ein toller Typ.“
„Das ist wahr. Vielleicht solltest du mich besser bezahlen“, erwiderte Patrick gut gelaunt. „Willst du sie jetzt sehen?“
Casey nickte und erklärte ihm, was sie zu erreichen hoffte.
„Prima Idee.“ Patrick warf einen Blick über die Schulter. Amanda hatte Justins Zimmer gerade verlassen. „Da kommt sie. Sie hat bestimmt nichts dagegen. Die arme Frau ist völlig verzweifelt.“
Amanda merkte, dass Casey da war, zog die sterilen Sachen aus und ging zu ihr. Sie sah sie fast flehend an. „Gibt es was Neues?“
„Die Anrufe haben bis jetzt keine neuen Spuren gebracht. Aber durch den Abgeordneten Mercer lässt sich jetzt die Hälfte aller Einwohner der Hamptons testen.“
In Amandas Augen flackerte ein Fünkchen Hoffnung auf. „Das war wirklich nett, was er da gemacht hat. Ich weiß, es war mehr ein Gefallen für meinen Onkel, aber immerhin hat er es getan, und jetzt machen es ihm viele andere Leute nach. Ich bin so dankbar! Gestern Nachmittag habe ich in seinem Büro angerufen und ihm meinen Dank ausrichten lassen. Trotzdem wäre es ein Wunder, wenn wir einen anderen Spender finden würden. Und die Chance, Paul zu finden …“
„Ist immer noch sehr groß“, vollendete Casey den Satz. „Wir untersuchen gerade ein unerwartetes Vorkommnis, das kein Zufall sein kann. John Morano, das ist der Mann, der jetzt das Hotelprojekt weiterführt, hat auch Pauls kleines Büro übernommen. Ich weiß nicht, ob Sie je da waren, aber es ist bloß eine Holzhütte an der Bootsanlegestelle in der Shinnecock Bay.“
„Ich war nur einmal da. Hat Paul da irgendetwas zurückgelassen, das jetzt erst aufgetaucht ist?“
„Darum geht es nicht. Die Hütte ist letzte Nacht abgebrannt. Die Polizei glaubt, es war Brandstiftung.“
Amanda riss den Mund auf. „Jemand wollte auch diesen John Morano umbringen?“
Casey schüttelte den Kopf. „Nein, er war gar nicht da. Aber eskönnte eine Art Warnung gewesen sein. Und das führt uns zu der Annahme, dass auch Paul wegen dieses Projekts in irgendwelchen Schwierigkeiten gesteckt haben könnte. Wenn wir dahinterkommen, was für Schwierigkeiten das waren, sind
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