Dein ist das Leid (German Edition)
müssen einen Schlauch einführen, um die entwichene Luft aus seinem Brustkorb zu saugen. Den entfernen wir wieder, sobald die Lunge heilt.“
„Und wenn sie nicht …“, begann Amanda.
„Sie sollten nicht in die Richtung denken. Ein Pneumothorax ist nicht ungewöhnlich bei Neugeborenen, die an Beatmungsgeräte angeschlossen sind. Wir haben ihn sofort festgestellt und tun alles Notwendige.“ Dr. Braeburn wollte zurück. „Bleiben Sie hier bei Ihren Freunden. Ich komme wieder, sobald wir fertig sind. Es könnte etwa fünfzehn Minuten dauern.“
„Kann ich nicht bei ihm sein?“, flehte Amanda.
Der Doktor zögerte. „Unglücklicherweise nicht. Bei dieser Maßnahme muss alles steril sein.“
Sie schluckte schwer. „Hat er Schmerzen?“
„Nein. Er bekommt Schmerzmittel. Ich muss jetzt unbedingt wieder rein.“ Diesmal drehte Dr. Braeburn sich nicht noch einmal um. Er verschwand hinter der Glastür.
„Oh Gott“, hauchte Amanda noch einmal. Sie wandte sich ab, das Gesicht in den Händen, den Kopf gesenkt. „Mein armes Baby.“ Sie sprach eher mit sich selbst als zu Casey und Patrick. „Er ist so winzig. Wie soll er das überleben? Noch mehr Schläuche. Noch mehr Maßnahmen. Noch mehr Apparate. Er wiegt nicht einmal fünf Kilo. Er kann diesen Kampf gar nicht gewinnen.“
„Er wird gewinnen, Amanda“, sagte Casey. „Mit dem Schlauch und dem Beatmungsgerät kann er wieder normal atmen. Die Lunge heilt. Dann nehmen sie den Schlauch wieder heraus. Und sobald die Antibiotika wirken, braucht er auch das Beatmungsgerät nicht mehr.“
Casey hatte selbst feuchte Augen, aber sie legte nur ruhige Bestimmtheit an den Tag, denn etwas anderes konnte Amanda im Augenblick nicht brauchen.
„Amanda, Sie sind sehr stark“, fuhr sie fort. „Und Justin auch. Er ist der Sohn seiner Mutter. Er will leben. Und die Ärzte sorgen dafür, dass er das auch kann.“
„Genau wie wir“, warf Patrick mit einer Heftigkeit ein, die Casey verblüffte. „Wir werden Paul Everett finden. Sie müssen einfach nur durchhalten. Ich weiß, was unser Team leisten kann. Sie dürfen die Hoffnung nicht verlieren.“
Amanda ließ langsam die Hände sinken und sah Patrick an. „Siehaben auch Kinder“, stellte sie fest.
„Drei, zwei Töchter und einen Sohn. Für jedes einzelne würde ich mein Leben geben. Ich weiß genau, wie Sie sich fühlen. Dass man selbst nichts tun kann, ist immer das Schlimmste, wenn man Kinder hat. Aber Sie werden damit fertig, denn Justin braucht Sie. Alles andere ist unwichtig.“
„Sie haben recht. Ich weiß, dass Sie recht haben.“ Amanda versuchte, sich zusammenzureißen. „Danke. Ich schaffe das.“
„Ich kann hierbleiben und mit Ihnen warten“, bot Casey an.
„Nein.“ Amanda schüttelte den Kopf. „Reden Sie mit dem Mann vom FBI. Finden Sie Paul. Das ist das Beste, was Sie für mich und Justin tun können.“
„Mach dich auf den Weg, Casey“, sagte Patrick. „Ich bin ja da. Und ich glaube, Amandas Freundin Melissa will auch kommen.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte Amanda. „Sie kommt vorbei, sobald sie ihre eigenen Kinder in den Schulbus gesetzt hat. Mehr Unterstützung brauche ich nicht.“
„Okay.“ Casey drückte ihr die Hände. „Rufen Sie an, wenn irgendwas ist. Und Patrick hat recht. Wir werden Paul finden.“
Kaum hatte Lyle Fenton von dem Brand bei Morano erfahren, schloss er sich in seinem Büro ein und griff zum Telefon. Er brauchte nicht erst die Ergebnisse der Untersuchung abzuwarten, er wusste sofort, dass es Brandstiftung war.
„Sind Sie wahnsinnig?“, brüllte er in den Hörer, sobald jemand abhob. „Stehen wir nicht schon genug im Scheinwerferlicht, wo Paul Everetts Verschwinden jetzt wieder untersucht wird? Und Sie fackeln das Büro seines Nachfolgers ab? Glauben Sie, die Bullen sind Idioten? Die fragen sich bestimmt, ob es da einen Zusammenhang gibt. Wieso, zum Teufel, haben Sie das gemacht?“
„Der Hurensohn wollte uns nicht mehr bezahlen“, entschuldigte Franco Paccara das Vorgehen. Paccara war Gewerkschaftssekretär – und ein Mitglied der Vizzini-Familie. „Sie sorgen sich um Ihren Hintern. Und ich sorge mich um meinen.“
„Nun, Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen“, sagte Fenton. „Ich habe die Genehmigungen durchgedrückt. Sie können zwei Monate früher als erwartet mit den Bauarbeiten anfangen. Damit verdienen Sie viel mehr als das bisschen Taschengeld, das Sie aus ihmherauspressen – und Sie wandern nicht ins Gefängnis. Es
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