Dein ist das Leid (German Edition)
befestigt, damit er nach oben gezogen werden konnte.
Zwei Stunden später lief die Big Money mit ihrer sehr wertvollen und höchst illegalen Fracht im Fenton Marine Dock in Bayonne, New Jersey, ein.
Das Feuer in Hampton Bays wurde als Brandstiftung deklariert.
Allerdings nicht von der Polizei, sondern von den Medien. Die waren wie so oft schneller als die Polizei, vielleicht nicht mit konkreten Beweisen, aber mit der Enthüllung.
Schon nach drei Stunden hatten sie genug am Tatort herumgeschnüffelt, um die Neuigkeit im Dreistaateneck von New York, New Jersey und Connecticut hinauszuposaunen.
Die Fakten waren schließlich eindeutig. Eine mit Benzin übergossene Holzhütte. In der sich das Büro eines Projektentwicklers befunden hatte, der einen millionenschweren Hotelbau plante und dessen Vorgänger vor acht Monaten einem blutigen Mord zum Opfer gefallen war, bei dem keine Leiche gefunden wurde.
So eine Story war ein gefundenes Fressen für jeden ehrgeizigen Reporter.
Casey hörte die Neuigkeit über Kopfhörer, als sie mit Hero im Park joggte. Das erklärte, wieso Detective Jones nicht zurückgerufen hatte. Sie dachte, er wollte sie hinhalten – was er zweifellos auch tat. Aber vor allem wollte er sich die Medien vom Leibe halten.
Das war nicht nur unmöglich, sondern auch so, als wollte er den Stall verriegeln, nachdem das Pferd schon getürmt war.
Casey rannte zurück, eilte ins Haus, ließ Hero von der Leine, der ihr die Treppe herauffolgte, als sie zum großen Konferenzraum ging, in dem eine Wand voller Monitore hing.
„Hallo, Casey, hallo, Hero“, wurden sie von Yoda begrüßt.
„Yoda, ich muss alle lokalen Fernsehnachrichten sehen.“
„Gibt es Sondersendungen?“, wollte Yoda wissen. „Sonst könnte das problematisch sein. Es ist Viertel vor zwölf – um diese Zeit senden die Lokalsender keine Nachrichten.“
Casey dachte darüber nach.
„Wie wäre es mit Radio?“, fragte Yoda. „Da laufen ständig Nachrichten.“
„Im Radio habe ich es schon gehört. Ich will Bilder sehen.“
„Ich verstehe. Wie soll ich vorgehen?“
„Was ist um zwölf Uhr mittags? Da müssten doch Nachrichten kommen.“
„Korrekt. Sowohl auf CBS als auch auf ABC. Soll ich beide Sender einschalten, und wir warten bis zur vollen Stunde?“
„Ja, Yoda, bitte.“
„Sofort.“ Zwei Bildschirme erwachten zum Leben. „CBS läuft aus deiner Sicht links und ABC rechts. Die Nachrichten beginnen in genau dreizehn Minuten und zwölf Sekunden. Bitte benachrichtige mich, wenn du einen der Sender im Vollbild sehen möchtest.“
„Danke, Yoda. Könntest du bitte im Internet nach Berichten über den Brand bei John Moranos Büro suchen, während wir warten?“
„Ich beginne mit der Suche.“ Ein paar Sekunden später verkündete Yoda: „Keine Treffer gefunden.“
„Gut, dann such nach dem Livestream des Lokalsenders der Hamptons und der anderen Sender auf Long Island. Schalte den auf einen der Monitore.“
„Sofort. Die Nachrichten beginnen in zwölf Minuten und vierunddreißig Sekunden. Livestream aus dem Internet läuft jetzt.“
„Gut.“
Wie Casey erwartet hatte, lief die Nachricht von dem Brand bereits auf dem Band, das am unteren Bildrand der Lokalsender durchlief. Ein paar Minuten später brachte CBS einen ersten Livebericht. Offenkundig hatten sie gerade ein Kamerateam da draußen, das eigentlichetwas anderes filmen sollte, in aller Eile umdirigiert. Der Reporter verkündete, er würde noch auf die offizielle Bestätigung der Behörden warten, dass es sich um Brandstiftung handelte. Kurz darauf brachte ABC dieselbe Meldung.
Caseys Handy klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display.
„Hallo, Ryan. Bist du bei dem Telefonanbieter fündig geworden? Oder rufst du nur an, um mir mitzuteilen, dass die Brandstiftung gerade im Fernsehen läuft?“
„Aus beiden Gründen“, erwiderte Ryan. „Keine Ergebnisse, was das Telefon angeht. Das Wegwerfhandy liegt wahrscheinlich längst auf dem Grund des East River. Gut, dass du auch schon die Nachrichten gehört hast.“
„Nicht bloß gehört, ich sehe sie mir gerade an. CBS und ABC bringen es ganz groß.“
„Hast du Jones erreicht?“
„Meinst du das ernst?“
Ryan kicherte. „Der dürfte tief in der Scheiße sitzen und gerade versuchen, sich mit einem Teelöffel freizuschaufeln.“
„Ganz bestimmt. Aber ich kriege ihn schon noch. Wenn er sich weiter am Telefon verleugnen lässt, fahre ich da raus und spreche mit ihm persönlich.“ Sie hielt inne.
Weitere Kostenlose Bücher