Dein ist das Leid (German Edition)
Fentons Beziehung zu dem Abgeordneten Mercer zögerte sie. War es wirklich notwendig, dass Hutch davon erfuhr? Doch. Die Tatsache war nicht nur für die Einschätzung der Gesamtsituation wichtig, sie brachte das Ganze auch auf die Zuständigkeitsebene des FBI, sollte es zu einer behördlichen Ermittlung kommen.
Hutch nippte nachdenklich an seinem Kaffee. „Das ist viel komplexer und vielschichtiger, als ich dachte“, sagte er schließlich.
„Genau“, erwiderte Casey. „Eine Mafiafamilie und ein Bundespolitiker könnten darin verwickelt sein, aber wir wissen es nicht mit Sicherheit. Irgendwann werden wir es herausfinden. Aber wir haben keine Zeit, denn das Leben eines Babys steht auf dem Spiel. Aber du hast die Möglichkeiten, den Prozess zu beschleunigen. Alles, was du über Paul Everett herausfindest, könnte entscheidend sein.“ Sie unterbrach sich. „Sobald wir ihn gefunden haben, gehört der Fall dir. Bring ihn zu deinen Leuten beim FBI. Nehmt euch alle vor, die damit zu tun haben. Wenn Fenton sich als Gangster erweist, wäre ich begeistert. Aber was uns angeht, müssen wir nur Justins Vater finden.“
„Das ist nur recht und billig.“ Hutch überlegte bereits, wie er am besten vorgehen sollte. „Ich erledige ein paar Anrufe und schicke einige Mails raus. Mal sehen, was ich alles ausgraben kann.“
Zehn Minuten später klingelte Caseys Handy. Sie hockte gerade auf dem Boden und kraulte Heros Bauch, in der Hoffnung, das könnte sie etwas zur Ruhe bringen. Sie blickte auf das Display und ging sofort ran. Es war Patrick.
„Wie sieht’s aus?“, fragte sie.
„Es hat alles geklappt“, teilte Patrick ihr mit. „Justin ist nicht mehr in Gefahr und kriegt wieder Luft. Amanda ist jetzt bei ihm drin. Sie hat mich gebeten, dich anzurufen.“
„Gott sei Dank“, sagte Casey erleichtert. „Wir müssen die Zeit nutzen, die uns das gebracht hat. Ich habe Hutch gerade alles erzählt. Er hat sich unten in einem der Büros eingeschlossen und ist schon an der Sache dran.“
„Gut. Hier ist bisher sonst nichts passiert, keine weiteren Anrufe. Aber das hat nichts zu bedeuten. Irgendwer behält uns im Auge. Ich schätze, er hat sich etwas zurückgezogen, weil er mich nicht recht einschätzen kann. Aber solange wir mit der Suche weitermachen, wird er nicht verschwinden.“
„Und das tun wir – mit aller Kraft“, betonte Casey.
„Hat Ryan schon irgendwas herausgefunden?“
„Nein, und ich glaube, das wird auch nichts bringen. Der Kerl hat bestimmt ein Wegwerfhandy benutzt, er ist ja kein Amateur. Der will sich nicht mit schlichten Telefonaufzeichnungen schnappen lassen.“
„Und was ist mit Moranos Büro? Haben die Cops es schon offiziell zur Brandstiftung erklärt?“
„Noch nicht. Die halten sich sehr bedeckt. Ich werde unseren Freund Detective Jones nachher mal anrufen.“
Der Kapitän der Jacht Big Money ließ das Display des Sonargeräts nicht aus den Augen, während er den Meeresboden gründlich nach dem speziell modifizierten Container absuchte.
Er lag einige Stunden hinter dem Zeitplan zurück, befand sich fünfzehn Seemeilen vom New York Harbor entfernt und wollte endlich den letzten „Fang“ dieser Nacht hinter sich bringen. Der Container war vor zwei Wochen in großer Eile über Bord geworfen worden, wobei man gerade noch der Küstenwache entgangen war, die solche Drogentransporte abfangen wollte. Ursprünglich ein gewöhnlicher alter Schiffscontainer, waren auf allen Seiten größere Teile herausgeschnitten worden, sodass die Kiste sich schnell mit Wasser füllte undsank wie ein Anker. Die mannsgroßen Löcher waren mit Stahlgittern verkleidet, damit keine Fische hineinschwimmen und an den wasserdicht verschlossenen Paketen mit Kokain nagen konnten.
Der Container und sein Inhalt befanden sich auf dem Meeresboden in Sicherheit, aber der Standort, fast in der Mitte des Hudson Shelf Valley, ein langgestrecktes Tal im Meeresboden, das den Lauf des Hudson River fortsetzte, konnte problematisch sein. Das Tal war an manchen Stellen über sechzig Meter tief. Wenn der Container an einer dieser Stellen liegen sollte, wäre es für die Taucher des Schiffs unmöglich, das Kokain zu bergen.
Aber sie hatten Glück.
Der Umriss des Containers tauchte auf dem Display des Sonargeräts in einer Tiefe von lediglich fünfunddreißig Metern auf. Der Kapitän gab dem Maat den Befehl, die beiden Taucher loszuschicken. Nach wenigen Minuten hatten sie in dem eisigen Wasser Stahlkabel an dem Container
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