Dein ist das Leid (German Edition)
„Bei Justin gab es heute Morgen wieder einen Rückschlag. Das war ziemlich heftig.“ Sie erzählte Ryan von dem Pneumothorax.
„Was war los?“, hörte sie Marc aus dem Hintergrund.
„Bleib dran“, sagte Ryan zu Casey. Sie hörte, wie er Marc die Einzelheiten mitteilte.
„Gib mir das Ding“, sagte Marc.
Das war nicht weiter überraschend, wenn es um das Kind ging.
„Wie sieht es jetzt bei ihm aus?“, fragte Marc ohne weitere Vorrede.
„Im Augenblick geht’s ihm gut“, sagte Casey. „Aber für wie lange? Ich bin kein Arzt, aber ich habe den Eindruck, dass Justin nicht mehr viele solcher Rückschläge verkraften kann.“ Sie schluckte. Dann redete sie wie üblich Klartext. „Wenn du wissen willst, ob ich mir größere Sorgen mache als vorher – ja, das tue ich. Die Uhr tickt immer schneller. Und ich habe das Gefühl, wir kommen mit unserer Ermittlung nur hier und da in winzigen Schritten voran, sind aber noch weit von einem Durchbruch entfernt. Hutch ist jetzt mit im Boot. Vielleicht haben wir Glück, und das FBI hat etwas über Paul Everett. Aber daraufsollten wir lieber nicht zählen.“
„Ich könnte immer noch Fenton die Seele aus dem Leib prügeln“, murmelte Marc ganz ohne seine sonstige Selbstbeherrschung. „Wir wissen doch alle, dass der Dreck am Stecken hat und bis zum Hals in dieser Sache steckt.“
„Das stimmt. Trotzdem weiß er auch nicht, wo Paul ist. Er will Justin nicht sterben lassen. Und für uns ist nur wichtig, Paul zu finden. Den Rest können die Gesetzeshüter hinterher erledigen.“
„Stimmt. In Ordnung.“ Marc atmete frustriert aus. „Wir sind hier fertig. Ryan hat den Positionsmelder an Moranos Karre geklebt, bevor er losgerast ist, um sich die Bescherung bei seiner Hütte anzusehen. Dann hat er sich in den Server der Telefongesellschaft gehackt. Jetzt ist er wieder dabei, in Everetts und Moranos Vergangenheit nach Punkten zu suchen, wo sie sich begegnet sein könnten. Das geht im Büro besser als hier. Wir packen zusammen und kommen zurück in die Stadt.“
„Gut.“ Casey wusste genau, was Marc eigentlich im Sinn hatte. „Und ja, Amanda hat nach dir gefragt. Aber Patrick sorgt jetzt für ihre Sicherheit. Amanda vertraut ihm inzwischen auch, sieht wohl so eine Art Vaterfigur in ihm. Du kannst nicht überall gleichzeitig sein, Marc. Wir alle wollen Justin retten. Aber das schaffen wir nicht, wenn wir bei Amanda den Babysitter spielen. Sie muss sich auf uns alle verlassen können, nicht nur auf dich.“
„Ich habe gar nicht vor, bei ihr den Ritter in schimmernder Rüstung zu geben“, versicherte Marc. „Und ich weiß, was ein Psychofritze von der Sache halten würde – dass ich damit kompensiere, was ich in der Vergangenheit erleben musste. Das stimmt vermutlich sogar. Aber ich bin derjenige, der diesen Fall angenommen hat. Ich fühle mich verantwortlich – nicht nur für Amanda, sondern für das ganze Team.“
„Das weiß ich doch.“ Casey dachte einen Moment nach. „Du hast recht. Auf Long Island könnt ihr nichts mehr ausrichten. Also kommt zurück. Am besten fährst du. Dann kann Ryan auf der Fahrt weiter seinen Laptop bearbeiten.“
Die beiden Männer saßen sich in einem Zimmer gegenüber und unterhielten sich leise, aber angespannt.
„Sie wollen sich jetzt Zugang zu den Unterlagen des FBI verschaffen“, sagte einer von ihnen.
„Ich weiß. Und das können wir auf keinen Fall zulassen.“ Der andereMann hämmerte mit der Faust auf den Tisch. „Was, zum Teufel, müssen wir anstellen, um die verfluchten Ermittler zu verscheuchen?“
„Das wissen wir noch nicht“, erwiderte der erste. „Aber wir werden schon noch etwas finden.“
Falludscha, Irak
Die Reise war mühsam – und er hatte sie immer noch nicht hinter sich.
Er hatte den ersten Flug zur Ali Al Salem Air Base in Kuwait genommen, dann einen Militärtransport nach Bagdad. Wenn er in der Botschaft stationiert wäre, würde er sich keine großen Sorgen machen. Aber er musste weiter nach Falludscha, zu einem der vorgeschobenen Stützpunkte. Der Landweg war unmöglich, also musste er in einem Armeehubschrauber mitfliegen. Und er hatte keine Ahnung, wann das arrangiert werden könnte. Es gab nicht viele Plätze, keinen geregelten Flugplan, und außerdem wurden die Hubschrauber dauernd von Sandstürmen lahmgelegt, da konnte es Tage dauern, bis er die lächerlichen zehn Meilen bis zu seinem Ziel zurücklegen konnte.
Die ganze Sache war nicht geplant gewesen und womöglich auch
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