Dein ist der Tod
Chevrolet und legte die Hand auf die Motorhaube. Warm. Sie musste also erst gekommen sein. Er drehte sich um und sah zu den erleuchteten Fenstern im obersten Stockwerk hinauf.
An seinen Partner gewandt, sagte er: »Ich meine, an Zufälle habe ich noch nie recht geglaubt.«
Mit verschwommenem Blick starrte Mia auf das Foto von Sam auf ihrem Bildschirm. Woher stammte es? Wer hatte es ihr geschickt? Sie hätte alles dafür gegeben, in den Bildschirm hinein und neben Sam auf das Foto zu krabbeln und sehen zu können, wer hinter der Kamera stand. Vielleicht konnte Alex ihr da weiterhelfen? Alex hatte zwar auch keine übernatürlichen Fähigkeiten, aber auf ihrem Spezialgebiet, der Computertechnik, brachte sie Erstaunlicheres zuwege als alle anderen, die Mia kannte. Wenn jemand aus der Abteilung für Cyberkriminalität Mia ein paar ihrer verzweifelt gesuchten Antworten geben konnte, dann Alex Lovell. Und Mia brauchte diese Antworten so dringend, dass sie dafür sogar an den Ort zurückgekehrt war, an dem sie momentan ganz bestimmt nicht sein wollte â an den Ort, der von so vielen schrecklichen Erinnerungen erfüllt war, dass ihr schon die Anwesenheit dort Unbehagen bereitete.
»Was machst du denn hier?«
Mit stockendem Atem wirbelte sie herum. Ric Santos stand in ihrer Tür, und einen Augenblick meinte sie, sie bildete sich das alles nur ein.
Sein Blick fiel auf den Bildschirm. Mit Schrecken sah Mia ebenfalls dorthin. Ob er das Bild sah?
»Na, was wohl.« Sie schob sich vor den Bildschirm und rang sich ein Lächeln ab. »Ãberstunden. Berichte schreiben.«
Ric sah ihr in die Augen, und sie beschlich das Gefühl, dass er ihre Lüge durchschaute. Oder zumindest ihre Nervosität bemerkte. Warum hatte sie nur vergessen, die Tür zu schlieÃen? Weil sie nur kurz herkommen wollte, um ihren Laptop zu nehmen und ihn zu Alex auf die andere Seite des Gangs zu bringen. Und die wartete bereits auf sie.
Ric trat ein, und Mia zuckte zusammen. »Fast ein bisschen spät, oder?«
»Och, wie manâs nimmt.«
Er sah auf ihren Computer, sagte aber nichts. Vielleicht hielt er das Bild für einen Bildschirmschoner? Wie beiläufig beugte sie sich vor und versetzte den Rechner in Ruhezustand.
»Also.« Sie drehte sich zu ihm um. »Und was machst du hier?«
»Ich war unten bei den Ballistikern.«
»Und wie konntest du hier raufkommen?«
»Ich bin unten auf dem Parkplatz, nachdem ich dein Auto gesehen hatte, Ben begegnet. Der war so nett und gab mir noch schnell offiziellen Begleitschutz.«
In Mias Kopf begann es zu arbeiten. Ben war ebenfalls in der Abteilung Cyberkriminalität, und er und Ric kannten sich von dem ungelösten Fall von vergangenem Sommer. Das hieÃ, Alex war nicht allein im Computerlabor, und Mia musste aufpassen, was sie sagte. Ihr Blick wanderte sehnsüchtig zur Tür. Alex erwartete sie, und so wie sie am Telefon geklungen hatte, wollte sie den Abend eigentlich nicht hier verbringen. Mia eigentlich auch nicht. Jeder andere Ort wäre ihr lieber gewesen. Sie musste Ric abwimmeln.
»Was ist denn mit deinem Mantel passiert?«
Verwundert sah sie ihn an. Ihr Mantel? Sie öffnete den Mund, um zu antworten, brachte jedoch kein Wort heraus. Ihr Mantel lag zu Hause im Schlafzimmer auf dem Boden neben ihrer zerrissenen Strumpfhose. Jedes Kleidungsstück, das sie heute getragen hatte, stank nach Rauch.
»Diese Skiweste ist doch etwas optimistisch.« Mit einem Nicken deutete Ric auf ihre nackten Arme. »Heute Nacht sollâs sogar unter null Grad haben.«
Er hatte recht. Jeans und T-Shirt waren nicht gerade das optimale Outfit für dieses Wetter. Doch nachdem sie den Nachmittag mit Vivian und Sam verbracht hatte, hatte sie es eilig gehabt. Sie hatte es sogar sehr eilig gehabt, hierherzukommen und Antworten auf einige ihrer Fragen zu erhalten. Insbesondere die, wie man glaubhaft die Entführung des kleinen Jungen vortäuschen konnte, obwohl zwei Lehrerinnen, der Rektor und der Junge selbst steif und fest behaupteten, er sei den ganzen Tag in der Schule gewesen.
Alex war der einzige Mia bekannte Mensch, der ihr dabei behilflich sein konnte. Wenn Mia nur diesen Detective loswürde, der in ihrem Büro stand und sie misstrauisch betrachtete.
Er weiÃ, dass irgendwas faul ist . Der Gedanke tauchte kurz in ihrem Bewusstsein auf, aber sie verdrängte ihn. Woher sollte er das wissen?
»Du
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