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Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)

Titel: Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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dazu zu sagen, nicht dazu oder zu sonst was. Sie saß auf dem Sofa, die Beine untergeschlagen, und lutschte einen Eiswürfel, während ein Klecks von Christines Handcreme ihrem vom Bademantelgürtel geröteten, verbrannten Hals einen makabren Glanz verlieh.
    In Etappen kehrt die letzte Nacht zurück. Niemand hatte die Polizei rufen wollen. Es kam kein Widerspruch, als Big Dunc ankündigte, Jarod ins Krankenhaus zu fahren. Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass sie kaum schlucken konnte und ihr Herz raste, als wollte es die Chance nützen, noch einmal verschont geblieben zu sein, hätte sie die Diskussionen komisch finden können. Selbst in ihrem benommenen, betrunkenen, halb erwürgten Zustand spürte sie ein bizarres Kichern in ihr aufsteigen, während sie die Szene betrachtete. Männer und Frauen – manche in weiße Bademäntel gehüllt wie griechische Philosophen, andere mit um die Hüfte geschlungenen Handtüchern. Ein Mann vollkommen nackt, auf der Kante eines Korbstuhls sitzend, während seine verschrumpelte Männlichkeit wie ein Hut auf seinen Eiern ruhte. Jarod auf der Veranda in einer schmutzigen Lache aus Schlamm und Blut liegend. Zornige Stimmen und Vorwürfe, Fäusteschütteln.
    Der Mann, der sie zum Haus zurückgetragen hatte, stellte sich als Matt vor. Er war vereidigter Buchprüfer aus Bradford und sprach mit starkem West-Yorkshire-Akzent. Er ließ sie nicht los, bis sie sich beruhigt hatte. Hielt sie in den Armen und tröstete sie wie ein Kind. Legte ihr die große Hand übers linke Ohr und drückte das andere Ohr an seine Brust, während der Streit darüber tobte, was geschehen war und was geschehen sollte.
    Suzie wirft niemandem vor, dass er seine Geheimnisse schützen will. Wem würde es schon gefallen, wenn seine Personalien von Polizeibeamten in Verbindung mit einem Mordversuch bei einer Sexparty aufgenommen würden. Niemand ist scharf darauf, dass hämisch grinsende Polizisten in seinem Leben herumstochern und den Ehepartner nach Gewohnheiten und Bettvorlieben befragen.
    Suzies Angreifer konnte nicht gefunden werden. Er war lautlos im Dunkeln verschwunden, während die Rufe der Verfolger die fröhlich fickenden Pärchen zu einem eilig organisierten Palaver im Wintergarten über das weitere Vorgehen zusammengeführt hatten.
    »Ich wäre ruiniert! Das darf nicht an die Öffentlichkeit kommen. Es gäbe Verhöre. Polizei. Die Zeitungen. Meine Frau!«
    »Es geht um Recht und Unrecht. Er wurde niedergeschlagen. Er könnte sterben!«
    »Nein, unmöglich. Diskretion, habt ihr schon vergessen? Das steht ausdrücklich auf der Website. Diskretion garantiert.«
    »Das hier verändert alles. Es geht um Leben oder Tod. Es hätte jeden von uns treffen können.«
    »Wahrscheinlich ist er nur ausgerutscht. Und sie hat zu viel getrunken. Vielleicht hat sie es sogar selbst getan.«
    Wie ein Schiedsrichter beim Tennis hatte sie das Hin und Her der Debatte verfolgt. Am Ende versuchten sie, Suzie zu überzeugen, dass der Täter wahrscheinlich ein einheimischer Teenager gewesen sei. Big Dunc gab zu, dass die Website einige E-Mails von Jugendlichen bekommen habe, die von dem Sexclub in ihrer Gegend erfahren hatten und drohten, die nächste Party zu sprengen. Suzie hatte lediglich genickt. Ihre Meinung für sich behalten. Schmerzhaft Blut geschluckt und sich mit einem Zahnstocher den Dreck aus den Zähnen gepult.
    Aber sie weiß jetzt Bescheid. Weiß genau, dass sie vor ihren eigenen Ängsten davongelaufen ist. Dass Simon sich nicht selbst erhängt hat. Sie hat es nie ernsthaft geglaubt. Machte sich nur etwas vor, schreckte vor einer Schlussfolgerung zurück, die ihr eine Heidenangst einjagte. Und vor allem weiß sie, sein Mörder ist jetzt hinter ihr her.
    Tief und schmerzhaft atmend, wühlt sie in ihrer Handtasche nach dem Telefon. Es ist seit Tagen ausgeschaltet. Sie erwartet fast, ihre Hände zittern zu sehen; überrascht stellt sie fest, dass sie sich unter Kontrolle hat. Sie fühlt sich losgelöst. Zwar nicht betäubt, aber irgendwie abgeschnitten von sich selbst. Als der Angreifer sie strangulierte, hatte sie keine außerkörperliche Erfahrung, doch jetzt meint sie fast, sich selbst von oben zuzusehen.
    Suzie wickelt die Beine aus der Steppdecke. Sie trägt immer noch den Bademantel. Jemand hat ihre Kleider vom Whirlpool hergebracht, aber sie hat keine Lust, das Zeug von gestern anzuziehen. Sie stopft sie in die Tasche und zieht stattdessen ein langes blaues Kleid mit Schneeflockenmuster und einer Eule über

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