Dein ist mein ganzes Herz
schreiben, die von mir stammen könnten. Er weiß, daß ich mit Dorothea Darent im Park ausgefahren bin sowie daß ich die Stadt verlassen hatte und auf dem Maskenball nicht erwartet wurde."
"Ein Mitglied des ton also", überlegte Ferdie, "oder ein Helfershelfer." "Daraufkann man wohl schließen", erklärte der Marquess, der nach wie vor die Briefe anstarrte.
"Was sollen wir tun?"
"Wir können nur eines tun, sorgsam über Dorothea wachen", erwiderte Lord Hazelmere. "Vor allem müssen wir sicherstellen, daß sich ihr niemand allein nähern kann, der möglicherweise in die Angelegenheit verwickelt ist."
"Nur wir drei?"
"Für den Augenblick ja. Falls notwendig, können wir uns immer noch Verstärkung suchen."
"Wo sind die Mädchen jetzt?" fragte Tony Fanshawe.
"Sie ruhen sich aus", antwortete Ferdie. "Gestern abend waren sie mit deinen Eltern im Theater, alter Junge. Resultat - Cecily ist völlig erschöpft."
Lord Hazelmere grinste verständnisvoll. Lord Fanshawe runzelte die Stirn.
"Heute nachmittag reite ich mit den Mädchen aus", fuhr Ferdie fort.
,,Am Abend findet der Diplomatie-Ball statt. Wir sind alle dort."
Lord Fanshawe stand auf. "Ferdie, mein Junge, halte uns über Miss Darents Pläne auf dem laufenden und vergewissere dich, daß immer einer von uns dort ist, wo sie hingeht. Das sollte dir keine besonderen Schwierigkeiten machen.
Ferdie sprach etwas aus, was ihm schon geraume Zeit durch den Kopf ging. "Eine Lösung eurer Probleme wäre doch wohl, die Mädchen schnellstens zu heiraten. Marc könnte seine ganze Zeit Dorothea widmen, Cecily würde nicht länger Trübsal blasen, und ich wäre in der Lage, mein ruhiges Leben wiederaufzunehmen." Er merkte sofort, daß sein Ratschlag auf taube Ohren stieß. "Schon gut", brummte er, "ich gehe ja schon. Wir sehen uns heute abend auf dem Ball."
9. KAPITEL
Der Diplomatie-Ball, der für die Mitglieder des Diplomatischen Corps veranstaltet wurde, stand unter der Schirmherrschaft des Prinzregenten. Die Anwesenheit aller Eingeladenen war daher obligatorisch. Das schloß die Debütantinnen der Saison, die Londoner Peers sowie die Elite der Gesellschaft mit ein.
Lord Hazelmere, der den Prinzregenten kannte, wußte, daß Dorothea auf dem Ball zwar keine Entführung, wohl aber andere Gefahren drohten. Während die Mädchen mit Ferdie im Park ausritten, suchte er Lady Merion auf und informierte sie von seinen Befürchtungen. Sie verabredeten, daß er, Ferdie und Tony Fanshawe die Damen in der Stadtkutsche Seiner Lordschaft zum Carlton House bringen sollten.
Ferdie wunderte sich, seine Freunde am Abend in Merion House anzutreffen. Ein paar erklärende Worte von Lord Hazelmere, und er rief entsetzt: "Gütiger Himmel, daran habe ich nicht gedacht."
"Woran haben Sie nicht gedacht?" erkundigte sich Dorothea, deren Neugier geweckt worden war, als sie bemerkt hatte, daß die beiden miteinander tuschelten. Sie hoffte, eine Erklärung für die Anwesenheit der beiden Lords zu erhalten.
Ferdie war in solchen Situationen außerstande, schnell zu reagieren.
Sein Cousin rettete ihn mit einer Notlüge. "Alter Junge, Lady Merion versucht gerade, deine Aufmerksamkeit zu erregen."
"Ach ja?" Ferdie entfernte sich in aller Eile.
Dorothea schaute den Marquess ungnädig an und schalt ihn einen Spielverderber.
"Sie waren Ferdie gegenüber nicht fair. Er ist Ihnen nicht gewachsen.
Warum verlangen Sie nicht von mir eine Erklärung?"
"Das wäre verschwendete Zeit und Mühe, da ich Ihnen nicht gewachsen bin."
Lord Hazelmeres geräumige Stadtkutsche bot sechs Personen Platz, trotz der voluminösen Ballkleider der Damen, die zu diesem Anlaß unerläßlich waren. Traditionsgemäß trugen die Debütantinnen auf dem DiplomatieBall reinweiße Kleider mit engen Oberteilen und weiten Röcken, dazu weiße Pfauenfedern im Haar.
Cecily wirkte in ihrem weißen Kleid jung und unschuldig, Dorothea sah geradezu hinreißend aus. Das Mieder ihres sehr tief ausgeschnittenen Kleides lag eng an und betonte die schmale Taille und die sanft gerundeten Hüften. Als Lord Hazelmere sie erblickte, wurde ihm klar, daß seine Befürchtungen gerechtfertigt waren.
Da der Prinzregent überzeugt war, besonders anfällig gegen Erkältungen zu sein, waren die Räume in Carlton Housc völlig überheizt. Dorothea war froh, daß sie keinen Schal mitgenommen hatte, Lord Hazelmere wäre es anders lieber gewesen.
Die Freunde führten die beiden Schwestern zu den Patronessen von Almack's, in
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