Dein ist mein ganzes Herz
erklärt ..." Weiter kam sie nicht. Der Marquess erblaßte, als sie ihm diese Worte
entgegenschleuderte. Dann konnte er sich nicht länger beherrschen. Er riß sie an sich und drückte ihr einen Kuß auf die Lippen, der in seiner Intensität beinahe brutal war. Dorothea geriet in Panik und wehrte sich.
Seine Finger vergruben sich in ihren Haaren. Er hielt sie so fest, daß sie sich aus seiner Umarmung nicht befreien konnte. Sein Kuß wurde zärtlicher, bis sich ihre Lippen teilten. Dorothea empfand eine unbeschreibliche Seligkeit. Ein heißes Verlangen durchströmte ihre Adern. Daß sie auf seinen leidenschaftlichen Kuß für ihre Begriffe schamlos reagierte, war ihr gleichgültig. Ein einziger Gedanke beseelte sie, eine wilde Hoffnung, er möge niemals aufhören, sie zu küssen.
Er glitt mit den Lippen über ihre Stirn, die Augenlider, das Kinn und die schlanke, weiße Kehle. Sie stöhnte leise, legte ihm die Arme um den Hals und spielte mit seinen dunklen Locken.
Der Marquess wußte, daß sie mit Körper und Seele ihm gehörte und sich ihm hingeben würde, wann immer er das begehrte. Er preßte sie an sich und ließ sie das Ausmaß seines Verlangens spüren. Dorothea war wie von Sinnen. Seine Liebkosungen erregten sie vom Kopfbis zu den Zehen.
Lord Hazelmere wußte, daß er gehen mußte, solange ihm das noch möglich war. Daher beendete er abrupt den Kuß und löste ihre Hände aus seinen Haaren. Er schob sie beinahe grob von sich, nahm seine Handschuhe und verließ den Salon. Während er den Platz überquerte, tobte in seinem Inneren ein Gefühlssturm, der ihn am klaren Denken hinderte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als London auf der Stelle zu verlassen, bis sich seine fiebrigen Sinne abgekühlt hatten.
"Ich habe beschlossen, sofort nach Leicestershire aufzubrechen", informierte er den Butler, der ihm in der Halle entgegenkam."Schicken Sie mir Murgatroyd nach oben und sagen Sie Jim, er soll die Braunen anspannen und in zehn Minuten mit dem Curricle vor dem Haus warten."
Mytton entfernte sich eilig, um seine Aufträge auszuführen. Kurze Zeit später stürmte Murgatroyd die Treppe hinau. Dem Marquess, der vor dem Spiegel stand und die Brillantnadel aus dem Halstuch zog, fiel plötzlich ein Versäumnis ein. "Murgatroyd, schauen Sie, ob Sie Jim noch erwischen, bevor er das Haus verläßt", sagte er."Ich habe den Curride vor Merion House stehenlassen."
Der Kammerdiener erstarrte sekundenlang,bevor er schnell die Treppe wieder hinunterlief. Er hielt Jim auf, der gerade gehen wollte.
"Das hätte ich nie geglaubt, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen sehen würde", brummte der Reitknecht und machte sich auf den Weg, um die kostbaren Grauschimmel zu holen. Murgatroyd kehrte zu seinem Herren zurück, um ihm beim Umkleiden zu helfen.
Am Ende mußte Jim die Braunen noch ein paar Minuten auf und ab fuhren. Dem Marquess war auf der Treppe eingefallen, daß er Ferdie noch von seinen Plänen informieren mußte. Er ging in die Bibliothek und setzte sich an seinen Schreibtisch. Es fiel ihm immer noch schwer, sich zu konzentrieren. Schließlich teilte er Ferdie in ein paar Sätzen mit, daß er in Gutsangelegenheiten nach Leicestershire fahren müsse, jedoch am nächsten Dienstag wieder in London sei. Tony und er hätten beim Lunch ihren engsten Freunden von den Anschlägen auf Dorothea erzählt. Alle hätten versprochen, auf sie aufzupassen. Er schloß mit der Bitte, Ferdie möge sich an seiner Stelle um Dorothea kümmern.
Dann läutete er nach dem Diener und übergab ihm den Brief mit der Anweisung, ihn sofort Mr. Acheson-Smythe persönlich auszuhändigen.
Nachdem das alles erledigt war, begab er sich zu seinem wartenden Curricle.
Dorothea stand wie betäubt neben dem Lehnsessel. Als das Geräusch der zufallenden Eingangstür an ihr Ohr drang, berührte sie mit dem Finger ihre glühenden Lippen. Sie holte tief Luft, verließ den Salon und ging die Treppe hinauf.
Lady Merion, die ihre Schritte gehört hatte, kam aus dem Morgenzimmer und sah ihr nach. Einige Minuten nachdem Ferdie sie von dem Gespräch unterrichtet hatte, hatte sie sich ins untere Stockwerk begeben.
Sie hatte vorsichtig. die Tür geöffnet, nur um sie beim Anblick des engumschlungenen Paares sofort wieder zu schließen.
In ihrem Zimmer warf sich Dorothea auf das Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf. Nachdem sie sich ausgeweint hatte, lag sie gegen die Kissen gelehnt da und betupfte sich mit einem feuchten Taschentuch die
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