Dein Kuss in meiner Nacht
kommen. Das wird sich bestimmt alles wieder regeln, mach dir keine Sorgen darüber.«
Ich schluckte.
»Ehrlich gesagt, weiß ich im Moment selbst nicht was ich denken und fühlen soll«, sagte ich. »Diese Frau war meine Mum, solange ich denken kann. Auf einmal ist alles ... Ich weiß nicht.«
»Ihr müsst beide erst einmal zur Ruhe kommen. Das wird schon«, tröstete mich Koveena. »Von der Schule bist du für drei Monate freigestellt worden. Man glaubt dort ebenfalls, dass du bei Verwandten bist. Was Cherryl anbelangt, wird sie morgen zurückkehren und erzählen, sie sei mit einem Jungen durchgebrannt und hätte nun genug von ihm. Das war Cherryls Idee. Vielleicht ist es so am besten zu erklären.«
Ich blickte Cherryl über den Tisch hinweg an. Sie schien verändert zu sein. Vielleicht hatte das ganze Abenteuer ihr doch gut getan. Sie ein wenig von ihrem hohen Ross heruntergeholt. Sie erwiderte meinen Blick und zuckte mit den Schultern.
»Die Wahrheit würde mir ohnehin niemand glauben«, sagte sie.
»Was werden deine Eltern sagen?«, gab ich zu bedenken. »Werden sie dir keinen Ärger machen?«
»Ich denke nicht. Dad wird froh sein, dass ich wieder da bin und Mum wird sich erst ein wenig aufregen und sich dann wieder in ihre Aktivitäten stürzen. Wahrscheinlich wird sie einen riesigen Wohltätigkeitsball geben, um von meiner Schande abzulenken. Was soll’s ...«
Ich wandte mich wieder Basser zu.
»Ich werde also hier ausgebildet und soll dann wieder in mein altes Leben zurückkehren? Und wofür werde ich dann ausgebildet? Was wird aus mir und Cole? Ich versteh das Ganze noch immer nicht. Was wird von mir erwartet? Und was bedeutete das, wie mich der Heiler genannt hatte?«
»Langsam«, wehrte Basser lachend ab. »Ich kann so viele Fragen auf einmal ja gar nicht beantworten.«
»Soll ich?«, bot sich Koveena an.
»Bitte!«, stimmte Basser sichtlich erleichtert zu.
»Nun gut!«, sagte Koveena und schenkte mir ein Lächeln. »Du wirst erst einmal ausgebildet, das ist korrekt, und Cole bleibt mit dir hier. Basser und ich haben ja in deiner Welt ohnehin eine Mission zu erfüllen und das wird wohl noch eine Weile andauern. Das heißt, dass wir zuerst zurückgehen werden und ihr kommt nach, wenn deine Ausbildung abgeschlossen ist. Offiziell bist du mit deinem Verlobten bei deinen Verwandten«, sie zwinkerte mir zu und ich errötete. »Nach deiner Ausbildung werdet ihr erst mal die Schule in deiner Welt beenden, während wir unsere Mission abschließen. Danach sehen wir weiter. Da ihr ein Paar seid, werdet ihr von da an gemeinsame Missionen bekommen, an denen wir nicht mehr beteiligt sind.« Sie blickte ihren Sohn an und seufzte. »Mein Jüngster verlässt das Nest. Ich kann es noch gar nicht glauben.«
»Jüngster? Hast du noch Geschwister?«, fragte ich an Cole gewandt.
Er lachte über mein entsetztes Gesicht.
»Einen Bruder und eine Schwester«, antwortete er grinsend. »Meine Schwester wirst du noch während deiner Ausbildung kennenlernen. Sie arbeitet im Hauptquartier als Assistentin. Mein Bruder, der einzige Zivile in unserer Familie, hat eine Farm hier in der Nähe. Wir werden ihn am Wochenende besuchen.«
»Puh!«, machte ich. »Das ist alles ganz schön viel Veränderung in meinem Leben.«
»Bereust du es?«, fragte Cole.
»Machst du Witze? Ich liebe es! Ich meine, es ist schon ganz schön verrückt und ich bin so was von ... überwältigt und alles. Aber ich hab ...«
»Du hast was?«, hakte Cole sanft nach, als ich nicht weitersprach.
»Ich hab wieder eine richtige Familie«, sagte ich und Tränen traten in meine Augen, als ich an meinen Dad denken musste. »Ich vermisse meinen Dad.«
»Er war ein wundervoller Mann«, sagte Koveena. »Wir waren im selben Jahrgang auf der Akademie.«
»Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende«, sagte Basser geheimnisvoll und ich schaute ihn verwundert an. Was konnte denn jetzt noch kommen?
»Noch nicht zu Ende? Was heißt das?«
»Es gibt eine Prophezeiung«, begann Basser. »Ein Mädchen, aufgewachsen bei Weltlichen, soll das Ende der Umbra herbeiführen.«
Ich starrte ihn begriffsstutzig an.
»Dieses Mädchen, die Auserwählte, oder die Lalima, bist du.«
»Ich?«
Mein Blick glitt von Basser, über Koveena zu Cole. Der nickte. Ich versuchte, zu verarbeiten, was ich eben erfahren hatte. Nicht nur, dass meine ganze Herkunft und Identität plötzlich auf den Kopf gestellt waren, jetzt war ich auch noch die Auserwählte aus irgendeiner
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