Dein Kuss in meiner Nacht
denken?«, fragte Cole kichernd. »Dass wir nur Händchen halten?«
»Keine Ahnung«, murmelte ich unbehaglich. »Ich hab nur nicht damit gerechnet, dass unser Sexleben Gesprächsthema bei deinen Eltern sein würde.«
»Wir sind gleich da«, sagte Cole und griff nach dem Lenkrad.
Wenig später bogen wir in die Einfahrt ab und hielten vor dem Haus, welches wir für die nächsten drei Monate ganz für uns haben würden. Noch immer etwas verunsichert stieg ich aus und wartete, dass Cole die Haustür öffnete. Drinnen entschuldigte ich mich und ging erst einmal auf die Toilette, wo ich mich mit klopfendem Herzen auf den Rand der Badewanne setzte. Bis Cole es ausgesprochen hatte, war mir gar nicht so bewusst gewesen, dass wir nach Koveenas und Bassers Abreise ganz allein sein würden. Einerseits freute mich das zwar und ich sehnte mich auch danach, Cole wieder so nahe zu sein wie damals in unserem Traum. Auf der anderen Seite wurde aus mir, dem Schulmädchen, das sich zu Hause in ihrem Zimmer einschloss, auf einmal eine selbstständige junge Frau, die ein ganzes Haus mit einem Mann teilte, wie ... wie bei einem Ehepaar. Seitdem ich versehentlich durch das Portal in Coles Küche gestolpert war, hatte sich alles verändert. Mein halbes Leben war eine Lüge gewesen. Das musste ich erst einmal alles verdauen.
Nach einer Weile wusch ich mir das Gesicht und verließ das Bad. Ich fand Cole in der Küche, wo er ein paar Sandwiches zubereitete. Er hatte mich anscheinend noch nicht bemerkt und so nahm ich mir die Zeit und betrachtete ihn ausgiebig. Er sah so gut aus. Dunkel und geheimnisvoll, doch wenn er lächelte, dann war er einfach umwerfend. Ich konnte es noch immer nicht glauben, dass wir wirklich zusammen waren. Er war einfach perfekt. Obwohl ich wusste, dass er gnadenlos töten konnte, wenn es erforderlich war, hatte ich ihn als verlässlichen, süßen Jungen kennengelernt. Er war fürsorglich und liebevoll. Viel zu gut für mich.
»Willst du noch lange da rumstehen?«, fragte er überraschend. »Oder kommst du und hilfst mir hier?«
Ich hörte das Schmunzeln in seiner Stimme. Anscheinend hatte er die ganze Zeit gewusst, dass ich ihn beobachtete. Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass er ein ziemlicher Schuft sein konnte? Ich musste lachen und ging zu ihm, um ihn von hinten zu umarmen.
»Du machst das doch sehr gut«, sagte ich. »Du brauchst meine Hilfe gar nicht.«
»Warte ab, bis du es probiert hast, ehe du mich lobst«, warnte er mich lachend. »Vielleicht schmeckt es scheußlich.«
»Das glaube ich nicht. Es sieht sehr lecker aus. Was ist das?«
»Mein ganz spezielles Hühnchen-Sandwich mit Ei, Tomate, Zwiebeln und süßem Senf. Und Käse natürlich.«
»Süßer Senf?«, fragte ich skeptisch.
»Probier’s«, sagte er und reichte mir eines.
Ich nahm das Sandwich entgegen und setzte mich damit auf die Arbeitsplatte. Cole schaute mich abwartend an und ich biss in das Sandwich und kaute.
»Hm«, machte ich und biss gleich noch einmal hinein. »Gut«, nuschelte ich mit vollem Mund.
Cole grinste zufrieden, dann nahm er das zweite Sandwich und begann ebenfalls zu essen. Wir hatten in null Komma nichts jeder drei solcher Sandwiches verputzt, und ich war satt und zufrieden.
»Komm. Ich zeig dir ein paar Filmaufnahmen aus meiner Kindheit, wenn du magst«, sagte Cole schließlich und hob mich von der Arbeitsplatte hinunter.
»Oh, gern!«, sagte ich begeistert und folgte ihm ins Wohnzimmer.
***
Frejan schritt durch die Halle in der Zweigstelle des Tribunals. Er war guter Dinge und lächelte den drei Frauen hinter dem Tresen zu.
»Wieder im Lande, Agent Frejan?«; fragte eine Blonde und zwinkerte ihm zu.
»Ja. Ich bin wieder da«, sagte er und ein Grinsen glitt über seine Züge, als er das Gebäude durch die Drehtür verließ. »Überraschung«, murmelte er leise und rückte seine Sonnenbrille zurecht. »Ich hab ein Rendezvous mit einer schönen Rothaarigen.«
K
apitel 13
Es hatte Spaß gemacht, die Filme aus Coles Kindheit anzusehen. Je mehr ich ihn und seine Familie kennenlernte, desto mehr beneidete ich sie. Ich hatte mich so oft gefragt, ob ich eine glücklichere Kindheit gehabt hätte, wenn mein Dad nicht erschossen worden wäre. Doch jetzt ging ich noch einen Schritt weiter und dachte darüber nach, wie es wohl gewesen wäre, wenn meine leibliche Mutter noch gelebt hätte. Ihr Tagebuch hatte mich berührt. Ich nahm mir vor, heute Abend ein wenig weiterzulesen.
Coles Portalbuilder gab einen Brummton
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