Dein Kuss verraet mir alles
“Ich will den Bullen doch nicht heiraten, ich will ihn nur besitzen! Hör mir mal gut zu. Dein Zuchtprogramm kommt nicht voran. Ich habe Ideen. Gute Ideen.
Aber ich brauche den Bullen.” Er knallte sich den Stetson auf den Kopf. “Und auf die eine oder andere Weise werde ich Billy dazu bekommen, dass er ihn mir verkauft!”
Damit drehte er sich um und marschierte zur Tür hinaus. Er wirkte sehr beeindruckend und absolut entschlossen.
“Ist es wirklich ein so guter Bulle?”, erkundigte sich Tess.
Cag lachte lautlos in sich hinein. “Das nehme ich an.” Er schüttelte den Kopf. “Aber ich meine, Leo hat so seine Hintergedanken dabei.”
“Und die wären?”
“Lass es gut sein! “Er musterte sie mit einem warmen Lächeln. Ihre blaue Hemdbluse und die nagelneuen Jeans fanden seinen Beifall. Ganz gleich was Tess trug, sie sah immer hübsch und adrett und feminin aus, auch wenn sie sich nichts aus verführerischen Kleidern machte. “Bring mir den Kaffee in mein Büro, wenn du hier fertig bist.”
“Das werde ich, Boss”, erwiderte sie mit einem kecken Lächeln.
Doch als sie ihm das Tablett mit dem Kaffee brachte, stand er mit dem Rücken zu ihr vor dem Fenster und telefonierte. Ein wenig enttäuscht, dass er sie nicht bemerkte, stellte sie das Tablett auf seinen Schreibtisch und verließ sein Arbeitszimmer.
Als Cag am nächsten Morgen zum Frühs tück erschien, hatte er einen hellgrauen dreiteiligen Anzug an. Sein Koffer war gepackt und wartete hinter der Eingangstür mitsamt seinem silbergrauen Stetson. Cag sah geradezu elegant aus, wenn er sich fein gemacht hatte. Tess musste sich zusammenreißen, um ihn nicht immer wieder anzusehen, während sie auftischte.
Rey kam herein, ebenfalls im Anzug, und setzte sich an den Tisch. Er, wie auch Callaghan würden niemals einen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber Rey wusste sich zu kleiden. Er sah nicht nur wie sein Bruder elegant aus, sondern sogar ganz beachtlich attraktiv.
“Ich fühle mich wie Aschenbrödel vor dem Ball”, murmelte Leo, der bereits am Frühstückstisch saß, und blickte von einem seiner Brüder zum anderen. Er trug Jeans und ein blaukariertes Hemd sowie Westernstiefel.
Cag ging nicht darauf ein, aber Rey spähte unter den Tisch, um zu sehen, ob Leo ein Kleid trug.
“Schlauer Bursche”, spottete Leo. Er nahm die Gabel und tat, als ob er seinen Bruder aufspießen wollte. “Ich meinte es bildlich gesprochen. Ich trage keine Kleider.”
“Tust du auch gut daran bei deinen haarigen Beinen”, entgegnete Rey. “Verreist du?”, fragte er Cag.
Cag nickte und nahm noch einen Schluck Kaffee. “Ich habe ein Treffen bei der gesetzgebenden Konferenz der Viehrancher in Kansas City. Ich habe mich kurz entschlossen, daran teilzunehmen. Die Fachblätter halten uns nicht auf dem Laufenden über die schwebende Gesetzgebung, und ich habe Gerüchte gehört über neue Verfügungen, die ich nicht mag.”
“Mir sind die gleichen Gerüchte zu Ohren gekommen”, bemerkte Leo.
“Wir sollten anfangen, unsere wirtschaftlichen Angelegenheiten in den Rechtsverfahren besser zu vertreten”, sagte Cag. “All die Spielregeln, Regulierungen und Gesetze der ganzen Welt können nichts bewirken ohne bessere gerichtliche Kontrolle.” Er blickte hoch. “Ihr beide hättet euren Sitz bei dem gesetzgebenden Ausschuss im Verband der Viehzüchter behalten sollen.”
“Die Einsicht kommt spät”, stimmte Leo zu. “Aber ich hatte seinerzeit zu viel zu tun.”
“Wenn man es dir wieder anbietet, dann nimm’s an.”
“Darauf kannst du wetten.” Leo warf Cag einen herausfordernden Blick zu. “Warum tust du’s nicht?”
Cag lächelte. “Ich habe bereits mehr zu tun, als ich schaffen kann, was du leicht herausfinden kannst, wenn du die Schreibarbeit in meinem Büro siehst. Wenn ich nur die Hälfte der Zahlen in den Computer eingegeben habe, dann kann ich schon froh sein. Du musst unbedingt den Rest ins Hauptbüro zu Margie bringen, damit sie es fertig stellen kann.”
“Tu ich.”
Cag trank seinen Kaffee aus und stand auf. “Ich mache mich auf den Weg. Ich versuche am nächsten Wochenende zurück zu sein. Ihr könnt mich bei dem Airport Hilton in Kansas City erreichen, wenn es nötig sein sollte.”
“Wird wohl kaum der Fall sein”, meinte Leo mit einem Grinsen. “Genieße Kansas.”
Cag schaute unwillkürlich zu Tess, die am Spülbecken stand, und dachte, wie leer das Leben ohne sie sein würde, wenn auch nur für wenige Tage. Er hatte
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