Dein Laecheln in meiner Daemmerung
sie befreien.«
Seine Eltern erzählten Mrs Watson gerade mehr über das Tribunal und die Aufgaben der Shadowcaster, als es plötzlich erneut an der Tür klingelte.
»Ich gehe nachsehen, wer das ist«, sagte Cole und erhob sich.
Er verließ die Küche mit einem Gefühl der Erleichterung. Er begrüßte die Ablenkung und es tat gut, sich etwas zu bewegen, auch wenn es nur die paar Schritte bis zur Haustür waren. Vielleicht sollte er eine Runde laufen, um sich ein wenig auszupowern.
Als er die Tür öffnete, riss er erstaunt die Augen auf.
***
Narjana ließ ihren Blick über den Canyon gleiten, der sich vor ihr erstreckte. Es war ein atemberaubender Ausblick, doch was viel erstaunlicher war als die raue schöne Landschaft, waren die Wesen, die sich an dem zarten Gras labten, das im Tal wuchs.
»Einhörner!«, stieß Narjana ehrfürchtig hervor. Sie hätte nicht erwartet, in einer dämonischen Welt so etwas Schönes, Unschuldiges zu finden.
»Gefallen sie dir?«, fragte Tordjann, der hinter ihr stand.
»Sie sind zauberhaft. Ich habe sie bisher nur in einer einzigen Welt gesehen und auch dort waren es nur wenige. Sie waren vom Aussterben bedroht.«
»Mein Vater hat sie hierher in den Canyon gebracht, damit ihnen nichts zustößt. Sie lebten zuvor mit den Menschen hier in dieser Welt, doch nachdem alle Menschen vernichtet worden waren, begann mein Volk, die Einhörner ebenfalls zu töten. Mein Vater fand sie zu schade, um sie zu vernichten, also versteckte er die Einhörner hier. Dieser Ort wird von meinem Volk gemieden. Sie fürchten seine Magie.«
»Ich bin froh, dass dein Vater sie versteckt hat. Schon als Kind haben mich Einhörner fasziniert und ich wollte immer eines haben. Dennoch verwundert mich, dass ein Dämon zu so einer mitfühlenden Tat fähig ist.«
»Das tat mein Vater aus demselben Grund, aus dem er auch meine Mutter zu sich genommen hat. Er hatte eine Schwäche für Schönheit.«
»Warum hat er sie dann getötet? Deine Mutter, meine ich.«
»Er hat sie nicht mit seinen eigenen Händen getötet. Meine Mutter konnte es einfach nicht mehr ertragen, von ihm benutzt zu werden. Nach meiner Geburt hatte er versucht, sie wieder zu schwängern, doch sie schaffte es irgendwie, von einer Fingha ein Verhütungsmittel zu bekommen. Als mein Vater das herausfand, hat er meiner Mutter gedroht, dass er mich vor ihren Augen langsam zu Tode foltern würde, wenn sie ihn noch einmal hintergehen sollte. Sie sah ihre einzige Möglichkeit, all dem zu entgehen, im Selbstmord. Sie wusste, dass er mir nichts antun würde, wenn sie nicht mehr war. Er wollte einen Halbdämon zum Sohn und da sie ihm keinen Ersatz mehr schenken konnte, ließ er mich am Leben. Was aber nicht bedeutet, dass er mich nicht trotzdem folterte.«
»Er hat dich wirklich gefoltert?«, fragte Narjana. »Seinen eigenen Sohn?«
»Über Jahre hinweg. Bis ich alt und stark genug war, um es mit ihm aufzunehmen. Dämonen heilen schnell, deswegen habe ich keine Narben.«
Narjana wandte sich ab. Sie wollte keine Schwäche zeigen, indem sie sich anmerken ließ, wie sehr seine Geschichte sie bewegte. Stattdessen wanderte sie ein wenig durch die Gegend. Sie ließ ihren Blick über die Landschaft um sie herum gleiten und überlegte. Dann wandte sie sich wieder ihrem dämonischen Geliebten zu, der noch immer mit verschränkten Armen am Rand des Canyons stand und sie aus dunklen Augen musterte.
»Ich finde …«, begann Narjana und drehte sich einmal langsam um die eigene Achse. »Ich finde, wir sollten hier wieder Menschen ansiedeln lassen, wenn wir die Umbra und das Tribunal vernichtet haben. Ich habe keine Lust, für den Rest meines Lebens nur hässliche Dämonen um mich herum zu sehen.« Sie warf Tordjann einen entschuldigenden Blick zu. »Anwesende Dämonen natürlich ausgenommen«, ergänzte sie.
»Vielleicht keine schlechte Idee«, stimmte Tordjann zu und schaute nachdenklich über den Canyon.
Narjana stellte sich hinter ihn, schlang ihre Arme um seine Mitte und legte ihre Wange an seinen breiten Rücken.
»Wie viele Frauen hast du schon an diesen Ort geführt?«, wollte sie wissen.
Er lachte amüsiert.
»Eifersüchtig?«
»Und wenn?«
»Ich habe noch niemandem diesen Ort gezeigt. Keiner Frau, keinem Mann, niemandem! Zufrieden?«
»Hmm.«
»Wir werden ein Imperium gründen. Wir beide. Zusammen sind wir unschlagbar.«
***
»Was … was machst du denn hier?«, fragte Cole erstaunt.
»Ich hab bei Faith geklingelt, doch niemand war da, also
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