Dein Laecheln in meiner Daemmerung
fantastisch, aber er-erzähl weiter.«
»Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass eine Auserwählte, aufgewachsen bei Weltlichen, die Umbra zerstören wird. Diese Prophezeiung trifft auf Faith zu. Wegen dieser Vorhersehung glaubt meine Mutter fest daran, dass Faith noch leben muss, auch wenn wir im Moment keinen Kontakt zu ihr haben. Ich hoffe jedoch, schon bald zu ihr durchdringen zu können. Sie ist meine Gefährtin. Das bedeutet, dass ich ihre Gedanken teilen kann, sofern sie bei Bewusstsein ist oder nah genug bei mir. Im Moment scheint beides nicht der Fall zu sein.«
»Mo-moment«, unterbrach Faith’ Mutter erneut. »Das ist mir alles ein wenig zu … zu viel. Mein kleines Mädchen soll eine Auserwählte sein und dazu bestimmt, es mit einer ganzen Organisation von Schurken aufzunehmen?«
»So könnte man es ausdrücken«, erwiderte Cole. Er wusste, wie unfassbar sich das alles für Faith’ Mutter anhören musste.
»Und sie ist deine … Gefährtin ? Was ist das?«
»Die Shadowcaster operieren meist in Zweierteams. Meine Eltern arbeiten zusammen. Faith’ Eltern waren ein Team, ebenso Faith und ich. Für jeden von uns ist ein idealer Gefährte vorgesehen, wenngleich nicht alle Shadowcaster das Glück haben, ihren Gefährten kennenzulernen, und einige wenige allein bleiben. Wie auch immer. Es stellte sich heraus, dass Faith meine Gefährtin ist. Wir können unsere Gedanken teilen und wir können uns im Traum treffen. Es fing damit an, dass …«
»Moment! Dann wart ihr nicht bei irgendwelchen Verwandten von Faith, sondern in einer anderen Welt. Ist das richtig?«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Cole und berichtete, wie Faith aus Versehen durch das Portal in seinem Haus geschritten war und wie er sie gesucht hatte, bis hin zu ihrer Rettung und der dreimonatigen Ausbildung in Manja’thor an der Akademie für Shadowcaster. Anschließend erzählte er alles, was auf der Schulparty passiert war und was er und seine Eltern bisher unternommen hatten.
»Du hast sie schon einmal gefunden und gerettet«, sagte Mrs Watson schließlich. »Ich hab Vertrauen in dich, dass du es auch diesmal schaffen wirst. Was nicht heißt, dass ich mir nicht verdammt große Sorgen um sie mache.«
»Ich gebe nicht eher auf, ehe ich sie wohlbehalten zurückgebracht habe«, schwor Cole.
***
Als ich wieder zu mir kam, fühlten sich meine Glieder ganz schwer an. Ich war kaum in der Lage, meine Hand mehr als ein paar Zentimeter anzuheben. Von meinem Kopf ganz zu schweigen. Ich öffnete mühsam die Augen und versuchte, mich umzusehen, so gut es meine eingeschränkte Beweglichkeit zuließ. Der Raum war dämmrig. Es war anscheinend noch früh am Morgen, wie ich mit einem Blick auf das kleine Fenster vermutete. Ich lag auf einem Bett, neben dem Fenster stand sonst nur noch ein großer Schrank. Es gab keine Vorhänge, die Wände waren aus Holz und unverkleidet. Es musste sich um eine Art primitive Hütte handeln. Vielleicht eine Jagdhütte oder so.
Eine Tür öffnete sich, außerhalb meines Blickwinkels, und ich war zu kraftlos, um meinen Kopf zu wenden. Mein Herz schlug schneller. Schritte näherten sich, dann erschienen ein paar kräftige Beine in schwarzen Hosen in meinem Gesichtsfeld. Mühsam hob ich meinen Blick, der über eine breite Brust aufwärts zu einem gut aussehenden Gesicht glitt. Der Mann hatte kurze blonde Haare und stechend blaue Augen. Sie waren heller als Coles. Ich entdeckte den Armreif am linken Handgelenk. Der Seeker. Er hatte eine andere Gestalt angenommen. Oder war es ein anderer Seeker? Nein! Er hatte gesagt, der Armreif wäre ein Prototyp. Es musste der sein, der mich entführt hatte.
»Wie geht es dir, Sweetheart?«, fragte er und griff in meine Haare, um meinen Kopf so zu drehen, dass ich ihm ins Gesicht schauen musste. Ich stöhnte leise, als der Schmerz der Bewegung mir scharf in den Nacken schoss und sich langsam in meinem ganzen Kopf ausbreitete. Sterne blitzten vor meinen Augen auf und ich erwartete beinahe, gleich ohnmächtig zu werden. Doch nichts dergleichen passierte.
»Arrsch-loooch«, brachte ich mühsam hervor.
Er lächelte nachsichtig.
»Schlecht drauf sind wir heute Morgen, hm? Vielleicht ein wenig verspannt? Das vergeht wieder. Das sind nur die Nachwirkungen. Meine Hypnose ist recht stark. Du wirst dich erholen.«
Hypnose? Der Typ war in der Lage, mich zu hypnotisieren? Keine beruhigende Vorstellung. Wer wusste, wozu er diese Fähigkeit noch einsetzen würde?
›Faith?‹
›Cole!‹,
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