Dein Name
im früheren Haus der GroÃeltern lebte, und Zaghols Mutter also tot â, gab ihr das Haushaltsgeld und besprach, welches Essen sie UrgroÃmutter kochen, wann sie welche Medikamente reichen sollte. Es war schon fast Abend, wenn GroÃvater mit meiner Mutter an der einen und meiner Tante an der anderen Hand nach Hause zurückkehrte.
â Die Mutter weist auÃer auf die zuckerkranke UrgroÃmutter, die taubstumme, unglücklich verheiratete GroÃtante und den minderjährigen GroÃonkel auf weitere Sorgen hin, die auÃerhalb der Bank auf GroÃvater lasteten: Mein älterer Onkel lernte nicht, hörte nicht, erklärte sich nicht einmal, vergeudete alle Tage mit Freunden in der Stadt, schien nichts von der Welt erfahren zu wollen und keinen Ehrgeiz zu haben, sondern zog den damals schon wuchtigen Schädel ein und verlieà wortlos das Haus, sobald GroÃvater ihn wieder einmal ermahnte. Er war ein groÃer Junge, mehr als den üblichen Kopf gröÃer als GroÃvater, kräftig und sehr widerborstig. Mehr als einmal trieb seine Sturheit seinen sonst so bedächtigen Vater zur WeiÃglut. Als GroÃvater sich nicht mehr zu helfen wuÃte, schickte er heimlich die Unterlagen und Zeugnisse meines älteren Onkels an Reza Rastegar, der nach dem Studium in den Vereinigten Staaten geblieben war und als Arzt arbeitete. Was die Mutter gar nicht weiÃ, wenn sie GroÃvaters Selberlebensbeschreibung nicht durchgelesen hat, schuldete sein jüngerer, als Stipendiat im Land der Franken so schreibfauler Cousin ihm noch einen Gefallen. GroÃvater bat Doktor Rastegar, meinem älteren Onkel, der nichts mit sich anzufangen wuÃte, ein Visum und einen Studienplatz zu besorgen. Er meinte es ernst: Um den Aufenthalt zu finanzieren, verkaufte GroÃvater ein Grundstück in Hosseinabad; den Scheck, den ihm der Verkauf einbrachte, trug er stets bei sich. Als Doktor Rastegar das nächste Mal seine Schwiegermutter in Isfahan besuchte, die Schwester von Sarem od-Douleh, Gouverneur von Isfahan unter den Kadscharen und Finanzminister unter Reza Schah, präsentierte er GroÃvater stolz die Zulassung der amerikanischen Universität mitsamt der Aufenthaltsbewilligung. GroÃvater rief eilig meinen älteren Onkel herbei und wies in der Erwartung, gleich umarmt zu werden, auf die Zulassung, die Aufenthaltsbewilligung und den Scheck, die auf dem Tisch lagen. Es dauerte keine zehn Sekunden, da waren die Schreie meines älteren Onkels im ganzen Haus zu hören: Niemals werde er nach Amerika gehen, er lasse sich nicht abschieben, das Geld solle GroÃvater sich ⦠und was fällt Ihnen überhaupt ein, Papa, meine Zeugnisse zu stehlen? Nicht nur GroÃvater hörte die Tirade, die kein Ende nahm, auch sein junger Cousin Doktor Rastegar hörte sie und der Rest der Familie mitsamt der Bediensteten, der sich unterdessen in der Tür versammelt hatte. GroÃvater begriff nicht, warum sein Sohn so anders sein konnte als er selbst, warum er anders mit ihm sprach als GroÃvater mit seinem Vater, begriff seine Respektlosigkeit nicht, seinen Trotz und am wenigsten, warum er keinen Fleià und keine Neugierde an den Tag legte wie GroÃvater selbst als junger Mann. GroÃvater begriff die Jugend nicht. Ob er in seiner Ratlosigkeit daran dachte, daà er selbst das Kolleg der Amerikanischen Schule abgebrochen hatte und danach in Isfahan herumgelungert war, wo UrgroÃvater sich dieselben Sorgen gemacht? Eher wird er wie die meisten Menschen vergessen haben, wie wenig geradlinig auch das eigene Leben verlief, um in der Rückschau einen Weg erkennen zu können. Er wird sich vor Doktor Rastegar geschämt haben, dessen Bemühungen für die Katz waren, vor der gesamten Familie und dem Personal, daà er von seinem eigenen Sohn angeschrien wurde. Als mein älterer Onkel aus dem Haus stürmte, ohne sich zu verabschieden, konnte GroÃvater nicht mehr an sich halten. Ohne weitere Worte, ohne sich von Doktor Rastegar zu verabschieden, damit gegen alle Konvention, schob er sich durch den Pulk in der Tür und verlieà ebenfalls den Raum. Durchs offene Fenster sah meine Mutter, wie er den Hof auf und ab schritt, dabei fortwährend den Kopf schüttelte und ein ums andere Mal Astaghfirollâh rief, Astaghfirollâh : »Gott steh mir bei und vergib mir meine Sünden«. GroÃmutter pendelte zwischen Wohnzimmer und Hof, um abwechselnd GroÃvater zu
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