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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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sich. Wieder spürte sie die Kälte, die an diesem Abend so tief in sie hineingekrochen war, dass sie zwei Stunden in der Badewanne gelegen hatte, um warm zu werden – und um das Blut abzuwaschen, das sie an ihren Händen und auf ihrer Kleidung entdeckt hatte.
    »Laut der Unterlagen, die ich erhalten habe, hast du von Beginn an zum Kreis der potenziellen Verdächtigen gehört, aber es gab zunächst keine Beweise«, durchdrang Ulfs Stimme ihre Erinnerungen. »Dann hat die Spurensicherung jedoch DNA-fähiges Material am Körper des Opfers gefunden und vermutlich mit einer Probe aus deiner Wohnung abgeglichen.«
    Er sprach über diese ungeheuerlichen Dinge in einem so sachlichen Tonfall, dass ihr schlecht wurde. »Woher hast du all diese Informationen?«
    »Ich habe ein paar Beziehungen spielen lassen.«
    Sie schluckte. »Dann weißt du vielleicht auch, wie die Polizei in meine Wohnung gekommen ist?«, fragte sie fassungslos.
    Die Art, wie er sie auf diese Frage hin ansah, zeigte ihr, wie unterschiedlich die Welten waren, in denen sie lebten. »Ein entsprechender Tatverdacht entschuldigt einiges, Lilli«, erklärte er ihr. »Notfalls heißt es: ›Gefahr im Verzug‹, und die Tür wird aufgebrochen.«
    Gefahr im Verzug. Natürlich. Niemand öffnete auf das Klingeln, und die Nachbarn hatten sie seit Wochen nicht gesehen noch wussten sie, wo sie war.
    Sie setzte sich wieder neben Ulf, zog die Füße aufs Sofa, schlug die Arme um die Knie und starrte ins Feuer. DNA-fähiges Material. Es genügte ein Haar. Sie schloss die Augen. »Ich gehe nicht zurück«, flüsterte sie. »Ich …«
    Er nahm sie in den Arm, legte ihr einen Finger auf die Lippen und küsste sie, bevor sie noch etwas sagen konnte. Dann glitt seine Hand hinab und umschloss den Ring, der an der Kette ihre Haut berührte. »Weißt du noch, wie ich ihn dir geschenkt habe?«, fragte er sie. »Weißt du noch, was wir uns damals versprochen haben?«
    Nervös rutschte sie auf der Couch ein Stück von ihm ab.
    »Warum vertraust du mir nicht?«
    Weil sie nicht mehr neunzehn war? Weil sie im Laufe ihres Lebens gelernt hatte, dass sich allein durch die Kraft der Liebe nicht alles retten ließ? Und dennoch – oder gerade deswegen – wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ihm das Vertrauen, das er forderte, wieder entgegenbringen zu können. Das Vertrauen dieser Mittsommernacht, in der sie im Dorf getanzt und sich zu Fuß auf den Heimweg gemacht hatten, einen Weg, den sie seit ihrer Kindheit so oft gegangen war, dass sie jeden Baum und jeden Strauch am Straßenrand blind benennen konnte. Sie hatten lange gebraucht, schlendernd, Hand in Hand, lachend und noch voller Musik und ein wenig betrunken. Auf halber Strecke hatten sie eine Pause eingelegt und waren zum See hinuntergegangen. Die Mücken hatten in der Dämmerung über dem Wasser getanzt, und sie hatten sich ausgezogen und waren schwimmen gegangen und hatten sich im Wasser geliebt, wie sie es oft getan hatten in jenem Sommer. Nass waren sie in ihre Kleidung geschlüpft, doch als sie zur Straße zurückgehen wollten, hatte Ulf sie zurückgehalten. »Ich habe etwas für dich«, hatte er geflüstert und plötzlich den Ring in der Hand gehalten und ihr auf den Finger geschoben. Er hatte gepasst, als wäre er für sie gemacht. Ungläubig hatte sie daraufgestarrt. »Solange du diesen Ring trägst, bin ich immer bei dir, egal wo auf der Welt du sein wirst.«
    Es war eine romantische Geste gewesen, ein wenig pathetisch vielleicht, aber sie hatte ihn dafür geliebt. Wie oft hatte sie sich später, als sie allein auf sich gestellt war, an diesen Ring und sein Versprechen geklammert. Ich werde immer bei dir sein. Er hatte es eingravieren lassen. »Wo, wenn nicht bei dir, sollte ich sein?«, hatte sie damals geantwortet. »Ich kann doch ohne dich nicht leben.« Es war wie ein Schwur gewesen, leise und atemlos gesprochen. Sie waren beide so jung gewesen, nicht einmal zwanzig, doch die Welt hatte ihnen gehört, und schon damals hatte sie ihn gut genug gekannt, um zu wissen, dass er nicht leichtfertig handelte. Keiner in seiner Familie tat das. Tatsächlich hatte er ihr zwei Jahre später an dem Tag, an dem er einundzwanzig geworden war, einen Heiratsantrag gemacht.
    Jetzt vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter. »Ich wollte dich damals nicht verlassen«, flüsterte sie mit belegter Stimme. »Aber ich hatte keine Wahl.« Sie hatte sich so verzweifelt gewünscht, ihm wenigstens eine Erklärung geben zu dürfen, aber sie

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