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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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überfällig sind.
    Bleib auf Empfang. Ich schreib dir, wann ich nach Hause komme. Wir treffen uns im Garrick’s Head zu einer Sause mit der alten Clique. Gibt es dort immer noch Schampus und Chips?
    Ich vermisse dich und Sylvia und Christine. Es tut mir leid, dass ihr so lange nichts von mir gehört habt. Ich werde es erklären.
    Alles Liebe für alle
    Helen
    Ich lese beide Mails noch einmal. Sprache und Duktus sind ähnlich, genau wie der leicht flapsige Ton und die Vorliebe für kurze Sätze. Nichts wirkt gezwungen oder künstlich, aber als die zweite Mail verfasst wurde, war Helen Chambers schon tot.
    Als sie schrieb, »dass sie das Schlimmste fast hinter sich« habe, bezog sie sich vermutlich auf ihre Ehe.
    »Gab es sonst irgendwas?«, frage ich. »Briefe, Postkarten, Anrufe …«
    Maureen schüttelt den Kopf.
    »Wie war Helen?«, frage ich.
    Sie lächelt. »Hinreißend.«
    »Ein bisschen genauer brauche ich es schon.«
    »Ich weiß, tut mir leid.« Die Farbe ist in ihre Wangen zurückgekehrt. Sie blickt zu ihrem Kollegen, der sich auf seinem Stuhl nach wie vor nicht gerührt hat.
    »Helen war immer die Vernünftige. Sie hatte als Letzte von uns einen Freund. Sylvia hat jahrelang versucht, sie mit allen
möglichen Typen zu verkuppeln. Helen fühlte sich nicht unter Druck. Manchmal tat sie mir leid.«
    »Warum?«
    »Sie hat immer erzählt, dass ihr Vater sich einen Sohn gewünscht habe, weshalb sie seine Erwartungen nie ganz erfüllen konnte. Sie hatte einen Bruder. Der war aber gestorben, als Helen noch klein war. Irgendein Unfall mit einem Traktor.«
    Maureen dreht sich mit ihrem abgesessenen Drehstuhl und schlägt die Beine übereinander. Ihre aufeinandergepressten Lippen zucken in den Mundwinkeln.
    »Es hat sich einfach irgendwie ergeben. Ich glaube, ihr Mann mochte uns nicht besonders. Sylvia meinte, er wäre eifersüchtig, weil wir uns so nahestanden.«
    »Erinnern Sie sich an seinen Namen?«
    »Gideon.«
    »Sind Sie ihm je begegnet?«
    »Einmal. Helen und Gideon sind zum sechzigsten Geburtstag ihres Vaters aus Nordirland gekommen. Die Leute waren für ein ganzes Wochenende eingeladen, aber Helen und Gideon sind schon am Samstag nach dem Mittagessen wieder gefahren. Irgendwas war passiert. Ich weiß nicht, was. Gideon war ziemlich seltsam. Extrem verschlossen. Offenbar hatte er zur Hochzeit nur seinen Vater eingeladen, der sich dann total betrunken und seinen Sohn vor den anderen Gästen blamiert hat.«
    »Was macht dieser Gideon denn?«
    »Er ist irgendwas beim Militär, aber wir haben ihn nie in Uniform gesehen. Wir haben immer Witze darüber gemacht, dass er so eine Art Spion sein müsse wie aus Spooks , der Fernsehserie, wissen Sie? Helen hat Christine einmal einen Brief geschrieben, und auf dem Umschlag war ein roter Stempel, der besagte, der Brief wäre aus Sicherheitsgründen durchleuchtet und gelesen worden.«
    »Wo wurde der Brief denn aufgegeben?«
    »In Deutschland. Nach der Hochzeit waren sie erst in Nordirland und sind später nach Deutschland gegangen.«

    Eine andere Lehrerin hat das Lehrerzimmer betreten. Sie nickt uns zu, neugierig, was es mit unserer Anwesenheit auf sich hat, nimmt ein Handy aus einer Schreibtischschublade und geht wieder nach draußen, um zu telefonieren.
    Maureen schüttelt den Kopf, als wollte sie ihn auslüften. »Die armen Mr. und Mrs. Chambers.«
    »Kannten Sie sie gut?«
    »Eigentlich nicht. Mr. Chambers war groß und laut. Ich erinnere mich an einen Tag, als er versuchte, sich in eine Reithose und Gummistiefel zu zwängen, um auf die Jagd zu gehen. Was für ein Anblick. Ich hatte mehr Mitleid mit dem Pferd als mit den Füchsen.« Sie lächelt. »Wie geht es ihnen?«
    »Sie sind traurig.«
    »Und sie haben offenbar vor irgendwas Angst«, fügt Ruiz hinzu, der aus dem Fenster auf den Schulhof blickt. »Fällt Ihnen ein möglicher Grund dafür ein?«
    Maureen schüttelt den Kopf und sieht mich aus braunen Augen eindringlich an. Eine weitere Frage liegt ihr auf der Zunge.
    »Haben Sie eine Ahnung, warum? Ich meine, wer immer Chris und Sylvia das angetan hat, was wollte er?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Glauben Sie, dass er jetzt aufhören wird?«
    Ruiz wendet sich vom Fenster ab. »Haben Sie Kinder, Maureen?«
    »Einen Sohn.«
    »Wie alt ist er?«
    »Sechzehn. Warum?«
    Sie weiß die Antwort, stellt die Frage aus lauter Nervosität aber trotzdem.
    »Können Sie vielleicht irgendwo für ein paar Tage unterkommen?«, frage ich.
    Angst flackert in ihren Augen auf. »Ich

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