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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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ist aus härterem Holz geschnitzt und zweifelt es an.
    Ich versuche angestrengt, mich zu erinnern, welche Vorstellungenmeine Eltern von Kindererziehung hatten, aber als das Kind, um das es geht, kann ich mir wohl kaum ein Urteil erlauben. Ich weiß, dass ich einmal einen Klaps bekommen habe, weil ich meine Erbsen quer über den Tisch Mrs.   Morris ins Gesicht gespuckt hatte, aber mehr fällt mir nicht ein. Vielleicht hatte sie es verdient. Die Clubmitglieder ziehen Kit ja gemeinsam groß und sind durchaus nicht immer einer Meinung, aber Kit scheint bisher keinen Schaden davongetragen zu haben. Sie ist jedenfalls weder schreckhaft noch in sich gekehrt. Ich habe Amelia gestern danach gefragt. Sie lächelte und sagte, es sei ausgeschlossen, dass ein Kind von Elizabeth schreckhaft oder in sich gekehrt werde. Amelia erzählte mir eine entzückende Geschichte von ihrem Sohn Ian und Elizabeth. Als Ian nach England auf die Schule geschickt werden sollte, war er so unglücklich, dass er beschloss, von zu Hause fortzulaufen. Er zog Jane und Elizabeth zu Rate, und Elizabeth überredete ihn, ihr für die Flucht ihr Boot abzukaufen. Das Dumme war nur, sie hatte gar kein Boot – doch das sagte sie ihm nicht. Stattdessen baute sie innerhalb von drei Tagen eins mit ihren eigenen Händen. An dem vereinbarten Nachmittag zogen sie es mit vereinten Kräften zum Strand, und Ian stach in See, während Elizabeth und Jane ihm vom Ufer aus mit ihren Taschentüchern nachwinkten. Er war etwa eine halbe Meile weit gekommen, da begann das Boot zu sinken – und zwar rasch. Jane wollte loslaufen und ihren Vater holen, doch Elizabeth sagte, dafür sei die Zeit zu knapp, und da das Ganze ihre Schuld sei, müsse sie ihn retten. Sie zog die Schuhe aus, stürzte sich in die Wellen und schwamm zu Ian hinaus. Gemeinsam zogen sie das Wrack ans Ufer, und sie nahm den Jungen mit zu Sir Ambroses Haus, um ihn wieder trocken zu bekommen. Sie gab ihm sein Geld zurück und sagte, als sie dampfend vor dem Kamin saßen, mit düsterer Miene zu ihm: «Dann müssen wir eben ein Boot stehlen.» Zu guter Letzt teilte Ian seiner Mutter mit, es sei wohl doch das Einfachste, auf die Schule zu gehen.
    Ich weiß, Du hast ungeheuer viel damit zu tun, alles aufzuarbeiten,aber könntest Du in einem freien Moment nachsehen, ob Du ein Heft mit Anziehpuppen für mich findest? Und zwar bitte eins mit jeder Menge glamouröser Abendroben.
    Ich glaube, Kit hat mich allmählich ins Herz geschlossen – sie patscht mir jedes Mal im Vorbeigehen aufs Knie.
     
    Liebste Grüße,
    Deine Juliet

Juliet an Sidney
    11.   Juni 1946
    Lieber Sidney,
    soeben habe ich ein wundervolles Päckchen von Deiner neuen Sekretärin erhalten. Heißt sie wirklich Billee Bee Jones? Sei’s drum, sie ist ein Genie. Sie hat für Kit gleich zwei Hefte mit Anziehpuppen gefunden – und nicht etwa die alten, gewöhnlichen Dinger, nein: Greta Garbo und Figuren aus
Vom Winde verweht
– seitenweise die schönsten Roben, Pelze, Hüte, Boas – oh, sie sind einfach wundervoll! Außerdem hat Billee Bee noch eine Bastelschere mitgeschickt, eine Aufmerksamkeit, die mir nie in den Sinn gekommen wäre. Kit ist gerade damit zugange.
    Dies ist kein Brief, sondern ein Dankschreiben. Billee Bee erhält auch noch eines von mir. Wo hast Du nur eine solch tüchtige Person aufgetan? Ich hoffe, sie ist so, wie ich sie mir vorstelle, nämlich plump und mütterlich. In dem Brief, den sie beigelegt hat, schreibt sie, es sei ein altes Ammenmärchen, dass beim Schielen die Augen stehen bleiben. Kit ist hocherfreut und hat vor zu schielen, bis es Abendessen gibt.
     
    Alles Liebe Dir,
    Juliet
     
    PS: Ich möchte darauf hinweisen, dass ungeachtet gewisser anzüglicher Bemerkungen in Deinem letzten Brief Mr.   Dawsey Adams in diesem keinerlei Erwähnung findet. Seit er am Dienstagnachmittag kam, um Kit abzuholen, habe ich Mr.   Dawsey Adams nicht mehr gesehen. Er fand uns, angetan mit unseren schönsten Schmuckstücken, wie wir zu den mitreißenden Klängen von
Pomp and Circumstance
, die aus dem Grammophon schallten, durch den Raum marschierten. Kit machte ihm ein Cape aus einem Geschirrtuch, und er schloss sich uns an. Ich glaube, in seiner Ahnentafel ist irgendwo ein Aristokrat versteckt; er kann so milde ins Leere starren, wie es sonst nur ein Herzog vermag.

Brief, eingegangen auf Guernsey am 12.   Juni 1946   An: «Eben» oder «Isola» oder irgendein anderes Mitglied eines Buchclubs auf Guernsey, Kanalinseln,

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