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Deine Juliet

Deine Juliet

Titel: Deine Juliet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Mary Ann / Barrows Shaffer
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so sehr genossen hast. Zu meinem Bedauern muss ich Dir mitteilen, dass ihre Zuneigung zu Dir sich nicht zuletzt Deinem Geschenk verdankt, dem lispelnden Häschen Elsbeth. Ihre Bewunderung für Elsbeth hat sie dazu bewogen, es selbst mit dem Lispeln zu versuchen, und ich muss leider sagen, sie macht es sehr gut.
    Eben hat Dawsey Kit nach Hause gebracht – sie haben sein neues Ferkel besucht. Kit fragte, ob ich an Widney schriebe? Als ich bejahte, sagte sie: «Wag ihm, ich will, daw er bald wiederkommt.» Verwtehwt Du, waw ich von Elwbeth halte?
    Dawsey musste darüber lächeln, was mich freute. Ich fürchte, er hat sich Dir an dem Wochenende nicht von seiner besten Seite gezeigt; er war bei meinem Abendessen noch stiller als sonst. Vielleicht lag es an meiner Suppe, aber ich glaube eher, dass ihm der Gedanke an Remy keine Ruhe lässt. Er geht wohl davon aus, dass ihr Zustand sich erst bessern wird, wenn sie nach Guernsey kommt und sich richtig erholt.
    Gut, dass Du meine Aufzeichnungen mitgenommen hast. Weiß der Himmel, was genau daran verkehrt ist – irgendetwas stimmt jedenfalls nicht damit.
    Was um alles in der Welt hast Du eigentlich Isola erzählt? Sie hat auf dem Heimweg bei mir haltgemacht, um sich
Stolz und Vorurteil
auszuleihen, und hat mich gescholten, ich hätte ihr noch nie etwas von Elizabeth Bennet und Mr.   Darcy erzählt. Wieso sie nichts davon wüsste, dass es bessere Liebesgeschichtengebe, die nicht vor nichtswürdigen Männern, Seelenqualen, Tod und Friedhöfen strotzten! Was wir ihr sonst noch vorenthalten hätten?
    Ich entschuldigte mich für dieses Versäumnis und sagte, Du hättest vollkommen recht,
Stolz und Vorurteil
sei eine der großartigsten Liebesgeschichten überhaupt – und ich hoffte nur, Isola würde nicht vor Neugier sterben, bevor sie mit ihr fertig sei.
    Isola sagte, seit Deiner Abreise sei Zenobia zu Tode betrübt – sie bringe keinen Bissen herunter. Mir geht es ebenso, aber ich bin so froh, dass Du überhaupt kommen konntest.
     
    Liebste Grüße,
    Deine Juliet

Sidney an Juliet
    12.   Juli 1946
    Liebe Juliet,
    ich bin Deine Kapitel mehrmals durchgegangen, und Du hast recht – sie sind zu dürftig. Aneinandergereihte Anekdoten ergeben noch kein Buch.
    Juliet, Dein Buch braucht ein Zentrum. Damit meine ich nicht weitere tiefschürfende Befragungen, sondern eine Person, aus deren Sicht man all das betrachtet, was sich um sie herum abspielt. So interessant es auch ist, was Du zu Papier gebracht hast, es summiert sich nur zu einer Folge zufälliger Momentaufnahmen.
    Ich würde Todesqualen leiden, Dir das zu schreiben, wenn da nicht eins wäre: Du hast ihn schon, den Kern   – Du weißt es nur noch nicht.
    Ich spreche von Elizabeth McKenna. Ist Dir nicht aufgefallen,dass jeder Deiner Gesprächspartner früher oder später von Elizabeth McKenna angefangen hat? Herrgott, Juliet, wer hat denn Bookers Porträt gemalt und ihm das Leben gerettet und ist mit ihm die Straße hinauf und hinunter getanzt? Wer hat sich den Schwindel mit dem Buchclub ausgedacht – und ihn dann Wirklichkeit werden lassen? Sie war in Guernsey nicht zu Hause, doch damit fand sie sich ebenso ab wie mit dem Verlust ihrer Freiheit. Wie hat sie das gemacht? Sie hat Ambrose und London doch bestimmt höllisch vermisst, sich aber, wie ich sie einschätze, deswegen nie beklagt. Nach Ravensbrück kam sie, weil sie einem Zwangsarbeiter Unterschlupf gewährt hatte. Und nun sieh Dir an, wie und warum sie gestorben ist.
    Juliet, wie kann es sein, dass ein junges Mädchen, eine Kunststudentin, die bis dahin keinerlei Verpflichtungen hatte, auf einmal sechs Tage die Woche als Krankenschwester im Hospital arbeitet? Ja, sie hatte gute Freunde, aber in Wahrheit gab es niemanden, an den sie sich in Stunden der Not hätte wenden können. Sie verliebte sich in einen Offizier aus dem feindlichen Lager und verlor ihn. Sie bekam mitten im Krieg allein ein Kind. Es muss furchtbar für sie gewesen sein, trotz ihrer guten Freunde. Verantwortung lässt sich nur bis zu einem gewissen Punkt gemeinsam tragen.
    Ich lege das Manuskript und Deine Briefe an mich bei – lies alles noch einmal, dann siehst Du, wie häufig von Elizabeth die Rede ist. Frag Dich, warum. Sprich mit Dawsey und Eben. Sprich mit Isola und Amelia. Sprich mit Mr.   Dilwyn und allen anderen, die sie gut gekannt haben.
    Du wohnst in ihrem Haus. Sieh Dich um, sieh Dir ihre Bücher, sieh Dir all ihre Sachen an.
    Schreib Dein Buch rund um Elizabeth herum. Für Kit wäre

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