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Deine Schritte im Sand

Deine Schritte im Sand

Titel: Deine Schritte im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Dauphine Julliand
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Ticola alles unternimmt. Auch erklärt er ihr, wie er ihn füttert und saubermacht, wie er ihn auf Spaziergänge mitnimmt und wie er ihn sanft wiegt, wenn er einschlafen soll. Tatsächlich kümmert er sich um Ticola, wie wir uns um Thaïs kümmern. Eines Tages fragt er mich sogar äußerst beunruhigt: »Mama, bist du ganz sicher, dass Ticola keine Leukodystrophie hat?«

A LARM! DIE BESATZER BLASEN ZUM RÜCKZUG! Die feindliche Armee in Azylis hat ihre Verteidigung aufgestellt und bremst den Vormarsch der Truppen. Die Chimärismus-Analyse berichtet von einem beunruhigenden Lagewechsel. Dreißig Tage nach der Übernahme ziehen sich die Spenderzellen zurück.
    Man sieht weder eine weiße Flagge noch irgendwelche Anzeichen von Kapitulation, doch die Tendenz gefällt den Ärzten ganz und gar nicht. Der Prozentsatz der fremden Zellen müsste eigentlich zunehmen. Jetzt muss der Schlachtplan so schnell wie möglich geändert werden, um den Prozess umzukehren. Dazu haben sie sich eine gewiefte Strategie überlegt: Sie werden eine kontrollierte Graft-versus-Host-Reaktion, eine Spender-gegen-Wirt-Reaktion, hervorrufen. Azylis’ Zellen sollen dazu gebracht werden, die fremden Stammzellen anzugreifen, um auf diese Weise deren Verteidigung zu stimulieren. Ungefähr so, als würde eine kleine Maus einen Elefanten provozieren. Solcherart ermuntert, dürften die neuen Stammzellen keine Schwierigkeiten haben, mit Azylis’ durch die Chemotherapie geschwächten Zellen kurzen Prozess zu machen. Und sobald es freie Bahn hat, kann das Transplantat mit der Kolonisierung fortfahren.
    Diese Art von Guerillakampf erfordert ein ausgesprochen feines Fingerspitzengefühl. Auf keinen Fall darf das Transplantat überreagieren und die Zellen unseres Babys allzu heftig angreifen. Der Angriff muss angemessen sein, um das gewünschte Resultat zu erzielen. Das klingt nach einem Gesellschaftsspiel, nur dass absolut nichts Spielerisches darin liegt.
    Die Ärzte sind an solche nach Stammzellenübertragungen häufigen Rückschläge gewöhnt, aber wir nicht. Bisher ist doch alles so gut verlaufen! Wir hatten schon wieder Hoffnung geschöpft. – Wie schnell man sich doch von guten Nachrichten einlullen lässt! Wir haben unsere Deckung aufgegeben und sind nun nicht in der Lage, die schweren Schläge zu parieren. In der vergangenen Woche war bereits die Rede davon gewesen, dass Azylis vielleicht bald entlassen werden könnte. So recht glaubten wir noch nicht daran, und schon heute steht das alles wieder in Frage, und unsere Hoffnungen haben sich verflüchtigt.
    Unser Leben ist nichts als eine Aneinanderreihung von Wartezeiten, plötzlichen Richtungswechseln und unangenehmen Überraschungen. Dauernd pendeln wir zwischen Freude und Enttäuschung. Ich bin nicht mehr bereit, ständig das Beste anzunehmen, mich anzupassen, alle Pläne den Erwartungen unterzuordnen und dann wieder von vorn anzufangen. Ich will nach Hause, ich will wieder normal leben! Auch wenn die Umstände ungewöhnlich sind, so haben wir zu Hause doch wenigstens einen regelmäßigen Tagesablauf. Hier ist alles nur vorläufig.
    Loïc widerspricht. »Nein, wir werden uns jetzt nicht gehen lassen. Als Azylis geboren wurde, haben wir eine Entscheidung getroffen. Wir haben uns verpflichtet, ihr im Kampf gegen die Krankheit zur Seite zu stehen. Und genau das ist jetzt unser einziges Ziel. Natürlich sehnen wir uns nach unserem Zuhause. Aber das spielt im Moment keine Rolle. Wichtig ist nur, dass Azylis’ Behandlung Wirkung zeigt und dass diese Phase bald nur noch eine düstere Erinnerung ist. Erst dann denken wir daran, wieder zurückzukehren.«
    Ich habe diesen Pakt erneuert. Was hätte ich auch anderes tun sollen?
    DIE STUNDE DER WAHRHEIT NAHT . Es ist zwei Wochen her, dass die Graft-versus-Host-Reaktion eingeleitet wurde. Von außen konnten wir keine Veränderung feststellen. Azylis sieht gesund aus, sie lächelt und brabbelt wie immer. Wieder einmal lässt nichts auf die erbitterte Schlacht in ihrem Innern schließen. Aber der Anschein täuscht …
    Ungeduldig warten wir auf die Resultate. Ich sitze bei Azylis, während Loïc mir auf der anderen Seite der Scheibe Beistand leistet.
    Der Arzt erscheint mit triumphierender Miene. Die Graft-versus-Host-Reaktion zeigt das erhoffte Ergebnis. Die übertragenen Stammzellen haben sich wieder aufgerappelt und vermehren sich außergewöhnlich rasch. Bei Azylis ist nicht die geringste Komplikation festzustellen. Wir sind erleichtert.
    Manchmal kommen gute

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