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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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immer etwas nervös. Ich entziehe ihm meine Hände und erhebe mich so schnell, als hätte ich in heißer Asche gekniet. Hastig trockne ich meine Finger an einem Handtuch ab. Unfähig, auch nur
einen
klaren Gedanken zu fassen.
    »War es das schon?«, fragt Wilson überrascht.
    »Das reicht!«, erwidere ich so bestimmt, dass es mich selbst erschreckt. »Fürs Erste«, ergänze ich in dem Versuch, meine Äußerung noch zu entschärfen.
    Ich werfe ihm ein Tuch zu und versuche, die Übelkeit, die noch immer in mir wütet, mir jedoch jetzt erst wieder bewusst wird, zu unterdrücken. Dieser Mann ruft alle negativen Gefühle, die ein Mensch nur haben kann, geballt in mir hervor.
    Todesangst, Ekel, Hass ...
    Mein Körper, völlig überfordert mit dieser Situation, reagiert in der einzigen Weise, die ihm Erleichterung verspricht. Ich bin chancenlos! Schnell laufe ich zur Toilette, ohne ein weiteres Wort.
    Nicht eine Sekunde länger hätte ich warten dürfen. Würgend hänge ich über der Toilettenschüssel. Minutenlang krampfen sich meine Eingeweide zusammen. Als die Übelkeit verebbt und ich es endlich schaffe, mich wieder aufzurappeln und mein gemartertes Spiegelbild zu betrachten, wird mir bewusst, dass Amy und ihr Mörder in diesem Moment im selben Haus sind. Egal, wie ängstlich ich selbst auch bin – ich muss etwas unternehmen. Und zwar schnell!

[home]
XXIX. Kapitel
    A lles klar bei dir?«, erkundigt sich Wilson freundlich, als ich wieder im Wohnraum erscheine.
    »Ja, alles klar!«, presse ich hervor, obwohl in dem Augenblick die Übelkeit zurückkehrt. »Ich scheine wohl irgendetwas nicht vertragen zu haben. Das Rührei vielleicht.«
    Wilson nickt mir zu. »Hm, hoffentlich war es das. Nicht, dass du Amy einen Magen-Darm-Infekt verpasst. In ihrer Situation wäre das wohl nicht so gut. Wegen des Babys, meine ich.«
    Oh, dieser widerliche Heuchler! Ihn über Amy und unsere ungeborene Tochter sprechen zu hören, ist schlimmer als alles andere. Ich muss an mich halten, um nicht schreiend auf ihn zuzulaufen und ihn zu Boden zu schlagen. Meine Hände kribbeln, als ich sie zu Fäusten balle, so groß ist die Versuchung, auf ihn einzuprügeln.
    Ich hätte dich erwürgen sollen!, denke ich zornig.
    Wahrscheinlich habe ich die Chance meines Lebens vertan.
    Im selben Moment schockieren mich meine Gedanken; ich war noch nie zuvor gewalttätig.
    Ich zwinge mich förmlich dazu, meine Hände wieder zu lockern. Ein wenig zittrig streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich muss die Bewegung mehrmals wiederholen, bis sich endlich alle Strähnen von meiner verschwitzten Haut gelöst haben.
    Es ist kalter Schweiß.
    Ein letztes Mal wische ich mit dem Handrücken über meine Stirn. Im selben Moment löst Wilson seinen Blick von mir, um sich sein T-Shirt überzuziehen. Doch kaum hat sich sein Kopf durch den Kragen gezwängt, treffen mich seine eisblauen Augen wieder.
    Ein Schauder durchfährt mich, noch bevor ich realisiere warum.
    Sein Blick hat sich gewandelt. Es wirkt fast so, als würde das Böse höchstpersönlich darin aufblitzen.
    »Was hast du denn da an der Stirn, Junge?«
    Oh, mein Gott!
    »Gar nichts!« Meine Stimme klingt verräterisch eingeschnürt, viel zu hoch und gepresst.
    »Sieht aber nicht wie gar nichts aus«, bemerkt Wilson mit unverhohlenem Interesse und halbherzig vorgetäuschtem Mitgefühl. Seine Augen jedoch sind kälter als Eis und scheinen sich regelrecht durch mich hindurchzubohren.
    »Ich bin als kleiner Junge mit dem Kopf durch ein Fenster gefallen und habe mich ziemlich fies dabei geschnitten«, behaupte ich schnell, doch Wilson beäugt mich weiterhin argwöhnisch. Schnell wende ich mich ab. »Ich gehe zu Amy. Bis nachher.«
    Ich habe meinen Fuß bereits auf die erste Treppenstufe gesetzt, da spüre ich die Kälte von Wilsons Blick erneut in meinem Nacken.
    »Sag mal, Matt, nur für den Fall, dass du dir doch was eingefangen hast: Soll
ich
nicht lieber nach Amy sehen?«
    Das reicht! Allein die Vorstellung, dieser Mann könnte Amy noch einmal zu nahe kommen, bringt mich buchstäblich um den Verstand. Jeder Muskel meines Körpers spannt sich an; wie ein in Gift getränkter Pfeil schieße ich auf ihn zu.
    »Wage dich nicht in ihre Nähe!«, zische ich, nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, zwischen meinen zusammengepressten Zähnen hindurch.
    Wilson hebt beschwichtigend seine Hände und weicht einige Schritte zurück. »Schon gut. War doch nur ein Vorschlag, Junge«, stößt er hervor. Das

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