Deine Seele in mir /
trockene Jeans überstreift.
»Hoffentlich hast du dich nicht erkältet«, merke ich an.
Doch Amy winkt ab. »Und wenn schon. Es hätte sich gelohnt!«
Für einen Moment lege ich meinen Kopf in ihren Schoß. Ihre Hände vergraben sich in meinen Haaren; sie beugt sich über mich, um mir einen Kuss auf den Hinterkopf zu drücken. Diese Nähe zu ihr tut so unglaublich gut. Bald jedoch besinne ich mich des Ortes, der Zeit und unseres Vorhabens. Im selben Moment kehrt mein Verantwortungsbewusstsein zurück.
»Wir müssen weiter.« Ich seufze und blicke zu ihr auf.
»Ja.« Ihre Augen schimmern im Licht der untergehenden Sonne so warm, dass ich den Wind, der um uns bläst, kaum noch spüre.
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XVI. Kapitel
W ir folgen der Küstenstraße. Schweigend. Ich, weil es meine Art ist, Amy, weil sie genießt.
Wie ein paillettenbesticktes Tuch sieht der Ozean aus. Die Sonne geht direkt über dem Wasser unter und lässt unzählige rot-gelbe Funken in den Wellen aufschimmern.
Die Stille ist ungezwungen. Erst als die tanzenden Lichter ihre Quelle in dem Mond finden, der in dieser Nacht schief am Himmel zu hängen scheint, findet Amy ihre Sprache wieder.
»Das ist wunderschön«, schwärmt sie.
Plötzlich habe ich nicht die leiseste Lust, auch nur eine Meile weiterzufahren. Unser Etappenziel für den heutigen Tag haben wir zwar noch nicht erreicht, aber wenn wir am nächsten Morgen etwas zeitiger aufstehen, holen wir das Versäumnis locker auf.
Unmittelbar nach dieser Überlegung erblicke ich ein grell leuchtendes Motel-Schild am Straßenrand. Ich trete auf die Bremse, und Amy wird in ihren Gurt gepresst.
»Was ist los?«, fragt sie erschreckt.
»Entschuldige! Hier schlafen wir«, antworte ich bestimmt.
Amy sieht sich um. »Aber Matty, es ist doch noch gar nicht so spät.«
»Ich weiß! Aber ich will den ersten Abend in Freiheit mit meiner Freundin genießen.« Ich zwinkere ihr zu und parke den Wagen. »Keine Bange, morgen Abend sind wir da, versprochen!«
Wir beziehen ein großes, sauberes Schlafzimmer und essen endlich die Sandwiches, die Kristin uns mitgegeben hatte.
»Bist du satt?«, fragt Amy, die letzten Brotkrümel noch in ihrem Mundwinkel. Ich wische sie weg und küsse ihre Lippen.
»Ehrlich gesagt, nicht mal im Ansatz.«
»Gut.« Sie grinst. »Ich nämlich auch nicht. Was hältst du davon, wenn wir noch etwas am Strand spazieren gehen. Vielleicht finden wir ein nettes Restaurant.«
Was auch immer. Mir ist jeder Plan recht, solange wir beide ein Teil davon sind. Schon greife ich nach unseren Jacken. Amy jedoch legt ihre Hand auf meine und bremst meine Bewegung aus.
»Warte, nicht so hastig. Wusstest du, dass Salzwasser auf der Haut juckt, Matty? Wieder eine neue Erfahrung. Meine Beine kribbeln furchtbar. Ich würde gerne duschen, bevor wir gehen, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Nein, geh nur, ich warte«, antworte ich. Plötzlich jedoch macht sich ein anderes Bedürfnis in mir breit. »Oder … würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dir zuschaue?«, frage ich vorsichtig und komme mir im selben Moment schon ziemlich blöd vor.
»Du kannst auch gerne mit mir duschen«, erwidert Amy postwendend, während sie in ihrer Reisetasche nach dem Beutel mit den Duschutensilien kramt.
»Nein, ich … möchte dir nur zusehen. Wenn das okay ist.«
Ihr Nicken wischt die Verwunderung aus ihrem Gesicht. »Na los, dann komm!«
Das Wasser dampft – Amy liebt es so. Immer, wenn wir zusammen duschen, dauert es etliche Minuten, bis wir uns auf eine Temperatur geeinigt haben.
Der Duschvorhang ist transparent. Jetzt ist es an mir zu genießen. Amy wäscht ihre Haare und seift sich ein. Dabei scheint sie wesentlich gründlicher vorzugehen, als es das Salz auf ihrer Haut erfordert.
Oh ja, Amy weiß genau, was sie mit mir anstellt. Und sie kostet ihre Macht aus. Wieder einmal. Nicht, dass ich mich beschwere.
Schließlich stellt sie das Wasser ab und zieht den Vorhang ein kleines Stück zur Seite.
»Bist du so lieb und gibst mir mein Handtuch?«, bittet sie mich mit einem Unschuldsblick, den ich ihr glatt abkaufen könnte, würde ich sie nicht besser kennen.
Meine Schüchternheit ist von entwürdigender Natur; schon wieder spüre ich die Hitze in mir aufsteigen. Ich lasse das Tuch fallen, hebe es auf und reiche es ihr mit gesenktem Kopf.
»Danke!«
Die Wärme in ihrer Stimme ermutigt mich, den Blick zu heben.
Die Wassertropfen perlen an ihrem Gesicht herab. Wieder einmal wird mir bewusst, wie problemlos ich mich
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