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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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mit ihrem neuen Äußeren abgefunden habe, obwohl es absolut konträr zu ihrem früheren Aussehen ist.
    Megans Worte hallen in meinem Kopf wider.
    In einer stillen Minute hatte sie mich in der Praxis zur Seite genommen und ihrer Verwunderung Luft gemacht.
    »Amy und du, hm? Ich muss sagen, Matt, du erstaunst mich. Ich hatte mir schon wilde Theorien zurechtgelegt, die damit anfingen, dass du eher auf Männer stehst, und damit endeten, dass du einfach ein unheilbarer Eigenbrötler bist. John war immer der Meinung, du seist schlichtweg zu wählerisch. Dann scheint es zuerst zwischen Mary und dir zu knistern, und urplötzlich taucht dieses junge, unscheinbare Ding an deiner Seite auf.«
    Weiter war sie nicht gekommen.
    »Unscheinbar?«, fragte ich. »Amy ist
unscheinbar?
«
    Megan hatte sich verplappert. Taktgefühl zählte nicht gerade zu ihren Stärken. »Na ja, sie ist ... recht durchschnittlich, meine ich«, stammelte sie.
    Ihre Verlegenheit brachte mich zum Lachen. »Wenn du es sagst«, erwiderte ich schulterzuckend und beendete das Gespräch, indem ich mich abwandte und den Raum verließ.
    Ich hatte Amy nie als durchschnittlich oder sogar unscheinbar wahrgenommen. In meinen Augen war sie schön. Und obwohl ich mir sicher war, dass ich sie in jeder Hülle geliebt hätte, war es mir so lieber. Nein, ich kann mich – trotz meines Wissens um die Belanglosigkeit unserer Körper – nicht von einer gewissen Oberflächlichkeit lossprechen.
    Atemlos beobachte ich, wie sie sich abtrocknet und dann an Ort und Stelle das Badetuch fallen lässt, als sie den Föhn aus der Wandhalterung neben dem Spiegel löst und beginnt, sich die Haare zu trocknen.
    Währenddessen sieht sie immer wieder zu mir. Plötzlich streckt sie einen Finger nach mir aus und streicht über meine Wange.
    Erst in letzter Sekunde – unmittelbar vor einem sich bereits abzeichnenden Schwindelanfall – erinnere ich mich wieder vage daran, dass ein Mensch atmen muss, um zu überleben. Amys Duft nach Honig und Lavendel, den sie mittlerweile sogar für ihr Duschgel gewählt hat, liegt süßlich in der Luft. Eigenartigerweise ist die Mischung, die mir vor wenigen Wochen noch den Magen verschnürte, inzwischen zu meinem Lieblingsgeruch mutiert. Amy heilt meine Seele, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Nun steht sie vor mir – nach wie vor nackt – und stellt den Föhn ab. Die Haare fließen in weichen Wellen über ihre Schultern. Hinab, bis zu den Spitzen ihrer Brüste.
    Amy umfasst mein Gesicht mit beiden Händen und zieht mich an sich heran. Ergeben vergrabe ich mich zwischen ihren Brüsten und atme ihren Duft ein. Meine Fingerspitzen gleiten über ihre Schenkel und Seiten. Über ihren Rücken finden sie wieder hinab, bis zu ihrem Po.
    Schließlich lasse ich meine Lippen über Amys warme Haut gleiten. Sie kichert. Meine Bartstoppeln scheinen zu kitzeln. Oder ist es mein Atem, der stoßweise auf ihre Brust trifft und dort eine Gänsehaut hinterlässt? Amy schließt ihre Augen und lehnt sich mir entgegen.
    Meine Hände machen sich selbständig, massieren ihren Po. Ohne sie dort zu küssen, tänzeln meine Lippen über die zartbraunen Spitzen ihrer Brüste. Sie verhärten sich sofort und Amy seufzt leise.
    Dieses kleine Geräusch entfesselt etwas in mir.
    Sie
will
meine Berührung!
    Doch schon weicht Amy zurück, die Hände in meinen Haaren festigen ihren Griff und lenken meinen Blick in ihre Augen.
    »Komm schon … wir ziehen uns an!«, bestimmt sie – mit sanftem Nachdruck in ihrer Stimme – und reicht mir die Hand.
    Ich ignoriere das Ziehen in meinen Lenden zum wohl tausendsten Mal, presse die Lippen aufeinander und nicke schweren Herzens.
    Nun sind es die Lichter der Strandpromenade, die sich im Schwarz des Wassers spiegeln. Wie an jedem Abend riecht die Luft stärker nach Fisch als tagsüber.
    Ob es an der Dunkelheit liegt, dass wir die Gerüche nun intensiver wahrnehmen? Oder gibt es eine biologische Erklärung für dieses Phänomen? Amy drückt meine Hand und zieht mich aus meinen Überlegungen. Ihr Blick ist nach oben gerichtet. Der Himmel dieser Nacht scheint etwas Beschützendes an sich zu haben. Zahllose Sterne funkeln über uns und verleihen dem Ausdruck »Himmelszelt« endlich einen Sinn.
    Ja, dieser Himmel umhüllt uns wirklich. Wie die Wolldecke, unter der wir als Kinder oft spielten, spannt er sich über uns.
    »All diese Sterne«, haucht Amy neben mir.
    Die Tatsache, dass sie alltägliche Ereignisse und Begebenheiten mit den Augen

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