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Deine Spuren im Sand

Deine Spuren im Sand

Titel: Deine Spuren im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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etwa in Schnürsenkelhöhe der Person befand, die mich angesprochen hatte, war diese Haltung nichts anderes als entwürdigend. Vor allem, da mir schlagartig klar wurde, dass ich ohne Hilfe aus diesem Kellerschacht nicht wieder herauskommen würde. Fehlte nur noch, dass Maik auf das Geschehen vor seinem Restaurant aufmerksam wurde, aus der Tür trat und die Frau, die er mal heiraten wollte, in seinem Kellerschacht vorfand!
    Das junge Mädchen, das über mir stand, wiederholte seine Frage: »Was machen Sie da?«
    »Ach, ich wollte nur mal … nur mal gucken … ob mir dieses Lokal überhaupt gefällt, ehe ich dort einkehre.«
    Dass ich mit dieser Antwort meine Lage nicht verbesserte, war dem jungen Mädchen anzusehen. Ich konnte es ihm nicht verdenken. »Sie hätten auch einfach die Tür öffnen und nachsehen können, ob es Ihnen bei uns gefällt. Mein Vater wäre bestimmt nicht beleidigt gewesen, wenn Sie wieder gegangen wären.«
    Ihr Vater! Auch das noch! Ich verzichtete auf weitere Erklärungen und streckte ihr beide Hände entgegen. Zum Glück schien sie mir keine bösen Absichten zu unterstellen, sonst hätte sie mich in dem Kellerschacht stehen lassen und die Polizei gerufen. So aber ergriff sie meine Hände und war so freundlich, ihre ganze Kraft einzusetzen, die wirklich nötig war, um mich aus der misslichen Lage zu befreien. Ich war ihr sehr dankbar. Vor allem, da sie nicht auf weiteren Fragen bestand, auf die ich keine befriedigende Antwort gehabt hätte.
    »Sehen Sie sich in Zukunft vor! Ohne mich hätten Sie da unten vielleicht die Nacht verbringen müssen!«
    Ich verzichtete auf den Hinweis, dass ich ohne sie gar nicht erst in diese Lage geraten wäre, um den schlechten Eindruck, den Maik Wanners Tochter von mir haben musste, nicht noch zu vertiefen. So rief ich ihr nur einen freundlichen Gruß nach und ging zu meinem Wagen zurück, damit sie glaubte, ich hätte mich gegen einen Besuch im Restaurant ihres Vaters entschieden. Vielleicht würde sie dann später darauf verzichten, Maik von der komischen Frau zu erzählen, die sie in seinem Kellerschacht gefunden hatte. Fehlte nur noch, dass meine Perücke verrutscht war, dann würde sie womöglich sogar von einer Geisteskranken sprechen, der sie aus purem Mitleid die Rückführung in die Psychiatrie erspart hatte.
    Das Mädchen verschwand um die Ecke, ohne sich noch einmal umzusehen. Ob es besser war, wenn ich unverrichteter Dinge nach Westerland zurückkehrte? Was passieren würde, wenn Maik mich erkannte, war mir sowieso nicht klar. Erst recht nicht, was mit mir geschehen würde, wenn er mich nicht erkannte. Alles sprach dafür, dass ich mich unverzüglich wieder ins Auto setzte und ins Hotel Roth zurückfuhr. Wie war ich überhaupt auf die Idee gekommen, zu Maik Wanner zu fahren?
    Diese Frage ließ sich nicht beantworten. Beim besten Willen nicht! Und warum ich ein zweites Mal auf die Eingangstür der Wattrose zuging, auch nicht. Als Erklärung musste genügen, dass ich Maik durchs Fenster gesehen hatte und nun unmöglich kehrtmachen konnte, ohne sein Lachen und seine Stimme gehört zu haben. Dass er eine Tochter hatte, war mir völlig egal. Und dass dieses Kind eine Mutter haben musste, darauf verschwendete ich keinen Gedanken. Ich sagte mir einfach, dass nicht Emily Funke, sondern eine Frau namens Elisabeth Maart die Wattrose betreten würde. Notfalls konnte ich sogar meine Gästekarte zücken, die auf den Namen meiner Mutter ausgestellt war, und mich mit ihr ausweisen.
    Dieser Selbstbetrug half mir tatsächlich, die Tür der Wattrose zu öffnen, ohne sie aus den Angeln zu reißen, und das Restaurant zu betreten, ohne über die Schwelle zu stolpern und bäuchlings vor der Theke zu landen.
    Berno hatte keine Schwierigkeiten, das Haus zu finden, in dem Alex’ Vater wohnte. Ein großes, niedriges Gebäude war es, auf einem Grundstück, das nur wenig größer war als das Haus. Einen Garten gab es nicht, nur einen Weg, der ums Haus herumführte. Hinter sämtlichen Fenstern brannte Licht, die Frage, ob Alex überhaupt im Haus seines Vaters wohnte, beantwortete sich bald. Gerade in dem Moment, in dem Berno seinen Wagen abschloss, erschien Alex’ Gestalt kurz am Fenster.
    Berno sah die Straße hinauf und hinab. Kein Hotel! Wie sollte er Alex im Auge behalten, ohne dass der es bemerkte?
    Da fiel sein Blick auf ein Schild, das am Straßenrand aufgestellt worden war: »Zimmer zu vermieten!« Das dunkel verklinkerte Haus, zu dem es gehörte, war klein und

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