Deine Spuren im Sand
er eilig hinzugefügt, um jede weitere Diskussion im Keim zu ersticken, und trotz des verschwenderisch ausgestatteten Bettes. Dass er schon jetzt Angst hatte, am nächsten Morgen aus diesen Kissenbergen nicht wieder herauszufinden, ließ er selbstverständlich unerwähnt. Und er nickte, als Frau Tornsen ihm auseinandersetzte, wie günstig sie dieses Zimmer in der Nachsaison vermiete, falls er die Absicht habe, Stammgast bei den Tornsens zu werden.
Berno starrte das Haus an, in dem Alex Traum zurzeit wohnte, und sagte sich, dass er die Insel tatsächlich genauso gut wieder verlassen könne. Er hatte Emily nicht vor Alex bewahren können! Aber da sie sich unbekümmert in einer Gaststätte mit ihm getroffen hatte, war das anscheinend auch nicht nötig gewesen. Wie enttäuscht musste sie von ihm sein, dass sie den Skandal, den sie hervorgerufen hatte, an die Close Up verkaufte! Oder sorgte sie sich derart um ihre Karriere, dass ihr jedes Mittel recht war, um in aller Munde zu sein? Sie musste doch wissen, dass ein solcher Ruhm immer nur kurz war und außerdem eine riskante Kehrseite hatte!
Entschlossen wandte er sich vom Fenster ab. Nein, es blieb dabei: Er war zu Emilys Schutz hier! Nach wie vor! Er musste sie davor bewahren, ihr großes Talent solch einer Schmutzkampagne zu opfern. Sie konnte nicht wollen, dass demnächst nicht mehr von der begabten Sängerin gesprochen wurde, sondern nur noch von der Frau, die den Namen derer von und zu Salenburg in einem Atem genannt hatte mit der Besetzungscouch eines schmierigen Musikproduzenten.
Berno beugte sich über sein Bett und wühlte so lange in den Kissen herum, bis er sein Handy gefunden hatte. Es half nichts! Er musste jetzt seinen Chefredakteur anrufen und sich sagen lassen, dass ausgerechnet Alex Traum, dem schon mindestens zwanzig Abmahnungen und etwa fünf Kündigungen angedroht worden waren, für die Close Up den dicksten Fisch aus dem Sumpf von Klatsch und Tratsch gezogen hatte. Berno schüttelte den Kopf, während er Piet Röders Nummer wählte. Bisher hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, wie Alex es geschafft hatte, die Milde des Chefredakteurs zu erlangen. Schon seit Wochen war nicht mehr die Rede davon, dass Alex Traum demnächst die Kündigung erhalten sollte. Piet Röder nörgelte zwar ständig an ihm herum, aber Konsequenzen zog er offenbar nicht mehr in Betracht. Alex war sogar ungeschoren davongekommen, als er nicht mitgekriegt hatte, dass er in einer Bar seinen Absacker genommen hatte, in der Franjo und Verona Pooth einen Ehestreit ausfochten. Und nichts war ihm geschehen, als er dem Chauffeur eines zwielichtigen Politikers auf die Beine geholfen hatte, nachdem der betrunken in den Rinnstein gefallen war, statt ihn erst mal zu fotografieren und ihm unfaire Fragen zu stellen, die er im nüchternen Zustand niemals beantworten würde.
»Verdammt!«, knallte es da an Bernos Ohr. »Ich habe schon hundertmal versucht, Sie zu erreichen! Wo stecken Sie?«
»Ich bin in Ihrem Auftrag unterwegs«, gab Berno vorsichtig zurück, denn er dachte nicht daran, Piet Röder die Last abzunehmen, ihn von der Exklusivstory zu unterrichten, mit der er selbst nichts zu tun haben durfte, sondern nur der völlig unfähige Alex Traum!
»Sie können zurückkommen«, brüllte Piet Röder ins Telefon. »Emily Funke ist auf Sylt gesehen worden! Die komplette Konkurrenz soll schon auf der Insel sein. Wieso erfahre ich das eigentlich als Letzter? Bin ich von Idioten umgeben?«
Berno ging zum Fenster zurück. »Aber Alex ist auf Sylt.«
»Diesen Trottel habe ich auch erst vor einer Viertelstunde erreicht!«, tobte Röder. »Der sitzt in einer Kneipe und lässt sich volllaufen! Und hat natürlich mal wieder nichts mitgekriegt! Aber jetzt habe ich ihn flott gemacht! Wenn der mir morgen keine gute Story liefert, dann kann er was erleben!«
Durch Bernos Kopf jagten die Gedanken. Keine Exklusivstory für die Close up ? Arbeitete Alex auf eigene Faust? Aber das ergab keinen Sinn!
»Sie können Alex zurückpfeifen«, hörte er sich ganz ruhig sagen und war selbst darüber genauso erstaunt wie Piet Röder. »Ich habe Emily Funke gerade gesehen. Sie ist … woanders.«
»Kaiser! Wenn das nicht stimmt …«
»Es stimmt!« Noch immer war Bernos Stimme so ruhig, dass er sich selber unheimlich wurde. »Was Sie gehört haben, muss eine Falschmeldung sein. Wo soll sie gesehen worden sein? In Keitum?«
»Nein, in Westerland. Im Hotel Roth!«
»Ausgeschlossen! Sie ist ziemlich
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