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Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Titel: Deine Stimme in meinem Kopf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deuticke
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staune, als sie sofort nach unten sinken. Und dann löst sich vermutlich die Beschichtung auf, denn das Wasser färbt sich rot. Wenn mich jemand sähe, würde er denken, ich bade in dem, was hätte sein können. Ich starre ins Wasser. Nein, das bin nicht mehr ich.
    Ich klettere aus der Wanne und ziehe den Stöpsel. Ich schöpfe die nackten Pillen ab, die sich nun in ihrer weißen Unterwäsche zeigen, und schütte sie in ihr Fläschchen zurück.
    Vier Stunden danach kommt mein Vermieter vorbei. Vier Stunden: Wahrscheinlich wäre ich noch gerettet worden. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht mit Leberschaden. Er hätte mich rausgeworfen. Ich gehe zur Tür, von oben bis unten voller Katzenhaare, weil ich in Juniors Nest im Wandschrank lag. Doch das fällt Scott nicht auf.
    » EMMA ! Du hast das Haus knallrot gestrichen!«
    »Entschuldigung ...«
    »Es sieht aus, als wären wir in einem sezierten menschlichen Organ, Emma! Du hast das Haus in dein gebrochenes Herz verwandelt!«
    Ich gehe nach oben, mache die Schranktür zu und setze mich mit meinen ausgelatschten Converse-Schuhen und meinen Gewissensbissen aufs Bett.
    »Sie fehlen mir«, sage ich zu den Wänden, aber eigentlich zu Dr. R, »schrecklich sogar.«
    Die Luft überbringt mir seine Antwort: »Ich weiß.«
    Das Pillenfläschchen wandert ins Schränkchen zurück, bis zum nächsten Mal, bis zum nächsten Lover, bis zum nächsten Leben. Oder eben, wenn nötig, bis zu den nächsten Kopfschmerzen.

35. Kapitel
    Ich werfe alles weg. Jedes Buch, das er geschickt hat, jeden Liebesbrief, jedes Gedicht, jedes Schmuckstück, das gerahmte Tiffany-Foto, das er mir gab, damit ich auf ihn aufpasste, wenn er fort war. Irgendwann mache ich zufällig das Gefrierfach auf und finde, ganz hinten, die kalorienarme Lasagne, die er mitbrachte, als er zum ersten Mal über Nacht blieb. Etwas hält mich davon ab, sie in den Müll zu werfen. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir, ich solle sie im Garten vergraben, ganz hinten, wo wir uns so viele Male geliebt haben. Das tue ich auch.
    Mein Fenster der Vernunft schwingt hin und her. Selbstmorde sind so tragisch, weil nichts sie verhindert hat. Ich merke, dass ich meine Medikamentendosis überprüfen lassen muss. Barbara empfiehlt mir Dr. K, doch der sitzt leider in San Francisco. Seit dem, was mir als Sechzehnjährige dort passiert ist, war diese Stadt für mich tabu.
    SB und Teeter waren vor zehn Jahren, nach meinem ersten Selbstmordversuch, bei mir. Dieser neue ist mein Zweites Vatikanisches Konzil. Neue Beschlüsse. Wir vergeben den Juden. Großes Bedauern. Meine Mutter wird einfliegen und uns dort treffen. Auf der langen Fahrt nach Norden will SB immer diese schmalzige amerikanische Musik hören und ich melancholische Popsongs aus England, irgendwas Nettes, vielleicht New Order. Ich setze mich durch, und wir merken, dass Männer auf den Zufahrtsstraßen nach San Francisco, die in ein Auto schauen, aus dem
True Faith
ertönt, enttäuscht sind, wenn drei Frauen darin sitzen. Teeter sitzt hinten, zusammen mit Buzzo, SB s Hund, der ein Halstuch umgebunden hat und nicht sehr glücklich wirkt.
    SB und Teeter schlagen ein Spiel vor, bei dem man das letzte Wort eines Filmtitels durch das Wort »Penis« ersetzen muss.
    Der weiße Penis
    Fluch des Penis
    Die Hochzeit meines besten Penis
    Als wir im Hotel sind, genehmige ich mir ein Bad, bei dem ich gleichzeitig BH , Slip und T-Shirt wasche, weil sie von der Fahrt verschwitzt sind. Und da sie sowieso von Hand gewaschen werden müssen, genau wie ich selbst, finde ich, dass sich das gut kombinieren lässt.
    SB kommt herein, weil sie aufs Klo muss. »Typisch Emma.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist schmutzig, deine Klamotten sind schmutzig, also setzt ihr euch zusammen in die Wanne und schmort in eurem eigenen Dreck.«
    »Oh, das hab ich nicht bedacht.«
    Gleich nach ihrer Ankunft ruft Mum aus dem Hotelkorridor an. »Hab mich verlaufen.« Da wir beide Sternzeichen Steinbock sind, beharrt sie darauf, dass ich eine Berg-Steingeiß bin, sie eine Flachland-Steingeiß.
    Mir fällt während dieser Reise auf, dass sie doch in mancher Hinsicht eine Siebzigjährige ist. Sie hat Probleme mit Sitzgurten, Geldautomaten und dem Reißverschluss ihrer eigenen Jacke.
    SB und Teeter ziehen los, um Spaß zu haben, Mum und ich bleiben im Hotelzimmer und spielen mit meinen Tarotkarten. Sie zieht mehrmals die Karte, die für Seelenpartner steht.
    »Das sind du und Dad«, sage ich, und irgendwie fuchst es mich, dass sie

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