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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Anjela tastete sich zum Grund des Beutels vor. Socken, Turnschuhe und ihre Jacke schimmelten dort vor sich hin. Ganz unten lag der Schlüsselbund. Sonst nichts. »Wo ist Rucksack?«
    Die Schwester sah von der Kurve auf. »Sie hatten keinen bei sich, als Sie eingeliefert wurden. Keinen Rucksack, keine Tasche, keine Papiere. Nur die Sachen, die Sie trugen.«
    Jemand hatte sie beklaut! Alexej oder die Schwestern und Ärzte? Anjela sprang aus dem Bett. »Ich hatten Rucksack. Mit Geld. Alles Geld, was ich verdient! Wo ist?« Den Beutel pfefferte sie der Schwester vor die Füße.
    »He, hallo! Beruhigen Sie sich. Im Übergabeprotokoll des Notarztes steht es schwarz auf weiß. Wir haben Sie zusammengeflickt und nicht bestohlen!« Jemand rief nach ihr. Schimpfend verließ sie das Zimmer.
    Wieder wurde ihr schwindlig. Sie ließ sich ins Bett zurückfallen. Das Geld war weg! Vielleicht hatte sie sich doch mit Alexej getroffen. Verdammt, warum konnte sie sich nicht erinnern?
    Anjela zog die Decke hoch. Ein Notarzt hatte sie hierher gebracht. Sie hatte versucht, sich umzubringen. Dr. Borchert hatte es ihr doch erzählt. Sie sind von der Leinthalerbrücke in die Isar gesprungen. Ein Jogger, der trotz des Regens unterwegs war, hat Sie rausgezogen.
    Anjela betätigte die Klingel. Die Schwester kam. »Ja?«
    »Wann hat Notarzt mich gebracht? Wie viel spät?«
    »Ne, oder? Wissen Sie, wie wir hier rotieren? Eine Kollegin ist krank, alle Betten sind belegt, und Sie wollen wissen, wie spät es war, als man Sie eingeliefert hat?«
    »Bitte. Ist wichtig für mich.«
    »Ich sehe nach, sobald ich Zeit habe.« Mit diesen Worten stellte die Schwester die Klingel ab und verschwand wieder.
    Was war geschehen, nachdem sie in die U-Bahn gestiegen war? Sie schloss die Augen. Vielleicht konnte sie sich so besser erinnern. Doch so sehr sie sich auch bemühte, ihre Erinnerungen brachen in der U-Bahn ab. Vielleicht war es besser, mit dem Morgen anzufangen. Mit dem Morgen des Tages, an dem sie sich von diesem gelobten Land hatte verabschieden wollen. Sie war aufgestanden. Frühstück mit Galina, dann nach Grünwald zur ersten Putzstelle. Ein alter Mann, der immer wieder versuchte, sie zu befummeln. Bei ihm war sie nur zwei Mal gewesen. Entschädigung dreihundert Euro, die sie ihm aus einer Schublade geklaut hatte. Und bye-bye. Danach nach Obermenzing, zu dem alten Ehepaar, das noch immer Händchen hielt. Die beiden waren süß und hatten mehr als sie. Ihnen fehlte das Geld nicht, das sie aus dem Versteck im Buffet genommen hatte. Anschließend nach Schwabing zur Kommandantin.
    Die Kommandantin. Etwas war geschehen. Dunkle Unruhe begann durch ihre Adern zu fließen. Gleichzeitig fühlte sie sich von einer Sekunde auf die andere kraftlos und müde, als könnte sie hundert Jahre schlafen, wie Dornröschen. Einfach schlafen. Wenn sie aufwachte, war alles wieder gut. Alles wieder gut.
    Sie drehte sich zur Seite und sah plötzlich die Kommandantin vor sich. Das bleibt aber unter uns. Das muss Elisabeth nicht erfahren. … Geldscheine … U-Bahn-Türen … eine blaue Plastikkarte … der umgestürzte Rollstuhl … Sie schreckte hoch. Die Kommandantin!
    Die Tür ging auf. Dr. Borchert kam herein, eine Krankenakte in der Hand. Die Haare waren noch immer zu lang und sein Lächeln noch immer nett. Er setzte sich auf die Bettkante. »Hallo Olia, wie fühlen Sie sich heute?«
    »Geht langsam besser.«
    »Und die Erinnerung kommt auch zurück?«
    Sie hatte sich vorbereitet und nickte.
    »Sehr schön. Die Damen in unserer Verwaltung sind nämlich inzwischen ziemlich böse auf mich. Ohne Personalien können sie keinen Vorgang anlegen, und ohne Vorgang können sie nicht mit der Krankenkasse abrechnen. Würden Sie das bitte ausfüllen?« Er reichte ihr ein Formular und einen Kuli.
    Anjela hatte mal in einer Putzkolonne gearbeitet, zusammen mit einer Polin. Deren Nachnamen lieh sie sich nun und wurde so zu Olia Rebeja, wohnhaft in Warschau. Sie ließ sich einen Straßennamen einfallen. Schwieriger wurde es mit der Krankenkasse. Sie kannte keine, also kreuzte sie an, dass sie privat versichert sei. Bis sie herausfanden, dass das nicht stimmte, war sie hier weg.
    Dr. Borchert überflog das Papier und schmunzelte. »Sie kommen nicht aus Polen, stimmt’s?«
    Rahat! »Natürlich. Ich von Warschau.«
    »Weshalb sprechen Sie dann nicht Polnisch?«
    Überrascht starrte sie ihn an. Verdammt, woher wusste er das?
    »Ein kleiner Test. Die Putzfrau ist Polin. Aber keine Sorge, ich

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