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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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du?«
    »Unglaublich schön, unglaublich liebenswert, unglaublich unkonventionell, unglaublich eben. Danke, dass du meinen Arsch gerettet hast, wenn ich das mal so salopp formulieren darf.«
    »Ich habe doch gesagt, dass ich nicht zusehe, wie dieser Mistkerl dich fertigmacht. Da bin ich einfach nicht der Typ für.«
    Er hätte sich das nicht getraut. »Warst du auch dabei?«
    »Bin ich doof? Natürlich nicht. Ich bin im Auto gesessen und habe das Gespräch sicherheitshalber aufgezeichnet.«
    »Xenia war verkabelt?«
    »Na klar.«
    »Das ist illegal, wie die ganze Nummer eigentlich.« Da waren sie schon wieder, seine Bedenken.
    Sie grinste. Ein paar Sommersprossen verschwanden in der Falte an der Nasenwurzel. »Nur für alle Fälle. Aber wir werden das nicht verwenden müssen. Xenia hat zwei Schauspielschülerinnen mitgebracht. Die waren klasse. Improvisationstheater.« Sie umarmte ihn und ließ die Hände hinunter zu seinem Po gleiten. »Es hat echt einen Heidenspaß gemacht, deinen süßen Arsch zu retten.«
    Er liebte dieses Funkeln in ihren Schokoladenaugen, das freche Grinsen, die Zufriedenheit, die sie nun ausstrahlte, und gab ihr einen Kuss. Die Wärme ihres Körpers, der Duft ihrer Haut und ihr Lachen weckten sein Begehren. Heute Abend würden sie feiern. Erst ein gutes Essen, danach eine Flasche Champagner, Bob Dylan und Norah Jones, ihre Haut an seiner. Er liebte sie. Sie war einfach die Frau fürs Leben.

56
    »Sie wollten meine Einschätzung. Hier ist sie: Der Samariter ist ein unsicherer Mensch und versucht das zu verbergen.«
    Beatrice Mével hatte sich den Blog angesehen und analysiert. Dühnfort saß ihr am Schreibtisch in ihrem Büro gegenüber. Heute trug sie einen moosgrünen Rolli. Der Haaransatz war nachgefärbt. Er schimmerte wieder kupferrot. »Er selbst hat ein anderes Bild von sich«, fuhr sie fort. »Er ist der good guy in diesem Spiel. Er sieht hin, wo andere wegsehen. Doch wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Das Überschreiten von Grenzen ist legitim, es dient der guten Sache. Er ist ein Ritter der Schwachen und Hilflosen. Doch es geht nicht um sie. In erster Linie geht es um sein schwaches Selbstbild, das er so stärkt. Er könnte ebenso gut ein militanter Tierschützer sein oder ein fanatischer Gegner eines Großbauprojekts. Daran sollten Sie denken. Sein Selbstwertgefühl steht im Zentrum dieser Aktionen, nicht die Sache, für die er sich einsetzt. Die Sprache seiner Blogbeiträge ist rastlos, beinahe getrieben und gelegentlich großmäulig. Er ist der Typ, der früher auf dem Schulhof gerne das große Wort führte, wenn es aber ernst wurde, als Erster kniff und die Drecksarbeit geschickt an andere delegierte. Eigentlich nicht unbedingt der Typ, der gewalttätig wird.«
    Dühnfort war beeindruckt, was sie aus diesen Texten herausgelesen hatte. Was ihn störte, war allerdings ihr letztes Statement. »Sie denken, er ist nicht der Täter?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen.« Beatrice Mével zupfte den Rollkragen zurecht. »Im Großen und Ganzen neigen solche Menschen nicht zur Gewalt. Es gibt natürlich Ausnahmen. Seine öffentliche Sprache, die er im Blog verwendet, steht übrigens in einem starken Gegensatz zum Tonfall der Mail an Sie. Da ist er wortkarg, beinahe schüchtern. Er gibt sich bedeckt, benützt Floskeln, und das hat einen Grund. Er wendet sich nicht an die anonyme Öffentlichkeit, sondern an einen Mann, der ihm gefährlich werden kann. Die Großmäuligkeit verschwindet. Er hat Angst, sich zu verraten.«
    Das würde erklären, weshalb er sich neuerdings so bedeckt hält und keine Mails und Blogbeiträge schreibt, überlegte Dühnfort.
    »Er kneift gewissermaßen, wie damals auf dem Schulhof«, fuhr Beatrice Mével fort. »Dasselbe bei der Mail an die Zeitung. Er fordert sehr zurückhaltend und bedacht in beinahe stereotypen Sätzen, die Sie immer wieder in den Medien finden können, eine Veränderung der Situation. Seine Vorschläge einer Pflegereform sind nicht neu. Sie werden regelmäßig diskutiert. Sobald er sich also aus der Deckung wagt, wird er unsicher. Deshalb sollten Sie vorsichtig sein. Unsicherheit schlägt schnell in Aggression um.«
    »Was mir nicht einleuchtet, ist nach wie vor die Tatsache, dass er seine Opfer unter seinen Schützlingen auswählt.«
    »Nachdem ich diesen Blog gelesen habe, würde ich sogar sagen, es passt mehr denn je. Denn es geht ihm erst in zweiter Linie um die Sache. Sein Ego steht im Zentrum dieser Beiträge. Da macht sich ein

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