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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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gerne.« Lächelnd legte Siegrid auf. Sie mochte es, wenn die Leute gute Manieren hatten und sich bedankten.
    Maria kehrte von ihrer Pause zurück. Mit ihr kam ein Hauch von Zigarettenqualm herein. »Du lächelst so versonnen. Heißer Telefonflirt?«
    »Quatsch. Es ging um einen Krankentransport. Eine Patientin wurde ohne Papiere und ohne Bewusstsein eingeliefert. Irgendwie müssen sie das ja mal abrechnen können.«
    »Du meinst Olia Rebeja? Deswegen haben sie doch gestern schon angerufen. Bei denen weiß auch einer nicht, was der andere tut.«
    Siegrid wollte die Datei schon schließen, als ihr Blick auf die Zeile mit den Einlieferungsdaten fiel. Dort stand, dass die Patientin vom Malteser Hilfsdienst gebracht worden war und nicht vom BRK . Schon wieder ein Fehler. Siegrid korrigierte ihn stillschweigend.

60
    Eine Schwester holte das Tablett mit dem Frühstück. Anjela rollte sich auf die Seite. Schon neun. In der vergangenen Nacht hatte sie schlecht geschlafen. Die Erinnerungen wühlten sich zurück an die Oberfläche. Sie sah ihre Hand mit der Plastikkarte vor sich, die sie zwischen Schloss und Rahmen schob, beobachtete, wie die Tür aufsprang, spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen. Hoffentlich hatte die Alte den Diebstahl noch nicht bemerkt.
    Lautlos schob sie sich in die Wohnung und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Im Wohnzimmer war der Fernseher lauter gestellt als vorhin, als sie gegangen war. Gut so, dann würde die Alte sie nicht hören. Es lief Reklame. Sie griff sich das Handy. Der Werbespot war vorbei. In dem nun folgenden Augenblick unvermuteter Stille vernahm sie ein ratschendes Geräusch. Ein Mann kam aus der Küche. Er zog den Reißverschluss eines weißen Overalls zu, während aus dem Wohnzimmer ein dumpfes Stöhnen in den Flur drang. Unwillkürlich wandte sie den Kopf. Die Kommandantin lag auf dem Boden. War sie wieder gestürzt? Der Mann kam auf sie zu. Wer war er? Was hatte er vor? Sie spürte die Gefahr, schnellte herum, wollte weg, doch noch bevor sie an der Tür war, traf sie ein Schlag. Ihr wurde schwarz vor Augen.
    Anjela schreckte hoch und riss die Augen auf. Die Erinnerung war wieder da.
    Zwei Schwestern erschienen und holten ihre Nachbarin zu einer Untersuchung ab. Das Bett wurde hinausgerollt, die Tür schloss sich hinter den dreien.
    Was war mit der Kommandantin? War sie tot? Und dann kam plötzlich die Erkenntnis, wie ein Schatten, der sich aus dem Nichts löste: Sie war nicht gesprungen! Er hatte versucht, sie in der Isar zu ersäufen wie eine Katze. Sie wäre jetzt tot, wenn sie nicht jemand aus dem Fluss gezogen hätte. Eine Welle von Dankbarkeit überrollte sie.
    Die Gewissheit, dem Tod nur durch einen Zufall entkommen zu sein, tat sich wie ein Schlund vor ihr auf, aus dem ihr mit heißem Atem die Wahrheit entgegenbrüllte: Du hast Glück gehabt! Du verdankst dein Leben der Gunst des Schicksals! Sie saß hier, eingepfercht in eine Rüstung aus Verbänden und Bandagen, einzig und allein, weil ein Mann bei Regen joggen war und dabei ausgerechnet zu einer bestimmten Sekunde einen bestimmten Ort erreicht hatte, nämlich diese Brücke. Wenn seine Frau ihn davon abgehalten hätte zu laufen, wenn er nur ein wenig schneller oder langsamer gewesen wäre, wenn er irgendwo eine Pause gemacht hätte, wenn er auf seine Füße und den Weg geguckt hätte anstatt zum Fluss, dann wäre sie jetzt tot. Eine ersäufte Katze in einem Fluss. So wie er das gewollt hat, dieser Mann.
    Wusste er, dass sein Plan nicht aufgegangen war, dass sie lebte? Sicher wusste er das! Wenn man eine Tote aus dem Fluss gezogen hätte, wäre das in der Zeitung gestanden. Vermutlich hatte er sie tagelang studiert, auf der Suche nach einem Artikel über eine angeschwemmte Leiche. Als der nicht kam, hatte er kapiert, dass sie lebte, dass sie in irgendeinem Krankenhaus lag. Er würde sie finden und töten, denn sie hatte ihn gesehen. Sie würde ihn wiedererkennen.
    Sie musste hier weg! Sofort. Anjela kämpfte die aufsteigende Panik nieder. Sie brauchte einen kühlen Kopf. Ihre Papiere waren weg und ihr Handy mit allen Nummern! Und auch ihr Geld. Okay. Nun war das auch klar: Sie hatte sich nicht mit Alexej getroffen. Er hatte am Stachusbrunnen vergeblich auf sie gewartet und war sicher total angepisst. Der Deal war geplatzt. Sergej lebte. Wut loderte in ihr auf. Eine Gnadenfrist für die Ratte. Er würde für alles zahlen, was er Olia und ihr angetan hatte. Dieser Dreckskerl! So viel war sicher.
    Sie musste hier weg. Aber

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