Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
Vom Netzwerk:
noch nicht zurück nach Chișinău. Erst wenn sie mit Sergej quitt war.
    Ihre Sachen und der Rest des Geldes befanden sich in der Wohnung. Es war gut versteckt im doppelten Boden der Reisetasche. Die musste sie holen. Dann brauchte sie eine neue Unterkunft. Sie setzte sich auf die Bettkante. Ihr wurde schwindlig. Sie atmete durch. Anziehen und verschwinden!
    Mist! Rahat! Warum hatte sie daran nicht gedacht? Ihre Kleider moderten in dieser Plastiktüte vor sich hin. Sie stanken entsetzlich. Die konnte sie nicht anziehen.
    Die Tür ging auf. Ihr Verbündeter kam herein. Dr. Borchert. Heute nicht lächelnd. »Guten Morgen, Olia.« Das war hier ihr offizieller Name, auch wenn er ihren richtigen kannte. Dachte er jedenfalls. Denn für ihn war sie wieder zu Elena geworden. Er zwinkerte ihr zu. »Wie fühlen Sie sich heute?«
    Sie zog die Schultern hoch und ließ sie fallen. Es ging ihr besser, doch es war ihr schon mal wesentlich besser gegangen. »Gedanken ist schwer. Purzeln durcheinander.«
    In der Hand hielt er eine Krankenakte, vermutlich ihre. Er setzte sich neben sie auf die Bettkante. »Kein Wunder. Die Schädelverletzungen waren schwerwiegend.« Er sah sie komisch an. Zweifelnd, als ob er ihr nicht traute oder gleich eine unangenehme Nachricht überbringen musste. »Multiple Frakturen. Ein derartiges Verletzungsbild habe ich noch nicht gesehen. Deshalb habe ich Ihren Fall mit einem erfahrenen Kollegen besprochen.«
    Was sollte das werden? »Und was denken Kollege?«
    »Er glaubt nicht, dass Sie von der Brücke gesprungen sind. Die Fraktur der Kalotte im Bereich des Hinterhauptbeins ist typisch für Schlagverletzungen.«
    Auch wenn sie nicht jedes Wort verstand: Dr. Borchert war offenbar zum selben Ergebnis gekommen wie sie. Jemand hatte sie niedergeschlagen und in den Fluss geworfen. Sie musste das runterspielen, sonst holte er die Polizei. Dann würde man sie abschieben, bevor sie mit Sergej fertig war.
    »Jemand hat Sie mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, meint mein Kollege. Sie müssen das Bewusstsein verloren haben. Alles andere wäre ein medizinisches Wunder.« Er griff nach ihrer Hand und sah sie nachdenklich an. »So, wie es aussieht, hat jemand versucht, Sie zu töten.«
    Sie gab sich bestürzt. »Nein. Nicht möglich. Sicher Unfall.«
    »Ich weiß, Sie wollen keinen Ärger. Trotzdem muss ich die Polizei einschalten.«
    »Nix Polizei. Bitte.« Flehentlich sah sie ihn an. Sein Pager piepte. Er nahm ihn aus der Tasche. »Man braucht mich. Ich werde darüber nachdenken. Bis später.« Mit einem aufmunternden Lächeln verschwand er.
    Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, sprang Anjela aus dem Bett. Er würde die Polizei holen. So viel war sicher. Sie stellte die Geräte aus, damit sie nicht Alarm schlugen, und zog die Infusionsnadel aus dem Handrücken.
    Ihre Klamotten konnte sie vergessen. Also musste sie sich welche borgen. Die von ihrer Bettnachbarin, der alten Dame. Vermutlich ausgebeulte Jerseyhose und bunte Polyesterbluse. Es war egal. Sie riss den Schrank der Alten auf, doch er war leer. Absolut leer. Eine Sekunde starrte Anjela hinein. Okay. Im Krankenhaushemd konnte sie hier nicht verschwinden. Wütend knallte sie die Tür zu und zerrte den Plastikbeutel mit den modrigen Sachen aus ihrem Spind. Eine Welle Übelkeit und Schwindel überrollte sie. Einen Moment klammerte sie sich an den Schrank, atmete durch, dann ging es besser. Sie musste langsamer machen, sonst klappte sie noch zusammen.
    Ihre Sachen waren beinahe trocken, doch sie müffelten entsetzlich. Sie zerrte die klamme kalte Jeans über die Beine und hätte beinahe gekotzt, als ihr der modrige Geruch in die Nase stieg. Der BH hatte dunkle Stockflecke. Ein Gefühl von glitschig kalter Kröte auf ihrer Haut. Das Sweatshirt fühlte sich nicht besser an. Sie stank schlimmer als jede Pennerin. Das hatte auch etwas Gutes. Kein Mensch würde ihr zu nahe kommen und jeder U-Bahn-Kontrolleur die Flucht ergreifen, denn sie musste schwarzfahren. Das hatte sie noch nie gemacht. Als Illegale fuhr man nicht schwarz, als Illegale machte man sich unsichtbar. Und nun würde sie so was von sichtbar sein. Alle würden sie anstarren. Vielleicht rief sogar jemand die Polizei. Die Socken warf sie weg und schlüpfte barfuß in die versifften Turnschuhe. Fertig.
    Vorsichtig spähte sie in den Flur. Niemand zu sehen. Der Lift kam grad hoch. Eine Frau stieg aus. Anjela hechtete hinein. Die Türen schlossen sich. Sie lehnte sich an die Wand und

Weitere Kostenlose Bücher