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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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und Geld, und der Alte hätte es doch ohnehin nicht mehr lange gemacht. Der Samariter beschrieb auch das Elend von Menschen, die daheim lebten, hilflos, krank, alleingelassen, die stürzten, sich die Knochen brachen und oft stundenlang auf dem kalten Boden lagen, bis endlich jemand ihre verzweifelte Lage bemerkte. Kirsten stand auf und öffnete das Fenster. Sie brauchte frische Luft.
    Der Samariter musste im Pflegebereich arbeiten. Anders kam er nicht an die Fotos. Pflegmatisch. Was für ein Titel. Phlegmatisch, automatisch. Irgendwo dazwischen lief offenbar in manchen Heimen die Pflege ab. Sie griff zum Telefon und rief Meo an. »Kannst du herausfinden, wer den Blog Pflegmatisch.tumblr.com betreibt?«
    »Tumblr? Könnte schwierig werden.«
    »Versuche es. Ich schicke dir den Link.«
    Sie sandte Meo die Mail und sah auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zum Meeting. Aus der Handtasche holte sie Puder, Lipgloss und den Taschenspiegel. Kleine Retusche. Als sie die Sachen zurücktat, fiel ihr Blick auf die Briefe. Blei legte sich in ihren Magen. Was hatten ihre Schwiegereltern sich jetzt wieder ausgedacht, um den Keil tiefer zwischen sie und Kathi zu treiben? Was hatte Kathi im Internat wieder angestellt, dass die Direktorin nicht anrief, wie sonst, sondern einen Brief schickte? Sie musste diesen Kampf führen, der ihr aufgezwungen wurde und der nun offenbar in eine neue Runde ging.
    Entschlossen öffnete sie das Schreiben der Schule, überflog die Zeilen und rang nach Luft, als sie verstand, was das zu bedeuten hatte. Ein Hausverbot. Man verbot ihr, Schulgelände und Schule zu betreten. Angeblich lag das im Interesse ihrer Tochter! Weshalb? Das schrieb die Christina Rudeloff nicht. Kirsten sollte Kathi nur noch in den Ferien sehen können. Da war sie meist bei Hannelore und Rüdiger. Die beiden wollten die volle Kontrolle.
    Und dann wusste sie es. Es stand glasklar vor ihr. Sie musste das Schreiben ihrer Schwiegereltern gar nicht erst öffnen. Es war klar, was es enthielt. Ein Hausverbot. Dennoch riss sie mit fliegenden Fingern den Umschlag auf.
    Liebe Kirsten,
    nach deinem Auftritt in Kathrins Schule sehen wir uns leider von dir genötigt, ein Hausverbot auszusprechen. Wir bedauern das sehr. Denn einen guten Kontakt zwischen Mutter und Tochter erachten wir als selbstverständlich. Doch offenbar ist dir nicht daran gelegen. Im Gegenteil. Du tust alles, um unsere Enkeltochter weiter zu destabilisieren. Der Kontakt mit dir tut ihr nicht gut. Deshalb werden wir ihn künftig einschränken und so weit unterbinden, wie es uns möglich ist. Daher untersagen wir dir, unser Haus und Grundstück zu betreten. Solltest du dich nicht daran halten, werden wir die Polizei rufen.
    Ihre Hände zitterten, als sie sich an den PC setzte, den entsprechenden Paragraphen googelte und die Ausführungen las. Es war unglaublich. Ihre Schwiegereltern kamen damit durch. Sie hatten das Hausrecht und durften unbegründet davon Gebrauch machen. Mit der Schule war das allerdings anders. In öffentlichen Einrichtungen setzte ein Hausverbot einen Verstoß gegen die Hausordnung voraus. In diesem Sinn konnte man ihr nichts vorwerfen. Doch war ein privates Internat eine öffentliche Einrichtung? Kirsten griff zum Telefon und rief in der Schule an. Es dauerte, bis sie zu Christina Rudeloff durchgestellt wurde. Sie zwang sich, die Ruhe zu bewahren. »Dieses Hausverbot … Wie ist es dazu gekommen? Ich schätze, Sie hatten Besuch von meinen Schwiegereltern.«
    »Frau Tessmann, glauben Sie mir, diese Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen. Aber es ist momentan im Interesse Ihrer Tochter, wenn Sie beide Abstand halten. Jedenfalls für einige Zeit.«
    »Sagt wer?«
    »Das geht aus dem psychologischen Gutachten hervor, das Ihre Schwiegereltern vorgelegt haben.«
    »Sie haben was vorgelegt?« Kirsten rang nach Luft.
    »Ein Gutachten. Kennen Sie es denn nicht?«
    »Wer hat das veranlasst?«
    »Sie. Dachte ich.« Die bis eben noch feste Stimme der Schulleiterin klang plötzlich unsicher. »Also davon bin ich ausgegangen. Wissen Sie etwa nichts davon?«
    Hannelore und Rüdiger mit ihren tausend Bekannten und Freunden. Ärzte, Richter und Anwälte. Einen von ihnen hatten sie also dazu gebracht, ein Gutachten zu erstellen. Hinter ihrem Rücken, ihr elterliches Sorgerecht missachtend. Das würden sie büßen! »Dieses Gutachten hat keine Gültigkeit. Es wurde ohne meine Zustimmung in Auftrag gegeben. Ich werde Kathi am Wochenende besuchen. Und Sie werden mich zu ihr

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