Dekan Diavolo
nicht will?« fragte sie wie ein trotziges Mädchen.
»Dann muß ich Gewalt anwenden.«
Dunja löste ihre Hände von den Knien und winkte Suko zu. »Nurdas nicht«, sagte sie. »Ich werde alles tun, was du willst.«
»Hoffentlich.«
Zum erstenmal meldete sich Gaby Wittmann wieder. »Sei auf der Hut, Suko! Die ist mit allen Wassern gewaschen!«
»Ich weiß.«
Er ließ die Mörderin nicht aus den Augen, die sich nach links beugte und einen Arm ausstreckte, um sich mit der gespreizten Hand abstützen zu können.
Sie stand auch auf, drehte sich noch weiter und wandte Suko dabei den Rücken zu.
Eine ungewöhnliche Haltung für jemand, der sich erhebt. Mißtrauen flammte ihn ihm hoch.
Es war gut so.
Plötzlich sprang Dunja in die Höhe. Ihr Körper streckte sich, und noch während des Sprungs wirbelte sie herum.
Gabys Ruf zerschnitt die Stille. Sie besaß den besseren Blickwinkel und schrie: »Sie hat ein Messer, Suko, sie hat ein Messer!«
Da hatte Dunja schon den rechten Arm gehoben. In der Hand hielt sie die Klinge, in die sich die Rose verwandelt hatte. Der Stahl war dunkel, trotzdem reflektierte er.
Suko sah nur eine Möglichkeit. Er ließ sich fallen, riß die Beretta hervor und feuerte.
Der Schuß peitschte auf, das Messer huschte aus der Hand der Mörderin, fegte über Suko hinweg und blieb zur Hälfte der Klingenlänge in einem Baumstamm stekken.
Suko hatte sich sofort weitergedreht, kniete dann und hielt die Waffe schußbereit vorgestreckt.
Er brauchte kein zweitesmal abzudrücken. Schon beim ersten Schuß hatte er getroffen.
Dunja stand vor ihm. Der Oberkörper war ihm zugeneigt. Beide Hände hielt sie auf eine gewisse Stelle gepreßt. Dicht unter dem Flerzen. Es war Zufall, daß die Kugel sie dort getroffen hatte. Alles war zu schnell abgelaufen, Suko hatte nicht mehr richtig zielen können. Dunja schwankte. Noch stand sie, aber das Zittern rann plötzlich durch ihre Gestalt. Es war wie ein Schlag, der sie getroffen hatte. Sie konnte sich nicht mehr halten. Das Gesicht zeigte tiefen Schmerz, dann fiel sie nach vorn.
Zweige fingen sie auf, bevor sie unter dem Gewicht des leblosen Körpers nachgaben.
Nach zwei Schritten war Suko bei ihr. Er beugte sich zu Dunja herab. Eine kurze Untersuchung reichte. Da war nichts mehr zu machen. Der Schuß hatte schlafende Vögel geweckt, die aufgeflattert waren, Schreie ausstießen und sich irgendwo anders wieder niederließen. Suko schüttelte den Kopf. Auch wenn Dunja eine eiskalte Mörderin gewesen war, das hatte er nicht gewollt.
Gaby Wittmann kam zu ihm. Sie konnte kaum sprechen, als sie fragte:
»Ist sie tot?«
»Ja, leider.«
Gaby nickte. Sie starrte auf den Rücken der Leiche. »Vielleicht ist es für sie persönlich sogar besser gewesen.«
»Nein, Gaby. Der Philosophie kann ich nicht folgen. Der Tod ist niemals gut. Es sei denn, jemand stirbt auf natürliche Art und Weise, um sich somit in den großen Kreislauf einzugliedern.«
»Wenn Sie meinen…«
»Das sehe ich tatsächlich so.«
»Was machen wir denn mit ihr?«
»Wir müssen sie zunächst liegenlassen. Vielleicht können wir später alles regeln.«
»Gut.« Gaby spürte Sukos Hand auf ihrer Schulter. »Hast du etwas entdecken können?«
»Ja, ich sah diesen verdammten Lastwagen, der uns fast gerammt hätte, und auch den Opel meines deutschen Freundes.«
»Was?«
»Sie sind schon hier, Gaby. Und sie sind tatsächlich schneller gewesen als wir.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen.«
»Vielleicht gibt es noch eine Abkürzung. Ich habe auch in den Wagen hineinschauen können. Er ist leer.«
»Dann sind die beiden im Haus?«
»Alles deutete darauf hin.« Er schaute Gaby an. »Was wir vorhaben, ist gefährlich, besonders für dich.«
Heftig schüttelte sie den Kopf. »Ich weiß schon, was du willst, aber ich werde meinen Plan nicht ändern. Ich bleibe bei dir. Außerdem kenne ich die Schleichwege.«
»Man wird wissen, daß wir unterwegs sind. Ich glaube kaum, daß Dunja auf eigene Faust gehandelt hat.«
»Sie war doch allein.«
»Stimmt, aber…« Jetzt war auch Suko nachdenklich geworden. »Du könntest recht haben, Gaby. Unter Umständen hat sie keinen anderen ins Vertrauen gezogen.«
»So etwas traue ich ihr zu!«
»Für uns wäre es besser.«
Gaby Wittmann sah sehr nachdenklich aus. »Ich weiß nicht, was überhaupt gut ist. Diese jungen Menschen sind verblendet, und ich habe dabei mitgeholfen.«
»Keine Vorwürfe jetzt. Sie haben den Weg zur rechten Zeit verlassen.
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