Delete: Thriller (German Edition)
gut, ich mache dich los, aber nur, wenn du versprichst, dass du mich dann erschießt!«
»Wenn du unbedingt willst.«
»Schwöre es!«
»Also gut, ich schwöre. Auf das Leben meiner Mutter. Reicht das?«
Er stand auf und verließ den Raum. Kurz darauf kam er zurück und öffnete die Handschelle an ihrem Fußgelenk. Sie war frei! Mina unterdrückte den Schluchzer der Erleichterung. Sie erhob sich, die Waffe auf ihn gerichtet, immer damit rechnend, dass er es sich anders überlegen und sich auf sie stürzen könnte.
»Jetzt schieß endlich!«, schrie er.
Sie hob die Waffe und streckte die Arme aus. Er schloss die Augen.
Sie bückte sich und ließ die Handschelle über seinem Fuß zuschnappen. Den Schlüssel zog sie ab und steckte ihn ein.
Er riss die Augen auf.
»Was … du Schlampe! Du hast es geschworen!«
Er sprang auf und wollte sich auf sie werfen, doch bevor er sie erreichte, hielt ihn der Betonklotz an seinem Bein zurück und sie war aus dem Raum.
Bloß raus aus dieser Hölle! Vorsichtig schob sie die Pistole in ihre Gesäßtasche. Da sie keine Ahnung hatte, wie man die Waffe sicherte, konnte sie nur hoffen, dass sich nicht versehentlich ein Schuss löste. Dann kletterte sie so schnell sie konnte die Leiter im Schacht hinauf. »Bleib hier, du Miststück!«, schrie er ihr verzweifelt hinterher. »Du kannst nicht einfach abhauen! Oh, du Schlampe! Bitte, Mina! Bitte, komm zurück!«
»Ich werde zurückkommen, du Schwein, verlass dich drauf!«, rief sie zu ihm hinab. »Und zwar mit der Polizei!«
Der Bunkereingang war mit einer schweren Betonscheibe abgedeckt. Doch es gelang ihr, sie hochzustemmen. Ein halber Mond schimmerte zwischen den Wolken hervor. Mina kroch aus dem Schacht und rannte über die Lichtung auf den Waldrand zu – in Richtung des Weges, auf dem er sie hergebracht hatte, wie sie hoffte. Erst im Schatten der Bäume verlangsamte sie ihre Schritte und spürte Tränen der Erleichterung über ihre Wangen strömen.
Der dichte Wald erschwerte die Orientierung. Es dauerte eine Weile, bis sie tatsächlich den Weg erreichte. Sie folgte den Reifenspuren durch den nächtlichen Wald. Sie zitterte vor Kälte und ihre Wunde schmerzte höllisch, doch sie hätte laut singen können vor Freude. Sie lebte! Sie war frei!
Als sie die Einmündung auf eine Landstraße erreichte, graute bereits der Morgen. Ein Auto kam. Sie sprang auf die Straße, genau vor den Wagen, der mit beträchtlicher Geschwindigkeit auf sie sie zuraste und die Scheinwerfer aufblendete. Eindringliches Hupen. Das Quietschen der Bremsen. Ein Mann um die fünfzig sprang vor ihr aus dem Wagen.
»Sind Sie wahnsinnig? Sie …« Er verstummte, als er Minas verletzten Arm sah. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Ich wurde entführt. Bitte bringen Sie mich sofort zum nächsten Polizeirevier!«
59.
Eisenbergs Diensthandy riss ihn aus einem düsteren Traum, der sich rasch im Nebel des Vergessens verflüchtigte. Viertel vor sechs. Sein Wecker hätte ohnehin in zehn Minuten geklingelt.
»Eisenberg?«
»Christine Bergmann von der Polizeiinspektion Bernau. Guten Morgen, Herr Hauptkommissar. Die Einsatzbereitschaft des LKA hat mir Ihre Handynummer gegeben. Wir haben hier eine Zeugin namens Mina Hinrichsen, die mit Ihnen sprechen möchte. Sie sagt, sie sei entführt worden. Ein Berufspendler hat sie verletzt in der Nähe von Dornswalde aufgegriffen.«
»Verletzt? Wie schwer?«
»Nur eine Schnittwunde am Oberarm, aber sie hat sich entzündet. Der Notarzt sagt, sie muss in ein Krankenhaus, damit die Wunde ordentlich versorgt werden kann. Aber sie wollte erst mit Ihnen sprechen. Sie sagt, der Entführer sei noch dort.«
»Dort? Wo?«
»Am besten, ich gebe sie Ihnen direkt. Dann können Sie entscheiden, was zu tun ist.«
»Ja, gut.« Er sprang aus dem Bett und hastete zu dem kleinen Schreibtisch, wo Notizblock und Stift bereitlagen.
»Herr Eisenberg? Mina Hinrichsen hier.«
Bis jetzt war er sich nicht sicher gewesen, ob er die Kollegin richtig verstanden hatte. Doch es war ihre Stimme, eindeutig.
»Frau Hinrichsen! Ich … wie geht es Ihnen?«
»Ich bin okay. Nur eine Schnittwunde. Aber Sie müssen schnell herkommen und den Scheißkerl festnehmen!«
»Wen?«
»Den, der mich entführt und Thomas Gehlert umgebracht hat. Er heißt Julius Körner.«
»Wo ist er jetzt?«
»In einer unterirdischen Bunkeranlage irgendwo in einem Waldstück. Ich weiß leider nicht genau, ob ich dort noch mal hinfinde.«
»Kein Problem, wir finden raus, wo
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